Stellarium ist ein sehr cooles Computerprogram. Ich habe es ab und zu mal in meinem Blog erwähnt – aber noch nie ausführlich vorgestellt. Das möchte ich jetzt nachholen.
Ich sitze nämlich gerade beim Fifth Euro-VO Technology Forum. Da dreht sich alles um das europäische Virtuelle Observatorium (VO). Das, was hier besprochen wird ist alles sehr technisch und für die Allgemeinheit nicht wirklich interessant.
Aber es gibt Ausnahmen! Das Euro-VO-Projekt widmet sich nämlich auch explizit der Öffentlichkeitsarbeit. Amateur-Astronomen, interessierten Laien und vor allem Lehrer sollen auch von der großen Datensammlung im virtuellen Observatorium profitieren können. Dafür haben wir Demonstrationsbeispiele entwickelt – aber auch die Programme selbst sollen weiter entwickelt und für den Einsatz in der Öffentlichkeitsarbeit optimiert werden.
Eines dieser Programme, mit denen man auf die Daten des virtuellen Observatoriums zugreifen kann, ist Aladin. Das werde ich nochmal extra vorstellen. Heute geht es aber um Stellarium. Denn auch das wurde im Rahmen von EURO-VO weiter entwickelt und einer der Programmierer hat heute die neuesten Features vorgestellt. Da sind echt einige schöne Sachen dabei.
Aber was ist Stellarium denn nun eigentlich? Stellarium ist die Antwort auf die Frage, die man als Astronom immer wieder gestellt bekommt: “Was ist denn das für ein Ding am Himmel?” 😉
Anders gesagt: Stellarium ist ein Planetariumsprogram dass den Himmel so darstellen kann, wie er an einem beliebigen Ort zu einer beliebigen Zeit aussieht. Ist man zum Beispiel am frühen Abend in Jena und blickt Richtung Westen, dann werden am Himmel folgende Sternbilder sichtbar sein:
Man kann die Ansicht natürlich beliebig konfigurieren. Man kann die Sternbildlinien ausblenden und sich dafür die Namen der Sterne anzeigen lassen. Oder beides auf einmal. Man kann einstellen, ob man Sternschnuppen am Himmel sehen möchte oder nicht; wie schnell die Zeit vergehen soll und wie die Umgebung und der Horizont auszusehn hat. Wem die klassischen Sternbilder nicht gefallen, der kann sich die Sternbilder der Germanen oder der Aborigines anzeigen lassen (oder die eines der vielen anderen Völker die in der Datenbank sind). Oder man kann ausprobieren, wie der Himmel aussehen würde, wenn man mitten in der Stadt ist und eine starke Lichtverschmutzung herrscht:
Die Bedienung ist wirklich simpel und sollte auch für Laien kein Problem sein. Die Software ist gratis und so kann z.B. jeder schnell nachsehen, ob der helle Punkt am Himmel nun ein UFO ist oder vielleicht doch nur der Planet Venus. Denn neben den Sternen sind natürlich auch die Planeten unseres Sonnensystems samt ihren Monden mit Stellarium darstellbar. Möchte jemand wissen, wie die Monde des Saturn heute abend stehen? Mit Stellarium ists keine Problem – einfach Saturn heranzoomen:
Das alles konnte Stellarium auch schon in den alten Versionen. Die neuen Features bringen nun noch mehr Funktionalität. Zum Beispiel kann man sich nun auch die Position von künstlichen Himmelskörpern anzeigen lassen. Stellarium hat die Daten vieler Satelliten gespeichert und zeigt deren Bewegung am Himmel an – zusammen mit Informationen zum Satelliten selbst:
Natürlich ist auch die Raumstation mit inkludiert. Die ist ja nun mit ihren zusätzlichen Modulen und Solarkollektoren sehr hell und immer ein schöner Anblick. Stellarium zeigt nun genau, wo und wann man sie am Himmel sehen kann. Morgen Abend gegen halb acht fliegt sie beispielsweise genau vor dem ganz jungen Mond (gestern war Neumond) vorbei:
Mal sehen – ich hoffe, der Himmel ist morgen Abend klar – das würde ich gerne sehen!
Das waren aber noch nicht alle neue Features. Mit Stellarium kann man nun auch Abstände am Himmel messen. Wieviel Grad nimmt das Schwert des Orions am Himmel ein? Einfach nachmessen:
Und wer seine Beobachtungen des echten Nachthimmels optimal planen möchte, der kann dazu ebenfalls Stellarium einsetzen. Mit der neuen Okular-Funktion kann man verschiedene Okulare/Teleskope definieren und dann nachsehen, was man damit am Himmel sehen würde:
Und wenn dann alles geplant ist und man mit dem Teleskop draußen steht, dann kann man Stellarium sogar noch dazu verwenden, sein Teleskop zu steuern!
Stellarium ist wirklich ein sehr nettes und beeindruckendes Programm! Probiert es mal aus sagt Bescheid, wie es euch gefällt und was ihr noch verbessern würdet!
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