Hat jemand am Samstag Wetten Dass gesehen? Falls nicht: man hat nicht viel versäumt. Bis auf eine Ausnahme: Günter von Lojewski, ein Mathematik/Physik-Lehrer aus Gotha, der mit seiner Wette Wettkönig wurde. Und die war wirklich spektakulär – und hat außerdem noch einen schönen Bezug zur Astronomie.
Herr von Lojewski behauptete, er könne bei zwei identischen Bildern mit jeweils 2500 Sternen (die zufällig vom Computer erstellt werden) erkennen, wenn ein ganz bestimmter Stern aus einem Bild entfernt wird und diesen Stern auch genau lokalisieren. Und das hat er auch geschafft – und er hat dabei nicht etwa stundenlang auf das Bild gestarrt sondern das ganze in wenigen Sekunden erledigt. Aber schaut euch das ganze lieber selbst an, es ist wirklich beeindruckend! (Und achtet vor allem auf die eine Szene, in der Gottschalk es anscheinend nicht fassen kann und völlig belämmert drein schaut 😉 ).
Ziemlich cool! Ein verdienter Sieger – und außerdem würde Günter von Lojewski einen wunderbaren Astronom abgeben. Denn für genau die Fähigkeit, die er sekundenschnell beherrscht hat man früher komplexe Maschinen eingesetzt und heute Computer. Es geht um sogenannte Blinkkomparatoren.
Sternen erkennt man am Himmel daran dass sie – im Gegensatz zu den Planeten – blinken bzw. funkeln. Ein Blinkkomparator hat aber nichts mit dieser Art des Blinkens zu tun. Da geht es darum, auf fotografischen Aufnahmen des Sternenhimmels veränderliche Lichtquellen zu identifizieren. Dazu macht man zwei Bilder des selben Stück Himmels zu zwei verschiedenen Zeitpunkten und sieht nach, ob sich etwas geändert hat. Wenn ein Stern zum Beispiel ein veränderlicher Stern ist oder zu einer Supernova wurde, dann hat sich seine Helligkeit von einem Bild zum nächsten verändert. Oder wenn einer der “Sterne” sich als Asteroid oder Komet herausstellt, dann hat er von einem Zeitpunkt zum nächsten seine Position geändert.
Wenn man nicht gerade die Fähigkeiten eines Günter von Lojewski hat, dann war es früher sehr mühsam, solche Objekte zu identifizieren. Man musste im Prinzip Stern für Stern durchgehen und ihn mit seinem Gegenstück vergleichen. Um diese Arbeit zu erleichtern, wurden Blinkkomparatoren gebaut. In dieses optische Gerät legt man die beiden Fotoplatten ein und blickt dann durch ein Okular. Hier bekommt man nun beide Bilder in schneller Folge hintereinander angezeigt – wie in einer Art sehr kurzen Daumenkino. Ändert sich die Helligkeit eines Sterns oder ändert ein Objekt seine Position, dann erkennt man das nun sehr gut und viel einfacher als beim simplen Anschauen.
Hier ist ein Bild des Blinkkomparators des Lowell-Observatoriums mit dem Clyde Tombaugh damals den (Zwerg)planten Pluto entdeckt hatte:
Wie Tombaughs Blick durch den Blinkkomparator damals ausgesehen haben muss, wird in diesem Artikel schön beschrieben und gezeigt.
Hier ist ein schönes Beispiel aus der Praxis:
Man sieht hier gleich fünf Asteroiden (und wer zu faul zum Suchen ist, kann sich hier die Auflösung ansehen).
Heutzutage benutzt natürlich niemand mehr echte Blinkkomparatoren. Die Aufnahmen, die Astronomen machen sind alle digital und der Vergleich der Bilder erfolgt ebenfalls digital auf dem Computer. Aber wer sich so ein altes Gerät trotzdem mal ansehen möchte, soll einfach mal bei der nächsten Sternwarte vorbeischauen. Viele haben solche Geräte noch irgendwo im Keller rumstehen – zum Beispiel die Hamburger Sternwarte.
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