• In der nördlichen Hemisphäre von Lutetia muss es eine große Oberflächenunregelmäßigkeit – z.B. einen Krater – geben die bis zu 20% der beobachteten Oberfläche einnimmt – das folgt aus den Spektren von Perna et al.
  • Belskaya und ihre Kollegen bestätigen das: die Form von Lutetia sollte “nicht-konvex” sein, um die beobachteten Lichtkurven zu erklären. Das bedeutet, dass ein großer Krater die Oberfläche des Asteroiden dominiert.
  • Aus den Beobachtungsdaten folgt auch, dass die Beschaffenheit der Oberfläche des Asteroiden variert, was die mineralogischen Eigenschaften angeht und zumindestens teilweise von Staub bedeckt ist der Korngröße kleiner als 20 Mikrometer hat.
  • Die Zusammensetzung von Lutetia soll außerdem den sogenannten kohligen Chondriten ähneln. Das ist eine spezielle Gruppe von Steinmeteoriten die einen hohen Anteil an Kohlenstoff aufweisen.

Interessante Vorhersagen! Und hier sieht man auch mal schön, wie Vorhersagen tatsächlich aussehen sollten! In meinem Blog beschäftige ich mich ja auch oft mit Astrologen, Prophethen und anderen Vertretern der wahrsagenden Zunft. Die behaupten zwar immer, sie können irgendwas vorhersagen – aber das ist natürlich Unsinn. Die sollten sich mal ein Beispiel an den Wissenschaftlern nehmen! Da lernt man, was eine echte Vorhersage ist. Erstmal muss sie konkret sein! Also z.B.: “Die nördliche Hemisphäre von Lutetia wird von einem großen Krater dominiert” und nicht sowas wie “In der zweiten Jahreshälfte kann es im Pazifikraum ein Erdbeben geben”. Die Wissenschaftlichen Vorhersagen sind auch klar überprüfbar und sie es ist völlig nachvollziehbar, wie sie zustande gekommen sind (und sie stimmen auch noch mit dem überein, was andere Astronomen vorhersagen). Und schließlich werden die Leute nicht so tun, als wäre nichts gewesen wenn sich ihre Vorhersagen als falsch herausstellen! In ein paar Monaten wird Rosetta Lutetia nahe kommen und genau beobachten können, wie es dort aussieht. Dann werden wir wissen, ob die Vorhersagen von Belskaya, Perna und Kollegen richtig oder falsch waren. Wenn sie richtig waren, werden sie sich – verdientermaßen – freuen. Und wenn sie falsch gelegen sind, dann werden sie probieren herauszufinden, warum das so ist. Denn die Irregularitäten in den Beobachtungsdaten verschwinden ja nicht und müssen trotzdem erklärt werden.

Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt, ob Lutetia wirklich so einen dominanten Krater hat oder nicht!


I. N. Belskaya, S. Fornasier, Yu. N. Krugly, V. G. Shevchenko, N. M. Gaftonyuk, M. A. Barucci, M. Fulchignoni, & R. Gil-Hutton (2010). Puzzling asteroid 21 Lutetia: our knowledge prior to the Rosetta fly-by Astronomy & Astrophysics arXiv: 1003.1845v1

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Kommentare (5)

  1. #1 Bullet
    11. März 2010

    Und dazu kommt: wenn diese Voraussagen wirklich zutreffend sind, kann man die Methoden der Wissenschaftler als bereits experimentell bestätigt annehmen und bei anderen Objekten auf die gleiche Weise verfahren, weil man ja dann weiß, daß man nicht nur im Trüben fischt. Denn Voraussagen, die zutreffen, helfen mit, zukünftige Voraussagen noch beser zu machen – ein Umstand, der in der x-tausendjährigen Praxis der Astrologie offenbar noch nie angewendet wurde (das ist allerdings kein Wunder!).

  2. #2 Mic Hunger
    11. März 2010

    So ein Verfahren ist doch sicher vorher mit einem bekannten Objekt getestet und abgeglichen worden? Sonst wäre eine so exakte Vorhersage (“Nördliche Hemisphäre wird von Krater dominiert”) doch recht kühn. Ich bin jedenfalls auch gespannt.

  3. #3 Florian Freistetter
    12. März 2010

    @Mic Hunger: “Sonst wäre eine so exakte Vorhersage (“Nördliche Hemisphäre wird von Krater dominiert”) doch recht kühn.”

    Naja – man weiß ja aus der Rotationsphase, welche Seite des Asteroiden man gerade “sieht”. Da kann man das schon halbwegs lokalisieren.

  4. #4 pikarl
    6. Juli 2010

    Sehr gute Zusammenfassung, Florian, danke. Auch deine Meinung zu den astrologischen Vorhersagen teile ich grundsätzlich. Als Geologe kann ich jedoch bestätigen: Es wird in der zweiten Jahrtausendhälfte im Pazifikraum ein Erdbeben geben. Diese Vorhersage ist zwar nicht exakt aber ihre Eintrittswahrscheinlichkeit liegt dennoch bei 100%.

  5. #5 pikarl
    6. Juli 2010

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