Alle bisherigen Forschungen zur Migration deuten darauf hin, dass die erste Möglichkeit die wahrscheinlichere ist. Ein Vergleich mit den Trojaner-Beobachtungen ist allerdings schwierig. Man kennt heute ja erst sechs Exemplare. Von denen haben 2 kleine Inklinationen, zwei liegen im mittleren Bereich und zwei Werte sind hoch. Wenn man diese spärlichen Daten verallgemeinert, dann müsste die Anzahl der ursprünglichen Trojaner viel kleiner sein als die in der Scheibe, die Neptun durchquert hat. Denn im nichtchaotischen Szenario ist Neptun wesentlich effektiver darin, seine schon vorhandenen Trojaner zu behalten als neue Trojaner einzufangen. Um also keinen Überschuß an “kalten” Trojanern zu produzieren – die ja aus der ursprünglichen Population stammen – müssen davon anfangs weniger da gewesen sein. Die Autoren schätzen, dass die Gesamtmasse der ursprünglich geformten Trojaner drei Größenordnungen kleiner sein müsste als die der Objekte in der Scheibe.

Aber ohne mehr Beobachtungsdaten über die Neptun-Trojaner zu haben lassen sich vorerst noch keine verbindlichen Aussagen über ihre Herkunft machen. Wir werden die Resultate der laufenden und zukünftigen Beobachtungskampagnen abwarten müssen (Missionen wie WISE, PanSTARRS oder GAIA werden hier sicher viele Daten liefern) um die Ergebnisse dieser Simulationen richtig einordnen zu können.

Sehr viel besser hat man verstanden, wie die Trojaner ihr Leben beenden – aber dazu mehr im nächsten Teil.


P. S. Lykawka, J. Horner, B. W. Jones, & T. Mukai (2009). Origin and Dynamical Evolution of Neptune Trojans – I: Formation and

Planetary Migration MNRAS 398, 1715-1729 (2009) arXiv: 0909.0404v2

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Kommentare (3)

  1. #1 Bullet
    26. Februar 2010

    Puh. Ihr sturen Dogmatiker und Ersenzähler. Könnt ihr denn nicht einmal die WAHRHEIT© schreiben? (Die in diesem Fall … äh…. ach ja: darin besteht, daß es gar keinen Neptun gibt – der ist nur eine Theorie. )

    Waaah… ich fühl mich ja schon gesteinigt. *renn*

    Nee, mal im Ernst: iich finds ja schon toll, mal wieder was über echte Wissenschaft zu lesen. Solche Themen über ‘hard facts’, in denen über haufenweise Tellerränder hinausgelinst wird, werden komischerweise nie von VT’lern geflamt. 🙂
    Aber eine Frage zu den L-Punkten hab ich trotzdem: darf ich mir die als Vektorfelder vorstellen, in deren Zentren (also genau an den L-Punkten) kräftefreie Bedingungen herrschen und ein Kräftegradient radial sphärisch nach außen zeigt? Oder nach innen? Oder gibt es da noch andere einschränkende Bedingungen (oder mach ich mir ein überhaupt ganz falsches Bild davon)?

  2. #2 Christian A.
    26. Februar 2010

    Die Lagrangepunkte 1 bis 3 sind instabil, da wird jeder Körper, den man nicht perfekt auf den Punkt packt, nach außen driften. Die letzten beiden Lagrangepunkte sind anders: Die sind stabil.

    Die Begründung dafür ist allerdings nicht ganz einfach, denn sie beinhaltet die Corioliskraft 😉 Der Wikipedia-Artikel zu den Lagrangepunkten ist ganz nett, dort hat man auch eine Darstellung des effektiven Potentials (effektives Potential: Gravitationspotential und Zentrifugalpotential zusammengenommen). Die L1 bis L3 sind Sattelpunkte; stabil in einer Richtung, instabil in der dazu senkrechten Richtung. Die L4 und L5 sind eigentlich instabil, d.h. sie stellen Maxima des effektiven Potentials da. Lustigerweise sind sie trotzdem stabil! Das liegt daran, dass beim wegdriften die Corioliskraft den Körper wieder in Richtung Lagrangepunkt treibt.

    Lustige Sache!

  3. #3 Florian Freistetter
    26. Februar 2010

    @Bullet – Ja, Wikipedia erklärt das recht gut. Schau mal, ob dir das hilft – ansonsten pack ich die Lagrangefunktionen aus 😉