Ich habe gerade Merkur gesehen! Ok, das mag seltsam klingen – besonders wenn es von einem Astronomen kommt. Aber im Gegensatz zu den anderen Planeten ist Merkur hinterhältig und lässt sich schwer beobachten.
Venus, nach dem Mond das hellste Objekt am Nachthimmel hat sicherlich jeder schon mal gesehen (auch wenn der Planet oft für einen Stern oder gar für ein UFO gehalten wird). Jupiter und Saturn sind ebenfalls strahlend hell. Der Mars ist durch seine rötliche Farbe ein auffälliges Objekt am Himmel. Aber das war es auch schon. Uranus ist unter perfekten Bedingungen und wenn man weiß wo man suchen müssen eventuelle gerade noch zu sehen; Neptun leuchtet so schwach, dass man ihn mit freien Auge nie sehen kann. Bleibt noch Merkur. Der kann tatsächlich ziemlich hell werden. Aber da er der sonnennächste Planet ist, entfernt er sich am Himmel natürlich auch nicht sehr weit von ihr. Er ist also – wenn überhaupt – nur kurz nach Sonnenuntergang oder kurz vor Sonnenaufgang knapp über dem Horizont sehen. Und in Zeiten von Lichtverschmutzung und verbauten Horizonten ist es da sehr schwer, den kleinsten Planeten zu sehen.
Ich habe es bis jetzt jedenfalls noch nie geschafft, ihn zu beobachten (letztes Jahr hatte ich auch Pech). Das ist keine Schande – angeblich soll selbst Kopernikus Merkur nie gesehen haben.
Wem es auch so geht, der hat in diesen Tagen die Möglichkeit das zu ändern. Momentan ist Merkur so gut zu sehen wie nie zuvor. Und passenderweise steht auch Venus in der gleichen Gegend am Himmel und dient als Wegweiser für das Auge.
Da der Himmel heute Abend schön klar war, habe ich mein Glück versucht. In einer Stadt ist das natürlich knifflig. Wie ich oben schon sagte macht die Lichtverschmutzung die Sache schwierig – und die vielen Häuser und vor allem die Berge rund um Jena machen es nicht einfacher. Ich bin also mal auf gut Glück Richtung Westen geradelt; die Hänge des Saaletals hinauf. Aber der Blick auf den passenden Himmelsausschnitt war immer durch irgendwelche Häuser oder Berge verstellt. Kurzfristig bin ich auch mal ein bisschen im dunklen Wald herumgeklettert um dort einen guten Aussichtspunkt zu finden – aber das hat sich als zwecklos herausgestellt (und wer bitte spannt mitten im Wald in Kniehöhe Stacheldraht?).
Aber dann hatte ich Glück! In der Otto-Devrient-Strasse habe ich eine genau passende Lücke gefunden. Da war Venus und gleich daneben der Merkur! Klein und nicht allzu hell – aber deutlich sichtbar! Um Planeten und Sterne vernünftig zu fotografieren fehlt mir leider die passende Ausrüstung – ich habe für meine billige Digitalkamera nicht mal ein Stativ und die Belichtungszeit lässt sich auch nicht frei einstellen. Aber ich habs trotzdem mal probiert:
Ich weiß… keine Sternstunde der Astrofotografie. Aber das seid ihr ja von mir schon gewohnt 😉 Aber mit all den Strassenlampen und ohne Stativ war auch nicht wirklich was zu erwarten. Ich hab das Bild ein wenig nachbearbeitet und geschaut, ob sich doch noch was rausholen lässt:
Links oben erkennt man zwar verwackelt aber doch deutlich die Venus. Rechts darunter habe ich den Platz markiert, wo man mit viel Phantasie den Merkur erkennen kann.
Aber gut – dieses Bild ist wirklich armselig 😉 Da gibt es jede Menge bessere. Daniel Fischer hat die diversen Beobachtungen zusammengefasst und verlinkt. Da sind einige sehr schöne Bilder dabei! Zum Beispiel das hier:
Und vielleicht wollt ihr in den nächsten Tagen auch mal selbst euer Glück versuchen? Ich hab den Himmel mal in Stellarium simuliert damit ihr wisst, wonach ihr suchen müsst:
Und wer schönere Fotos macht als ich (was nicht schwer ist 😉 ) der kann sie mir gerne schicken. Ich werde sie dann hier veröffentlichen. Also: Viel Spaß beim Beobachten!
Nachtrag: So – jetzt hab ich auch vernünftige Bilder zusammengebracht 😉
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