Die Geschichte um die Politikwissenschaftlerin Claudia von Werlhof und ihre Behauptung, die USA hätten Haiti mit einer Erdbebenwaffe angegriffen um so dort eine “Besetzung” zu rechtfertigen wird immer absurder. Nun bekommt sie auch noch Unterstützung von der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ).
Roland Steixner, Mitglied des Bundesvorstandes der KPÖ, hat sich im Internet zu Wort gemeldet. So wie Frau von Werlhof scheint auch er sich kaum an der an der falschen Wissenschaft der Frau von Werlhof zu stören:
“Die Reaktionen aus den akademischen Kreisen auf Werlhofs Aussagen sind bezeichnend für unsere akademische „Elite”. Tatsächlich geht es nicht um den wissenschaftlichen Gehalt einer Aussage, sondern um Forschung im Sinne von Konzernen.“
Auch Steixner scheint nicht allzuviel Ahnung von Geophysik zu haben:
“Dass die Kurzwellen Erdbeben in geologischen Störungszonen provozieren können ist ebenso belegt, wie die Tatsache, dass mit Hilfe der Kurzwellen die Ionosphäre aufgeheizt werden kann, was zu einer Manipulation der Großwetterlage führt. So könnte beispielsweise die Temperatur der Arktis über längere Zeiträume erhöht werden und dadurch das Meereis schneller schmelzen und so der Weg für die Ressourcen frei werden. Das Problem bei solchen Annahmen ist lediglich, dass sie kaum zu beweisen sind.”
Ja – fies, nicht? So schön wäre die Verschwörungstheorie von den bösen Amerikanern die die Welt per Erdbeben und Wettermanipulation im Griff haben. Wenn da nicht die blöde Sache mit den Belegen wäre…
Ich habe eine Frage an sie, Herr Steixner: Wo sind Belege dafür, dass man mit Kurzwellen Erdbeben in geologischen Störungszone auslösen und die Großwetterlage und die Arktis schmelzen lassen kann? Sie sagen, das wäre “belegt”. Diese Belege würden mich interessieren.
Aber Herr Steixner geht lieber zu anderen Themen über:
“Bekannt ist aber, dass es Manipulationen im Wettergeschehen gibt. Die Manipulationen im Rahmen der Olympischen Sommerspiele sind bekannt. Die Beschießung von Wolken mit Silberjodid, um sie an der gewünschten Stelle abregnen zu lassen, gehört zum Standardrepertoire moderner Wettertechnik.”
Ja – und? Niemand wird bestreiten, dass es diese Arten der kleinräumigen Wettermanipulation (“Wolkenimpfen”) gibt. Aber um das geht es doch auch gar nicht. Es geht um die Behauptung, dass die USA Haiti mit einer Erdbebenwaffe angegriffen haben. Die Tatsache, dass man Wolken künstlich zum Abregnen bringen kann, ist kein Beleg für diese Behauptung.
Ein kleines bisschen lachen musste ich bei diesem Satz von Steixner:
“Werlhof wird Unwissenschaftlichkeit vorgeworfen, weil sie Mutmaßungen anhand von belegbaren Fakten anstellt, während Karlhofer und Co. in der österreichischen Presse als Polit-Auguren fungieren und mit Mutmaßungen aufwarten die in ihrem Gehalt weitaus weniger wissenschaftlich sind als die Überlegungen Werlhofs.”
Ok – ich gebs zu. Es war mehr als “ein kleines bisschen lachen” 😉 Für die Behauptung, die USA hätten Haiti mit einer Erdbebenwaffe angegriffen existiern also “belegbare Fakten”? Warum bekommt man die dann nirgends zu sehen? Die ganze Aufregung könnten wir uns sparen, wenn endlich mal jemand diese “Fakten” auf den Tisch legt.
Herr Steixner kritisiert mich übrigens auch persönlich. Ich habe damals in meinem Artikel gesagt:
“Ich bin nur Astronom und kann über eine “kritische Patriarchatstheorie” nichts sagen. Aber das ist auch völlig unerheblich – denn die Entstehung von Erdbeben wird von der Geophysik erforscht. Und der sind “kapitalistisches Patriarchat” und ähnliches völlig egal. Da kann die USA noch so böse sein und patriarchalisch und kapitalistisch und ausbeuterisch und was auch immer: das alles wird ihr nicht dabei helfen, Erdbeben zu erzeugen. Die Geophysiker wissen heute sehr gut, wie Erdbeben entstehen und wie sie nicht entstehen. Zum Beispiel können sie definitiv nicht durch Atmosphärenforschung entstehen, wie sie in der HAARP-Anlage von Alaska stattfindet.”
Argumentation ohne Ideologie kann sich Herr Steixner anscheinend nicht vorstellen, denn er antwortet mir:
“Eben diese Ausbeutungsverhältnisse sind der Geophysik nicht egal, denn viele GeophysikerInnen verdienen ihr Täglich Brot z.B. damit, über die Vorkommnisse von Erdöl in der Arktis zu forschen. Dafür sponsern Erdölfirmen diese Projekte kräftig.”
Herr Steixner: es ist mir vollkommen egal welche Ideologie sie hier mit Frau von Werlhofs Thesen verbinden. Es ist der Wissenschaft vollkommen egal. Die Realität der Natur kümmert sich nicht um Ausbeutungsverhältnisse, Klassenkampf, Abhängigkeiten und ähnlichen Kram. Selbst wenn die bösen Erdölfirmen (gehören die jetzt alle den USA?) die Geophysiker mit vorgehaltener Waffe zwingen würden, eine Erdbebenwaffe zu entwickeln, dann würde das nichts bringen. Das wäre in etwa so, als würde man sich ein paar Ingenieure suchen und die zwingen wollen, ein Auto zu bauen, dass auf 100 Kilometer nur einen Viertelliter Wasser verbraucht, komplett aus recycelbaren Materialien besteht und insgesamt für 100 Euro pro Stück verkauft werden kann. So toll sowas auch wäre – es wird nicht passieren; egal in welchen Ausbeutungsverhältnissen und Abhängigkeiten die Ingenieure stehen.
Es geht hier nicht um irgendwelche Ideologien! Es geht um Wissenschaft! Und diese Wissenschaft sagt klar und deutlich, dass es nicht möglich ist, eine Waffe zu bauen, mit der man per elektromagnetischer Strahlung von Alaska oder Skandinavien aus ein Erdbeben in der Karibik auslösen kann (bzw. irgendwo ein Erdbeben auslösen kann). Das ist doch nicht so schwer zu verstehen, oder doch? Frau von Werlhof sagt, die USA hätten eine Erdbebenwaffe eingesetzt. Ob so eine Waffe tatsächlich existieren kann, ist eine Frage, die wissenschaftlich untersucht und beantwortet werden kann. Und die Antwort ist: Nein, so eine Waffe existiert nicht. Ernsthaft, Geophysiker wissen wie Erdbeben entstehen und sie wissen, wie sie nicht entstehen. Das lässt sich nachprüfen – irgendeinen Geophysiker der nicht unter dem Einfluss der Erdölindustrie steht wird sich doch wohl auftreiben lassen, oder?
Ob ich Frau von Werlhofs Ideologie zustimme oder nicht ist völlig unerheblich für meine Kritik! Wenn sie aber ihre “Theorien” mit naturwissenschaftlichen Aussagen untermauern will und diese Aussagen sich aber als kompletter Unsinn herausstellen (und im Allgemeinen so nur bei Verschwörungstheoretikern zu finden sind) – und wenn Frau von Werlhof diese Aussagen dann noch in ihrer Rolle als Universitätsprofessorin in der Öffentlichkeit tätigt: dann darf sie sich nicht wundern, wenn sie kritisiert wird. Nochmal: ich kritisiere nicht Frau von Werlhofs politikwissenschaftliche Thesen zur Frauenforschung (dazu müsste ich mich erst detailliert damit auseinandersetzen). Ich kritisiere, dass sie basierend auf falschen naturwissenschaftlichen Fakten Verschwörungstheorien verbreitet. Ich kritisiere, dass sie sich nun darauf beschränkt, ihren Kritikern politische Motive vorzuwerfen anstatt sich endlich mal mit der naturwissenschaftlichen Basis ihrer Aussagen zu beschäftigen.
Wissenschaft lebt von der Überprüfung! Das was der eine Wissenschaftler sagt, wird von anderen Wissenschaftlern überprüft. Ohne diese Prüfung würde Wissenschaft nicht funktionieren. Frau von Werlhof möchte anscheinend an diesem Vorgang nicht teilnehmen. Dann darf sie sich auch nicht wundern, wenn man ihr mangelnde Wissenschaftlichkeit vorwirft!
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