Sein Essen zu schnell runterzuschlingen ist ungesund. Das scheint auch für Galaxien zu gelten. Mittlerweile wissen wir, dass es in den Zentren der Galaxien sehr große schwarze Löcher gibt. Solche “supermassive black holes” können bis zu einigen Milliarden Sonnenmassen schwer sein. Und sie sind gefräßig… Auch wenn es ein populärer Irrtum ist, dass schwarze Löcher gigantischen “Staubsaugern” ähneln, fällt in den Galaxienzentren doch jede Menge Gas und Staub in die supermassiven Löcher.
Und das ist manchmal gar nicht gut für die Galaxien, wie man nun herausgefunden hat.
Denn der Staub und das Gas fällt nicht einfach so in das schwarze Loch. Das Material erreicht dabei gewaltige Geschwindigkeiten und aus dem Wechselspiel von bewegter Materie im Magnetfeld der Galaxie entsteht jede Menge Strahlung die die Galaxie durchdringt.
Asa Bluck von der Universität Nottingham und seine Kollegen haben nun untersucht, wie sich diese Strahlung auf die Galaxien auswirkt. Genauer gesagt: wie sich diese Strahlung auf die Sternentstehungsrate in den Galaxien auswirkt. Seine Ergebnisse werden demnächst in den “Monthly Notices of the Royal Astronomical Society” veröffentlicht; eine Vorschau gab es letzte Woche bei einer Konferenz in Glasgow.
Damit Sterne entstehen können, braucht es große Mengen an Gas. Wenn nun das Gleichgewicht in so einer Gaswolke zum Beispiel durch die “Druckwelle” einer nahen Supernova gestört wird, dann beginnt die Wolke zu kontrahieren und neue Sterne können entstehen.
Asa Bluck und seine Kollegen haben sich an die hundert Galaxien genauer angesehen und vor allem die Akkretionsscheiben in deren Zentren betrachtet. Das ist der Bereich um die supermassiven schwarzen Löcher in denen sich ganze das Material sammelt, dass dann später reinfällt. Mit dem Weltraumröntgenteleskop Chandra, dem Hubble-Teleskop und anderen Teleskopen von der Erde aus haben sie nachgesehen, wieviel Strahlung diese Akkretionsscheiben tatsächlich abgeben.
Das Ergebnis: viel. Sehr viel! Während ihrer aktivsten Periode (die durchaus einige Millionen Jahre dauern kann) geben die schwarzen Löcher soviel Energie ab
“to strip apart every massive galaxy in the universe at least 25 times over.”
sagt Bluck. Und diese Strahlung bleibt nicht ohne Auswirkungen auf den Rest der Galaxie. Sie kann die interstellaren Gas- und Staubwolken, aus denen normalerweise die Sterne entstehen, regelrecht aus der Galaxie blasen. Von den hundert Galaxien, die Bluck und seine Kollegen untersucht haben, hat annähernd ein Drittel die Fähigkeit verloren, neue Sterne zu produzieren weil nicht mehr genug Gas und Staub vorhanden sind. Je stärker die Emission vom zentralen supermassiven schwarzen Loch ist, desto weniger neue Sterne können gebildet werden.
Wenn aber in einer Galaxie keine neuen Sterne mehr entstehen, dann “stirbt” sie irgendwann. Die noch vorhandenen Sterne verbrennen irgendwann all ihren Brennstoff und da keine neuen jungen Sterne mehr nachkommen, wird die Galaxie immer dunkler und dunkler. Das es Galaxien gibt, in denen keine bzw. sehr wenig neue Sterne entstehen, wusste man schon vorher – aber nun hat man konkrete Hinweise darauf, warum das so ist!
Spannende Forschung! Und wir können froh sein, dass sich das schwarze Loch im Zentrum unserer Galaxie halbwegs manierlich benimmt – die gewaltige Strahlungsmengen der aktiven supermassiven schwarzen Löcher sind nämlich auch nicht unbdedingt förderlich für die Entstehung bzw. das Bestehen von Leben…
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