Wenn man Astrologe werden will, ist das nicht allzu schwer. Man muss nicht lange “studieren”; da es keine in sich konsistente Lehre der Astrologie gibt kann man den Menschen im Prinzip erzählen was man möchte und seit neuestem kann man sich die Ausbildung auch noch vom Staat finanzieren lassen. Und, wie ich erst kürzlich in einem Artikel geschrieben habe, die Chancen am Arbeitsmarkt sind gut, wie ein Sprecher der Arge meinte.
Will man aber Astronom werden, dann ist das ungleich schwieriger. Man muss lange studieren und einen Doktortitel erlangen (zumindest wenn man als Forscher arbeiten will). Man muss Mathematik beherrschen und Physik. Und man muss für das Studium bezahlen (Studiengebühren, etc) und bekommt seine Ausbildung nur selten vom Staat finanziert (und wenn, dann muss man das BaföG ja auch wieder zurückzahlen). Und wenn man dann endlich Astronom ist, dann sind dann Chancen auf dem Arbeitsmarkt eher bescheiden.
Im Blog von Professor Astronomy gibt es heute einen interessanten Artikel über den Arbeitsmarkt für Astronomen in Amerika – der aber auch recht gut auf die Situation in Deutschland passt.
Normalerweise beginnt man die Karriere als Astronom mit einem Doktoratsstudium. Das wird oft finanziert – aber nicht immer. Ich zum Beispiel hatte nur in der zweiten Hälfte meines Studiums eine halbe Doktorandenstelle. Viele meiner Kollegen mussten sich ihr Doktoratsstudium mit Nebenjobs finanzieren. Aber ist man dann erstmal Doktor, bekommt man hoffentlich einen “richtigen” Job – das heisst eine sogenannten “PostDoc”-Stelle. Das ist eine im Allgemeinen auf zwei bis drei Jahre befristete Position an einer Universität oder Forschungseinrichtung die in den allermeisten Fällen durch Drittmittel finanziert wird. In den nächsten Jahren muss man sich als PostDoc nun von befristeter Stelle zu befristeter Stelle durchschlagen (oft auch durchsetzt mit Phasen der Arbeitslosigkeit); dabei oft die Stadt, das Land oder auch den Kontinent wechseln (in dieser Situation eine Familie zu gründen ist nur etwas für abenteuerlustige Menschen) und darauf hoffen, dass man in seiner Zeit als PostDoc genug gute Forschungsergebnisse ansammelt um irgendwann (dann ist man meistens Ende Dreißig bis Mitte Vierzig) mal eine der äußerst raren unbefristeten Positionen an einer Universität zu bekommen.
Das alles ist nicht sonderlich erfreulich und wenn man es mit den Karrieren vergleicht, die man in anderen Berufen in der selben Zeit machen kann vergleicht, dann ist es vermutlich vielen sogar völlig unverständlich, warum an sich so etwas überhaupt antut. Aber im Allgemeinen wird man nicht Wissenschaftler, um schnell reich zu werden. Man wird Wissenschaftler, weil man die Welt verstehen will. Für die allermeisten Wissenschaftler ist ihre Arbeit auch gleichzeitig ihr liebstes Hobby und die Unanehmlichkeiten der langen “Wanderjahre” nimmt man in Kauf um später einmal dafür mit einer fixen Anstellung an einr Forschungseinrichtung belohnt zu werden (Studien zeigen aber trotzdem, dass die befristeten Arbeitsverträge das demotivierenste am Beruf des Wissenschaftlers sind)
Dieses Ziel scheint nun für viele PostDocs unerreichbar zu werden. Professor Astronomy hat sich angesehen, wie es in Amerika mit den Postdoc-Stellen und den “Tenure Track Positionen” aussieht (das sind Positionen an Universitäten die nach einigen Jahren in einer fixen Anstellung münden).
Die schwarze Linie zeigt an, wieviele Doktoren der Astronomie jährlich von den Unis “produziert” werden – etwa 170 im Jahr 2006. In grün und blau sieht man die Tenure-Track-Stellen bzw. die “Staff Astronomers” – also die permanenten Positionen, die jedes Jahr besetzt werden. In den letzten Jahren waren das jeweils etwa 60 bis 90 Stellen. Die gestrichelte schwarze Linie zeigt die Anzahl der PostDoc-Stellen, die pro Jahr besetzt werden. Diese Zahl hat sich seit den 1990ern verdreifacht! Die Zahl der Astronomie-Doktoren blieb also während des letzten Jahrzehnts in etwa konstant; ebenso die Zahl der permanenten Stellen. Die Zahl der auf wenige Jahre befristeten PostDoc-Stellen ist aber extrem gestiegen! Nur jeder vierte Astronom der momentan eine PostDoc-Stelle inne hat, wird also auch eine permanente Stelle bekommen – ganz anders als vor einem Jahrzehnt.
Professor Astronomy spricht dann auch noch die Jobchancen der Astronomen in der Industrie an. Ein Wissenschaftler hat ja generell eine gute Ausbildung in vielen Bereich. Man weiß, wie man komplexe Projekte und Probleme angeht; hat Ahnung von Computer, Programmierung und komplizierten Maschinen, usw. Aber so einfach ist es meistens dann leider doch wieder nicht. Gerade jetzt in Zeiten der Wirtschaftskrise gibt es viele gut qualifizierte Arbeitslose. Und wenn eine Stelle in der Industrie frei wird, wird die eher an jemanden vergeben, der schon Erfahrung in genau diesem Beruf hat und nicht an einen Akademiker.
Es sieht also düster aus für die Astronomen. Ich denke mal nicht, dass das junge Menschen davon abhalten wird, Astronomie zu studieren (glücklicherweise!). Wie schon gesagt – Astronom möchte man werden, weil man vom All fasziniert ist und die Welt verstehen möchte. Aber trotzdem muss man das ja nicht unbedingt von schlecht bezahlten und unsicheren Arbeitsverhältnissen aus machen…
Vielleicht wäre es an der Zeit, die Studienpläne für Astronomen zu überarbeiten und verpflichtende Astrologie-Vorlesungen anzubieten. Wenn man den Astronomen beibringt, fachgerechte Schwurbeltexte zu erstellen und den Leuten astrologischen Unsinn zu erzählen, dann können sie sich nach ihrem Doktorat mit dem Erstellen von Horoskopen über Wasser halten. Als zusätzlichen Bonus könnte man den “echten” Astrologen das Geschäft verderben…
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