Manchmal wünsche ich mir ja, ich würde für die BILD-Zeitung schreiben. Dann würden nicht nur wahnsinnig viele Leute meine Artikel lesen – ich könnte auch meiner Fantasie freien Lauf lassen und einfach so schreiben, was mir gerade einfällt. Und wenn ich dann hören würde, dass es Probleme mit dem Signalempfang von der Voyager-2 Sonde gibt, dann würde ich mich an den ersten Star Trek Kinofilm erinnern und eine Story darüber schreiben, wie die Sonde von Aliens entführt worden ist.
Voyager 2 fliegt schon seit August 1977 durchs All (und ist damit fast genauso alt wie ich). Die Sonde hat fantastische Aufnahmen der Planeten im äußeren Sonnensystem gemacht und ist nun dabei das Sonnensystem zu verlassen. Aber sie sendet immer noch Daten und wir lernen einiges über die Grenzregionen unseres Sonnensystems.
Bis 2020 hat Voyager noch genügend Energie um Daten zu senden. Aber seit 22. April gibt es Probleme. Die Daten, die Voyager zur Erde schickt, sind nicht mehr verständlich. Die Sonde selbst ist in gutem Zustand; daran kann es nicht liegen.
Die BILD-Zeitung spekuliert:
“Jetzt sendet die Weltraumsonde „Voyager 2″ zurück, was wie eine Antwort klingt: Ein Signal in einem unbekannten Dateiformat! Die besten Forscher konnten es bisher nicht entschlüsseln.”
Was kann da los sein? Am besten, man fragt einen Experten! Vielleicht einen Techniker von der NASA? Einen deutschen Raumfahrt-Experten von der DLR? Einen Astronomen? Nein – BILD befragt einen “Alien-Experten”:
“Alien-Experte Hartwig Hausdorf: „Es scheint fast, als hätte jemand die Sonde umprogrammiert oder entführt – vielleicht, damit wir noch nicht die ganze Wahrheit erfahren …”
Ja – das wirds sein! Was sonst könnte mit Voyager 2 passiert sein, als das was Reisebüro-Leiter und Däniken-Abklatsch Hartwig Hausdorf behauptet…
Oder doch nicht? “Entführt” hat die Sonde jedenfalls schon mal keiner. Die ist immer noch dort, wo sie sein sollte (sonst hätte man ja gar keinen Kontakt mehr). Und warum sollten Aliens die Sonde “umprogramieren” so daß sie nur unverständlichen Kram zur Erde sendet? Wenn sie von Voyager 2 angenervt sind, dann hätten sie die Sonde auch gleich ganz kaputt machen können. Da hätte auch niemand Verdacht geschöpft – denn dass sie nach 33 Jahren im All immer noch funktioniert ist sowieso schon außergewöhnlich genug.
Nein, das wahre Problem ist ein anderes. Die Daten der Sonde werden an Bord erstmal durch das flight data system aufbereitet, bevor sie zur Erde geschickt werden. Das geschieht im Prinzip durch ganz normale Computer (bzw. das was in den 1970ern als Computer durchging). Und so wie alles im All, sind auch diese Computer der kosmischen Strahlung ausgesetzt. Und wenn so ein hochenergetisches Teilchen zufällig ganz blöd ankommt, kann das den Speicher der Computer ordentlich durcheinander bringen.
“Occasionally a cosmic ray particle can cause one of the bits [in Voyager 2’s memory] to flip, or it can actually have a failure in one of the bits,”
sagt Ed Stone vom Voyager-Team
Und wenn nun eins der Bits in Voyagers Speicher “umgedreht” wurde, dann ist es nicht verwunderlich, wenn plötzlich unverständlicher Datensalat gesendet wird. Die Wissenschaftler müssen nun rausfinden, ob sich die Daten irgendwie “entschlüsseln” lassen oder ob man das System irgendwie umprogrammieren kann sodaß das kaputte Bit umgangen oder wieder zurückgedreht wird. Das wird nicht einfach werden – immerhin ist die Sonde mittlerweile fast 17 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt. Aber so einfach wird man eine der erfolgreichsten Sonden der NASA nicht aufgeben…
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