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Beteigeuze ist ein prominenter Stern. Er gehört zu den hellsten Sternen am Nachthimmel und ist leicht sichtbar. Er ist Teil des bekannten Sternbildes Orion – dort bildet er die linke Schulter. Im Vergleich mit unserer Sonne ist er aber komplett anderes: 10000 Mal heller und 662 Mal größer ist Beteigeuze. Solche großen Sterne leben schnell und beenden ihr Leben in einer gewaltigen Supernova-Explosion. Dieses Schicksal steht auch Beteigeuze bevor und das bald – zumindest “bald” in astronomischen Maßstäben. Müssen wir vor dieser Supernova Angst haben? Glaubt man Gerüchten im Internet, dann wird Beteigeuze in naher Zukunft explodieren und unsere Erde wird dabei ordentlich durchgebeutelt. Aber wie das so ist mit Gerüchten im Internet, ist bei näherer Betrachtung nicht viel dran…

Eine Kommentar aus einem Internetforum macht momentan die Runde und auch mich haben schon einige Anfragen dazu erreicht. In diesem Forum behauptet jemand folgendes:

“I was talking to my son last week (he works on Mauna Kea), and he mentioned some new observations (that will no doubt get published eventually) of “Beetlejuice”; it’s no longer round. This is a huge star, and when it goes, it will be at least as bright as that 1054 supernova…except that this one is 520 light years away, not 6,300.

(…)

When it collapses, it will be at least as bright as the full moon, and maybe as bright as the sun. For six weeks. So the really lucky folks (for whom Betelgeuse is only visible at night) will get 24 hour days, everybody else will get at least some time with two suns in the sky. The extra hour of light from daylight savings time won’t burn the crops, but this might. Probably, all we’ll get is visible light (not gamma rays or X-rays), so it shouldn’t be an ELE. It’s sure gonna freak everyone out, though…..

Then it will form a black hole, but we’re too far away for that to matter.

The buzz is that this is weeks/months away, not the “any time in the next thousand years” that’s in all the books.”

Ok… Neue Beobachtungen von Beteigeuze zeigen also, dass der Stern nicht mehr rund ist und deswegen bald explodieren wird. Er wird so hell wie der Mond werden oder gar so hell wie die Sonne.

Im weiteren Verlauf der Diskussion wird dann darüber spekuliert was das bedeutet. Gravitative Effekte werden diskutiert; die starke Wärmestrahlung der “zweiten Sonne” wird angeführt und alle Arten von Katastrophen werden heraufbeschworen…

Was ist davon zu halten? Müssen wir alle sterben?!

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Beteigeuze (NASA/ESA/STScI)

Nein. Bzw. ja – aber nicht wegen Beteigeuze. Dieser Stern wird tatsächlich explodieren.Wenn ein Stern sich dem Ende seines Lebens nähert und den ganzen Wasserstoff verbrannt hat, dann wird sinkt der sg. “Strahlungsdruck”. Das ist die Kraft, die bei normalen Sternen der Gravitationskraft entgegenwirkt: der Stern bleibt im Gleichgewicht und dehnt sich nicht aus und fällt nicht in sich zusammen. Sinkt der Strahlungsdruck, bekommt die Gravitation die Oberhand und der Stern kontrahiert. Dadurch steigt die Temperatur im Inneren und nun kann der Stern auch Helium fusionieren und Kohlenstoff erzeugen. Der Strahlungsdruck wird wieder stärker und der Stern dehnt sich aus. Bis kein Helium mehr da ist – dann geht das Spiel von vorne los. Bei der nächsten Fusionsstufe entsteht Sauerstoff – usw. Irgendwann bleibt dann nur noch Eisen übrig und das kann nicht weiter fusioniert werden weil dafür mehr Energie nötig ist, als erzeugt wird. Ist dieser Eisenkern größer als 0.9 Sonnenmassen, überschreitet er die sg. Chandrasekhar-Grenze und ist nicht mehr stabil. Er kollabiert und das enorm schnell. Die dabei entstehende Stoßwelle komprimiert das Sterninnere immer weiter – bis der quantenmechanische Entartungsdruck den Kern inkrompessibel macht und den Kollaps spotan stoppt. Die dabei freiwerdende Energie ist das, was die Supernova-Explosion erzeugt.

Sowas steht auch Beteigeuze bevor und wir können die ersten Anzeichen davon beobachten. Wir können beobachten wie sich die Hülle um den Stern ausdehnt und andere Beobachtungen zeigen, das der Stern vielleicht schrumpft. All das deutet darauf hin, dass Beteigeuze wirklich in naher Zukunft zur Supernova wird. Ob das aber in hundert, tausend oder hunderttausend Jahren der Fall sein wird, kann man nicht genau sagen. Aber selbst wenn es morgen passieren würde, würde uns das nicht sonderlich viel ausmachen.

Beteigeuze ist etwa 500 Lichtjahre weit weg! Wenn der Stern zur Nova wird, dann haben wir einen neuen Stern am Himmel, der so hell wie der Mond scheint (aber natürlich nicht so groß wie der Mond ist – er bleibt ein Lichtpunkt). So hell wie die Sonne wird Beteigeuze nicht und man braucht sich auch keine Sorgen machen, dass die Getreidefelder verbrennen 😉 Damit eine Supernova uns zumindest ein bisschen gefährlich werden könnte, müsste sie viel näher sein – 20 bis 30 Lichtjahre und so. Und selbst dann wäre es nicht die Hitze die uns stören würde sondern die Strahlung, die unsere Erdatmosphäre beeinflussen würde und so zu einem erhöhten Einfluss an radioaktiver Strahlung am Erdboden führen würde.

Aber von Betegeuze droht uns keinerlei Gefahr. Also lasst uns hoffen, dass der Stern möglichst bald zur Supernova wird und wir uns an einem coolen (und wissenschaftlich wertvollen) Himmelsspektakel erfreuen können!

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Wir bekommen keine zweite Sonne (das Bild zeigt übrigens sg. Nebensonnen).


Kommentare (22)

  1. #1 Florian Freistetter
    5. Juni 2010

    Einen Bericht zu diesem Thema gibts übrigens auch bei Bad Astronomy: https://blogs.discovermagazine.com/badastronomy/2010/06/01/is-betelgeuse-about-to-blow/

  2. #2 Christian M.
    5. Juni 2010

    Also, ich hoffe, dass uns Beteigeuze noch möglichst lange erhalten bleibt. Aber auch nur deshalb, weil das Sternbild des Orion eines der schönsten am Himmel ist. Aber so eine Supernova am Himmel hätte natürlich auch etwas…

  3. #3 MartinB
    5. Juni 2010

    The extra hour of light from daylight savings time won’t burn the crops, but this might.

    Extra hour of light????
    Wow, da hat jemand aber echt richtig viel Ahnung von Astronomie…

  4. #4 walim
    5. Juni 2010

    Gibt es eigentlich noch andere Kandidaten für Supernovae im mittleren Umfeld der Sonne (die natürlich nicht die Erde bedrohen, aber ein imposantes visuelles Schauspiel -vielleicht auch bei Tageslicht – liefern könnten) ?

  5. #5 perk
    5. Juni 2010

    das licht früh vor dem aufstehen ist physikalisch nicht existent, es ist ja keiner da, der es sieht 😉

  6. #6 Thomas J
    5. Juni 2010

    @Florian

    “Also lasst uns hoffen, dass der Stern möglichst bald zur Supernova wird und wir uns an einem coolen (und wissenschaftlich wertvollen) Himmelsspektakel erfreuen können!”

    Öhm… aber dafür müsstest du ja dann noch 500 Jährchen warten, oder? 🙁

    Ansonsten müsste man ja formulieren, dass er hoffentlich schon vor z.B. 490 Jahren explodiert ist…

  7. #7 nihil jie
    6. Juni 2010

    Aber von Betegeuze droht uns keinerlei Gefahr. Also lasst uns hoffen, dass der Stern möglichst bald zur Supernova wird und wir uns an einem coolen (und wissenschaftlich wertvollen) Himmelsspektakel erfreuen können!

    hmmm… man sollte die esos mal fragen ob sie uns helfen könnten… sie haben doch schliesslich erfahrung mit solchen dingen wie dem regentanz oder wünsche an das universum usw… *tztz

  8. #8 martin k
    6. Juni 2010

    Was mich als nicht Astronom noch interessieren würde ist wie lange dauert eine supernova? In Startek ist das ja so ne Saen von Sekunden von Start bis Ende, wie lange ist das in echt?

  9. #9 perk
    6. Juni 2010

    @ martin:
    aus: https://de.wikipedia.org/wiki/SN_1979C
    “Die Leuchtkraft im sichtbaren Licht fällt bei Supernovae innerhalb von zehn Tagen gewöhnlich um den Faktor 250 ab, was auch bei dieser Supernova geschah. Im Jahr 2005 wurde jedoch mit Hilfe des Röntgenteleskops XMM-Newton entdeckt, dass diese Abnahme der Leuchtkraft nicht im Röntgenbereich stattfindet. Dort leuchtet SN 1979C mit der gleichen Intensität wie bereits 1979.”

  10. #10 antiangst
    6. Juni 2010

    was könnte man denn an neuen Erkenntnissen bei einer so nahen Nova erhoffen?

  11. #11 Bullet
    6. Juni 2010

    @Perk: oh. Das war mir neu.

    @topic:
    Ich hau mir immer an die Stirn, wenn ich solche lustigen Vergleiche wie “wird … vielleicht so hell wie der Mond oder auch wie die Sonne” … afaik ist der Helligkeitsunterschied zwischen (Voll-)Mond und Sonne in der Größenordnung 1:60.000 … das ist schon ein kleiner Unterschied …

  12. #12 TheBug
    6. Juni 2010

    Was sind schon ein paar Größenordnungen unter Freunden?

  13. #13 Bullet
    6. Juni 2010

    stimmt schon – besonders wenn sich damit Panik schieben läßt. A propos Panik: hat lana das nicht gelesen?

  14. #14 perk
    6. Juni 2010

    @ bullet

    das ist wohl so wie ich das gehört habe auch der ausnahmefall 😉

  15. #15 Christian
    6. Juni 2010

    Hallo Florian. Wie kann ich mir das nun vorstellen, ausrechnen.
    Es gab ja 1054, die hellste SN (von uns ausgesehen) seit, naja seit beginn besserer aufzeichnungen.
    Die war bis zu -9 mag hell, also 100 mal heller als venus. Wie kann man sich das vorstellen ? Kann man da irgendwie scheinbare Helligkeiten die man von der erde kennt, die punktförmig erscheinen, als daumen mal pi vergleich hernehmen.
    zb. direkt auf einem gerichteter autoscheinwerfer aus 2 km, entspricht, -5 mag ?

  16. #16 klauszwingenberger
    7. Juni 2010

    @antiangst:

    Na, es macht schon einen Unterschied, ob man eine SN in 500 Lichtjahren beobachten kann oder in 180.000 – so weit war die letzte verhältnismäßig nah gelegene SN in der Großen Magellanschen Wolke etwa entfernt. Oder gar in Millionen von Lichtjahren, denn die paar SN-Explosionen, die pro Jahr beobachtet weden, ereignen sich im Regelfall in weit entfernten Galaxien. Die räumliche Auflösung der Beobachtungen ist natürlich viel höher, man sieht kleinere Strukturen und erhält damit ein viel präziseres Bild, das man dann in die Modellrechnungen wieder einfüttern kann, und in denen hängen viele Parameter mehr oder weniger stark voneinander ab.

    Wenn ich mir was wünschen dürfte: bitte im Nordhalbkugel-Sommer explodieren, denn tagsüber sieht man sie dann sowieso, und nachts bleibt es halbwegs dunkel…

  17. #17 Zykure
    7. Juni 2010

    @Christian:
    Guck mal hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Scheinbare_Helligkeit
    Etwas weiter unten (“gelegentliche Objekte”) werden einige Beispiele aufgeführt, und dort heißt es u.a., die Iridium-Flares hätten etwa -9 mag. Und diese kann man ja hin und wieder beobachten. Meteore in der Atmosphäre (“Sternschnuppen”) sind dagegen deutlich heller mit bis zu -23 mag.

  18. #18 Christian
    7. Juni 2010

    @klauszwingenberger, ernsthaft, du würdest dir das im Nordhalbkugel-Sommer wünschen ????

    also ich hab aus diversen gründen jetzt schon seit jahren keinen urlaub mehr im ausland gemacht, aber diesem ereignis würde ich wahrscheinlich hinterherreisen !!

    gibt ja so astro-reiseveranstalter, zb. (nach namibia)

    denn wenn du in einer stadt wohnst stört die normale lichtverschmutzung genauso wie die supernova. und der sommer ist sowieso “hell”, wenn du im deutschen norden wohnst ist es jetzt eh nur mehr zwischen 23 und 3 einigermaßen dunkel.

    nein die solle gefälligst schön explodieren, dass man ihre pracht auch in der nacht genießen kann 🙂

  19. #19 Robert
    9. Juni 2010

    Um mal auf das Halo-Bild oben zurückzukommen, ich hab sowas im Winterurlaub vor 2 Jahren gesehen und (nicht wirklich erfolgreich) fotografiert: https://img375.imageshack.us/img375/6505/panorama1p.jpg
    Wir haben uns natürlich dann alle mal hingestellt, dass es so aus sah als hätten wir einen Heiligenschein 😀
    Und ich würde mich schon über eine Supernova freuen, nur um mal eine gesehen zu haben…

  20. #20 James Webb
    14. Dezember 2010

    Das wäre interessant, eine Supernova “aus nächster Nähe” zu beobachten.
    Wenn Beteigeuze schon zur Supernova geworden ist, dürften wir das bald erleben,
    vorausgesetzt, er ist vor gut 465 bis 495 Jahren explodiert.
    Da ich die gedankliche Astronomie inne hab, konnte ich schon eine Supernova vom äußersten
    Planeten des Zentralstern “fotografieren”
    siehe hier :

    https://www.renderosity.com/mod/gallery/index.php?image_id=2094925&username=claudia02&page=2&member&np

    Ich nehme mal an, das Beteigeuze mal so aussieht, wo schon die äußeren Sonnenschalen am wabern sind :
    siehe hier

    https://www.renderosity.com/mod/gallery/index.php?image_id=2140466&username=claudia02&page=1&member&np

    Aber eine gewaltige Supernova in “unserer Nähe” ? na dann prost……….. 🙂

    Aber auch novae hinterlassen schöne Weltraumdekorationen, siehe hier :

    https://www.renderosity.com/mod/gallery/index.php?image_id=2093379&username=claudia02&page=2&member&np

  21. #21 Wooster
    6. Juni 2011

    Sorry, dass ich so einen alten Post wieder aufwärme, aber ich habe den Link in einem relativ aktuellen Kommentar hier im Blog gefunden.
    Zu erst hatte ich dieses Detail hier ja überlesen, aber mal im Ernst, wie bradyphren ist denn das:

    The extra hour of light from daylight savings time won’t burn the crops, but this might.

    The extra hour, als ob es durch die DST eine Stunde mehr Sonnenlicht geben würde. Spätestens da fragt man sich ja, wieso überhaupt irgendjemand so einem Schund Glauben schenkt…

  22. #22 AmbiValent
    22. November 2012

    Was ist eigentlich daraus geworden? War die Schrumpfung nur ein Messfehler, so wie beim Durchmesser des Pluto? Pluto ist ja nicht kleiner geworden, wir sind nur besser dabei geworden, seinen Durchmesser zu messen.