Vorgestern waren meine Eltern zu Besuch und haben mir netterweise eine Schnellkochtopf mitgebracht. Praktischerweise mit der originalen Bedienungsanleitung (ich will ja nicht, dass mir das Ding in der Küche um die Ohren fliegt). Mit dabei war auch noch ein “Garantie-Scheckheft”. Die Garantie ist zwar schon 1983 abgelaufen – interessant war es aber trotzdem.

Denn in diesem Scheckheft fand sich auch eine kleine Meinungsumfrage die man gemeinsam mit der Garantie-Anmeldung ausfüllen und einsenden sollte.

Man beachte Frage 8 und Frage 9:

i-b8376bbc210eb93244c7d07afa788e32-kochtopf-thumb-500x375.jpg

In Sachen Gleichberechtigung muss zwar auch heute noch sehr viel gemacht werden – seit 1982 sind wir aber doch ein Stückchen weitergekommen. Obwohl – ich erinnere mich da an ein Kochbuch, dass ich irgendwann um 2003 gekauft habe und dessen Einleitung mit der Begrüßung “Liebe Hausfrau! Lieber Hobbykoch!” begann… Was Haushalt und Küche angeht, ist unsere Gesellschaft vielleicht doch noch nicht so fortschrittlich, wie man denken möchte.

Kommentare (27)

  1. #1 deeceee
    25. März 2010

    Erinnert mich an ein Schulbuch, das ich auf dem Dachboden meiner Großeltern gefunden habe. Meine Tanten hatten in der Schule noch “Physik für Hausfrauen” 😀

  2. #2 Mocca
    25. März 2010

    Aber überseht nicht, dass die Meinungsforscher es interessant fanden, danach zu fragen, ob die Hausfrau den Topf evtl. ganz eigenständig gekauft hat.

  3. #3 Florian Freistetter
    25. März 2010

    @Mocca: Interessant auch, dass die Meinungsforscher anscheinend davon ausgehen, dass ausschließlich Hausfrauen Schnellkochtöpfe kaufen…

  4. #4 Romsdalen
    25. März 2010

    ach ich finde solche Dinge immer ganz amüsant. Und es zeigt, dass wir uns in Sachen Gleichberechtigung auf dem richtigen Weg befinden… aich wenns noch ein gutes Stück hin ist.

  5. #5 Cream
    25. März 2010

    Also ich glaube du verstehst die Frage falsch. 8. ist “wie alt ist die Hausfrau?”, einfach die Frage wie alt die Hausfrau in der Familie ist. und Frage 9. möchte dann gerne wissen ob die Hausfrau alleine gekauft hat oder ob der Mann mit entschieden hat.

    Und was ist daran jetzt “rückständig”?

    Frage 8 suggeriert ausser bei notorischen Leser/innen (der Drang immer alles sowohl maskulin als auch feminin zu schreiben) überhaupt nicht, dass die Hausfrau auch der Käufer ist.

    Gleichberechtigung schön und gut, aber übertreibts mal nicht. Ich finde diese Art, immer ein “/in” überall anzuhängen wirklich schlimm. Ein Leser z.B. ist für mich in erster Linie ein Subjekt, und es hat sich nunmal eingebürgert sowas in der maskulinen Form zu schreiben. Frauen die deswegen die Krise kriegen sollten mal an ihrem Selbstbewustsein polieren. Und Männer die bei sowas die Krise kriegen….da weiss ich auch nicht weiter. =)

  6. #6 Ludmila
    25. März 2010

    Also, ich musste spontan bei “hat der Ehemann mitentschieden” laut auflachen. Ehemänner, die ganz alleine entschieden einen Kochtopf zu kaufen, gab es also nicht. Ist das nicht eher negativ für die Männer? Zu doof einen Schnellkochtopf alleine zu kaufen und den dann auch zu nutzen? Mein Mann hat die Induktionskochplatte ja auch selbständig ins Haus geschleppt, ohne das er mich um Erlaubnis fragen musste, ob mir das denn genehm sei.

  7. #7 Evil Dude
    25. März 2010

    Auch wenn das jetzt dem einen oder anderen “bizarr” vorkommen mag, auf dem Land (und vermutlich nicht nur dort) war es Anfang der 1980er noch der Regelfall, dass Frauen über kein eigenes Einkommen verfügten und häufig nicht mal ein Konto hatten. Ebenso “normal” war es, dass sie ihre Männer nach Geld fragen und (größere) Ausgaben rechtfertigen mussten (so ein Schnellkochtopf von Fissler war sicher nicht gerade billig!).
    Was uns heute lächerlich und rückständig vorkommt, war damals (traurige) Realität.
    Allerdings muss ich zugeben, dass sich “Physik für Hausfrauen” interessant anhört! Was wurde da denn so gelehrt?

  8. #8 order_by_rand
    26. März 2010

    Ups, das ist doch noch gar nicht so lange her, oder? Mir fehlen 20 Jahre. Obwohl ich nicht im Koma war. Oh Schreck.

    “Physik für Hausfrauen”? Da bin ich mit “Kochen für Nerds” ja auf dem richtigen Weg.

  9. #9 Bullet
    26. März 2010

    @cream:

    Also ich glaube du verstehst die Frage falsch. 8. ist “wie alt ist die Hausfrau?”, einfach die Frage wie alt die Hausfrau in der Familie ist.

    Klar. weil es ja unbedingt eine geben muß, wenn mehr als eine Person auf einem Haufen wohnt.
    Du gehst – wie die Leute, die sich die Frage ausgedacht haben – offenbar von assumptions aus, die nicht zwingend sind:
    – es gibt eine Frau
    – es gibt eine Familie
    – die Frau ist eine Hausfrau

    Eine reine Männer-WG ist damit aufgeschmissen und kann diese Frage nicht beanworten.
    Ach, ich sehe meinen Fehler: Männer-WGs können nur Pizza bestellen.

  10. #10 LeseLustFrust
    26. März 2010

    So lang gibt’s die familienrechtliche Gleichstellung der Frau in Österreich noch gar nicht – wird aber gern vergessen.

    Erst 1975 wurde geändert, dass der Mann “das Haupt der Familie” ist (und damit das letzte Wort hat), erst 1978 wurden weitere Paragrafen aus dem ABGB aufgehoben. Bis dahin galt ein Familienrecht, dass aus 1811 stammte.
    Und lange, lange wurde in der zweiten Republik darüber gestritten, inwieweit der Gleichheitsgrundsatz für Frauen anwendbar ist. Unfassbar heute.

    Wenn dieser Fragebogen ein paar Jahre vor 1982 erstellt wurde, gingen diese Leute schlicht von der herrschenden Rechtslage aus, die es der Frau kaum erlaubte, eine größere Anschaffung ohne Zustimmung des Ehegatten zu tätigen.

  11. #11 Ronny
    26. März 2010

    @Bullet
    Du siehst das falsch, Männer-WGs WOLLEN nur Pizza bestellen 🙂

    Ich mach das gerne andere auf solche Absurditäten hinzuweisen. Alleine die Gesichtsausdrücke die man bekommt wenn man sich als Familienbügler outet, bei Familientreffen des Essen bringt und wegträgt oder nicht selbst mit dem Auto fährt. Witzigerweise meist von Frauen ! Meist so eine Mischung aus Unglauben, Staunen und Neid.

    Am meisten habe ich mich amüsiert über einen älteren Herrn der meiner Frau ins Auto ‘gerollt” ist (war nicht schlimm) und sich dann bei MIR entschuldigte. Ich musste mich sowas von beherrschen nicht laut zu lachen.

  12. #12 Bullet
    26. März 2010

    Ja, sowas is schon geil. Meine Ex (damals 20, ich 28) hatte das Auto, ich fuhr lieber Fahrrad. Aber wir gingen trotzdem zusammen weg (dann ließ ich mich natürlich gern kutschieren), und wenn wir Getränke bestellten, dachte jeder unserer Kumpels, ich würd die Cola nur deswegen trinken, weil ich ja noch fahren muß. Obwohl alle wußten, daß das Auto draußen vor der Tür nicht meins sein konnte. (Pinker Seat Marbella *g*)
    Aber da waren die sozialen Reflexe immer mal wieder stärker als das Hirn.

  13. #13 Sven Türpe
    26. März 2010

    Dieser Schnellkochtopf wird den Weg eines jeden Schnellkochtopfes gehen. Anfangs ist er interessant und wird einige Male benutzt. Bald stellt sich jedoch heraus, dass die Optimierung der Gardauer doch nicht so nützlich ist, wie sie zunächst schien. Wegoptimiert wird nämlich nur Maschinenzeit, der Koch hingegen spart nichts. Sobald sich diese Erkenntnis eingestellt hat, landet der Schnellgardruckbehälter in der Abstellkammer. Die Eltern sind vermutlich froh darüber, ihren Fehlkauf (hat der Ehemann denn nun mitentschieden?) endlich doch noch loszuwerden, ohne fünfzehn Samstage auf dem Flohmarkt herumstehen oder diese komische eBay benutzen zu müssen.

    Nicht wahr?

  14. #14 Ronny
    26. März 2010

    @Sven
    Bei mir nicht, denn er ist auch der größte Topf im Haus und wird daher oft zweckenfremdet um Chili und Suppe zu kochen 🙂

    Aber es stimmt, er kommt sonst nur zum Einsatz wenn es schnell gehen muss.

  15. #15 Florian Freistetter
    26. März 2010

    Türpe: “Nicht wahr?”

    Tja – wenn du meinst spekulieren zu müssen, wofür ich dn Topf brauche und wenn du meinst, diese Spekulationen der Welt mitteilen zu müssen, dann tu dir keinen Zwang an. Auch Trolle habens manchmal schwer, sich passende Kommentare auszudenken…, nicht wahr?

  16. #16 Sven Türpe
    26. März 2010

    Viel Spielraum für kreative Zweckentfremdungen lässt die Aussage “ich will ja nicht, dass mir das Ding in der Küche um die Ohren fliegt” nicht.

  17. #17 klauszwingenberger
    26. März 2010

    Kostverächter!

    Wer einen ordentlichen Kalbsfond aufsetzt, ist für so ein Ding ganz dankbar. Statt fünf Stunden nur eine dreiviertel Stunde kochen, das hat was. Ihr Argument in allen Ehren, aber es passt allemal besser zu den blödsinnigen Römertöpfen, aus denen kein Mensch eine vernünftige Mahlzeit herausholen kann.

    Off-topic muss auch mal sein. 😉

  18. #18 Astrotux
    26. März 2010

    Pseudointellektueller, schnellkochtopfverachtender Blogtroll = Türpe.

    @Bullet: ..Pinker Seat Marbella.. Waren da wenigstens genügend Spucktüten im Handschufach? *fg*

  19. #19 Bullet
    26. März 2010

    Ähm … naja … ich hab mir aufm Beifahrersitz immer einen Stoffbeutel übers Gesicht gezogen. 🙂
    Aber mal nicht gemein werden: das gute Töfftöff hat uns auch durch strömenden Regen immer trocken ans Ziel gebracht. Und das ist die Hauptsache.

  20. #20 Ronny
    26. März 2010

    @klauszwingenberger
    Am besten gehts noch im Backrohr auf einem Grillrost. Das dauert zwar eine Weile aber mmmmmmhhhhh.

    @Bullet
    Seit Seat diese sexistische AntiMännerwerbung hatte mache ich immer Stimmung dagegen. Macht vor allem Spass wenn Emanzen anwesend sind. Die sehen Sexismus nur wenns gegen Frauen geht 🙂

  21. #21 Bullet
    26. März 2010

    @ronny:
    ich kenn die Werbung nicht. (TV-Totalverweigerer. NICHT “TV Total”-Verweigerer.)
    Worum gehts da?

  22. #22 Sven Türpe
    26. März 2010

    Pseudointellektueller, schnellkochtopfverachtender Blogtroll

    Helmträger!

  23. #23 Stefan W.
    26. März 2010

    Sven: 15 Samstage Flohmarkt 🙂

    Nicht nur wenige Vorteile hat das Gerät, sondern auch viele Nachteile: Man kann die Speise nicht optisch überwachen, man kann nicht zu unterschiedlichen Zeiten Gargut einbringen, daß unterschiedlich lang dauert, man kann nicht rühren und nicht abschmecken.

  24. #24 blogjoker
    26. März 2010

    Bei mir in der Speisekammer steht aus WG-Zeiten auch so ein Ding rum, wird aber nicht benutzt. Die meisten Sachen mache ich mit dem Mikrowellen-Grill – da ist viel mehr Hightec drin und die Energiezufuhr ist kinderleicht zu dosieren.

    Wofür Schnellkochtöpfe aber wirklich unersetzlich sind und warum jeder Astrophysiker so ein Ding haben sollte:

    Anwendungsmöglichkeiten von Schnellkochtöpfen in der (G)Astronomie

    Bon appétit wünscht

    blogjoker

  25. #25 Florian Freistetter
    26. März 2010

    Also ich wollte so ein Ding hauptsächlich deswegen, weil sich damit viel besserer Seitan machen lässt als in normalen Töpfen.

  26. #26 blogjoker
    26. März 2010

    Hmm, Seitan habe ich noch nie probiert, klingt aber interessant!
    Soll ja als Fleischersatz gut geeignet sein und sich über Marinaden geschmacksmäßig designen lassen.

    Wenn es endlich wärmer wird und die Grillsaison eröffnet wird, dann probiere ich das gleich mal aus…

  27. #27 EffJot
    18. Mai 2010

    Als ähnlich skurriles Relikt vergangener Zeiten hab ich irgendwo mal ein „Strohwitwer-Kochbuch“ ausgegraben. Besonders schön, daß darin auf die Verzüge „moderner TK-Produkte“ u.ä. hingewiesen wird. Und die Rezepte sind in der Tat meist ganz einfach. 🙂