Ich weiß schon – die Gläubigen und die Kuschelatheisten werden wieder meckern. Einerseits über die Aktion, über die ich berichte und andererseits das ich darüber berichte. Aber ich halte das, was sich die Atheisten an der Universität von Texas in San Antonio einfallen haben lassen für eine sehr gute Aktion. Dort kann man man heute seine Bibel (oder seinen Koran bzw. seine vedischen Schriften) gegen Pornografie eintauschen.
Ok – Pornohefte muss man meiner Meinung nach genauso dringend besitzen wie religiöse Schriften. Aber darum gehts der Gruppe mit dem Namen “The Atheist Agenda” ja auch gar nicht. Sie wollen mit ihre Aktion “Smut for Smut” (die auch schon in den vergangenen Jahren stattgefunden hat) darauf aufmerksam machen, dass auch die Texte der Bibel nicht unbedingt ohne sind…
Das festzustellen reicht ein Blick in die Skeptics Annotated Bible unter dem Stichwort “Sex”…
Das in der Bibel von Sex geredet wird ist ja auch gar nicht tragisch. Die Bibel handelt von Menschen und Menschen haben Sex. Aber von religiöser Seite wird ja gerne behauptet, dass Religion und religiöse Texte eine wichtige oder gar die einzig wichtige Grundlage für menschliche Moral und Werte darstellen. Ohne Religion würde Anarchie herrschen (irgendwann muss ich auch mal was zur mißbräuchlichen Verwendung des Wortes “Anarchie” schreiben…) und nur Religion können in den schlimmen Zeiten von heute ein gewissen Moral sichern.
Das ist natürlich völliger Unsinn. Ein Mensch ohne Religion ist nicht unmoralischer als ein religiöser und Werte und Moral der Religion sind genauso subjektiv und menschengemacht wie alles andere.
Die Bibel und andere religiöse Texte werden zwar immer als “Anleitung für ein moralisches Leben” oder ähnliches dargestellt. Aber wer wirklich allen Regeln, Gesetzen, Vorschriften und Beispielen der Bibel folgen möchte, der wird vermutlich sehr schnell für sehr lange Zeit im Gefängnis landen (dazu kann ich das Buch “Die Bibel und ich: Von einem, der auszog, das Buch der Bücher wörtlich zu nehme” empfehlen). Die Bibel ist ein Sammelsurium aus Jahrhunderte oder Jahrtausende alten Texten und dementsprechend heute in weiten Teilen nicht mehr zeitgemäß. Und natürlich wäre es absurd, allen ihren veralteten Regeln zu folgen. Die Menschen müssen also zwangsweise eine Auswahl treffen und darüber nachdenken, welchen biblischen Geboten es sich zu folgen lohnt und welchen nicht. Die Interpretation der Bibel setzt also schon eine existierende Moral voraus. Das sagte auch Thomas Jackson, einer der Organisatoren in einem Interview anläßlich einer früheren “Smut for Smut”-Aktionen:
“Well, morality is not derived from religious texts. Religious texts actually contradict each other. If you read the Bible, it contradicts itself on nearly every page. And the fact that people can decide which one to go with shows that they are getting their morality from somewhere else.”
Die meisten Menschen wissen auch oft gar nicht, was alles so in der Bibel steht. Darauf aufmerksam zu machen ist auch ein Ziel der Bibel-Austauschaktion:
“Well, we have Bronze Aged tribal nonsense, these things written by people in tents ages ago, and we’re using this to renounce science standards in our classrooms in America. We’re using it to kind of influence our political agenda. And we’ve read it. Atheists actually tend to be rather knowledgeable about scripture, and we are using this as a medium to get people to know what’s actually within the religious text that they hold so dear.”
Eine interessante Aktion! Ob so etwas auch in Deutschland möglich wäre?
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