In einer brandenburgischen Kläranlage spielt man den Mikroben Musik von Mozart vor, damit die schneller und besser das Wasser sauber machen. Keine Ahnung, ob das absurd ist oder nicht – das dürfen die Biologen beurteilen; darum geht es mir im Moment gerade nicht. Ich ärgere mich auch gar nicht, dass diese Meldung anscheinend von allen Medien direkt von dpa kopiert wurde (worauf Marcus heute hingewiesen hat). Ich will mich eigentlich gar nicht ärgern, sondern habe nur eine Frage: Warum muss es immer Mozart sein?
Es ist ja wirklich so – sobald Wissenschaftler den positiven Einfluss von Musik auf irgendwas untersuchen, dann ist es immer Mozart (es sei denn, man will einen negativen Einfluss belegen – dann nimmt man Heavy-Metal). Mit Mozart geben Kühe mehr Milch, mit Mozart wachsen Pflanzen besser; Mozart ist gut für Frühgeborene, und wer Mozart hört wird generell superschlau. Jetzt mal abgesehen davon, dass die meisten dieser “Effekte” nicht wirklich existieren – wieso soll gerade Mozart sowas auslösen?
Gibt es in den Labors dieser Welt nur Mozart-CDs? Rein physikalisch gesehen unterscheidet sich Mozart jetzt prinzipiell nicht von Beethoven, Michael Jackson, Eminem oder den Zillertaler Schürzenjägern. Alles ist Musik; alles ist bewegte Luft. Das ist sicher auch den Wissenschaftlern klar und wenn sie tatsächlich irgendeinen Effekt spezifisch auf Wolfgang Amadeus Mozart zurückführen wollten, dann würden sie wohl auch Kontrollgruppen mit Bach, Madonna, Manowar, Sido und Tocotronic haben (und viele andere archetypische Musikgruppen). Das macht aber wohl kaum wer – denke ich zumindest. Ich bin ja Astronom und wir spielen unseren Sternen selten Musik vor 😉 Falls ich Leserinnen oder Leser habe, die tatsächlich auf passenden Gebieten forschen und hier mehr Informationen haben, dann sagt Bescheid. Aber vermutlich ist diese Mozart-Häufung wohl auf PR-technische oder journalistische Gründe zurückzuführen.
Was ist an Mozart so besonders, dass er immer in Presseaussendungen und Zeitungsartikeln genannt wird? Weil Mozart als “schöne” und “wichtige” und “anspruchsvolle” Musik gilt? Aber wäre es da PR-mäßig nicht interessanter, gerade deswegen andere Musik zu nehmen? Mit “Death-Metal macht Babys klüger!” erregt man doch sicher mehr Aufsehen als mit der x-ten “Mozart macht dieses oder jenes”-Nachricht? Wieso muss es immer Mozart sein?
Übrigens: Nichtmal Physiker können sich dem Mozart-Zwang entziehen. Als 1994 der Physiker Günter Nimtz den quantenmechanischen Effekt des superluminaren Tunnels nachgewiesen hat, was hat er da wohl getunnelt? Richtig: eine Mozart-Sinfonie!
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