Das Klischeebild des Wissenschaflers kennt jeder: dicke Brille, Laborkittel, leicht verwirrt und dabei komplizierte Formeln an die Tafel schreibend – das ist noch die positive Variante. In der negativen Version stellt man sich irre Dr. Seltsams vor, denen alles egal ist und die keine Tabus kennen und die bei ihrer Forschung über Leichen gehen. Hollywood und Fernsehen bestärken die Menschen im Allgemeinen bei diesen Vorurteilen und die wenigsten haben die Möglichkeit herauszufinden, wie Wissenschaftler wirklich sind. Dabei ist das gar nicht so schwierig – man müsste nur mal an einer Universität vorbeischauen um zu sehen, dass Forscher im Wesentlichen auch nur ganz normale Menschen sind.
Siebtklässler in den USA haben nun genau das gemacht und die Wissenschaftler am Fermilab besucht. Und es ist äußerst interessant zu sehen, wie sich ihr Bild vom Wissenschaftler dadurch gewandelt hat…
So hat z.B. Ashley vor dem Besuch am Fermilab sich die Wissenschaftler vorgestellt:
Dazu schreibt sie:
“To me, a scientist is bald and has hair coming out of the sides of his head. . . . Scientists live in their own world and the rest of society puts them there.”
Nach dem Besuch sah ihr Bild so aus:
Und sie schreibt:
“You can not judge a book by the cover!” Scientists come in all shapes and forms. Women, men, chemists, biologists, and physicists are all in the field of science.”
Wie aus dem Klischeebilderbuch sieht der Wissenschaftler aus, den Amy vor dem Besuch gezeichnet hat:
“I think of a scientist as very dedicated to his work. He is kind of crazy, talking always quickly. He constantly is getting new ideas. He is always asking questions and can be annoying. He listens to others’ ideas and questions them.”
Nach dem Besuch hat sich ihr Bild dramatisch verändert:
“I know scientists are just normal people with a not so normal job. . . . Scientists lead a normal life outside of being a scientist. They are interested in dancing, pottery, jogging and even racquetball. Being a scientist is just another job which can be much more exciting.”
Auch die restlichen Bilder und Beschreibungen sind äußerst interessant. Viele der Kinder hatten tatsächlich die üblichen (falschen) Vorstellungen über Wissenschaftler. Aber der Besuch am Fermilab erzeugte bei den meisten ein völlig neues Bild. Bei “Restructure!” gibt es dazu ein paar aufschlußreiche Statistiken: 94 Prozent der Kinder hatten vor dem Besuch die Wissenschaftler mit Laborkitteln gezeichnet – nach dem Besuch war es nur noch ein einziges Kind (3%). Und 65% der Kinder haben in ihren Beschreibungen nach dem Besuch darauf hingewiesen, dass Wissenschaftler ganz normale Menschen sind…
Interessant ist auch der Unterschied in der Auffassung der verschiedenen Geschlechter. Von den Mädchen zeichneten vor dem Besuch im Fermilab 36% eine Frau – nach dem Besuch waren es 57 Prozent! Bei den Jungen hatten vorher alle einen Mann gezeichnet – und nach dem Besuch hat sich daran nichts geändert: für sie ist ein Wissenschaftler immer noch ein Mann.
Ich finde ja, dass Kinder bzw. Jugendliche sowieso regelmäßig in Kontakt mit Wissenschaft und Wissenschaftler kommen sollten! In der Schule soll man nicht nur das Wissen selbst lernen – sondern auch erfahren, wo dieses Wissen herkommt. Wenn man sieht, wie tief verankert die Vorurteile über Wissenschaftler schon bei kleinen Kindern sitzen – und wenn man vor allem sieht, dass diese Vorurteile dann doch so leicht abzubauen sind, dann sollten Exkursionen dieser Art eigentlich verpflichtend in den Lehrplänen der Schulen vorgesehen sein! Wenn man nichts gegen diese Vorurteile tut, dann braucht man sich auch nicht wundern, wenn die Kinder sie mit ins Erwachsenenleben nehmen und es dann Statistiken gibt, die zeigen, dass zwei Drittel der Deutschen meinen, Wissenschaftler könnten eine Gefahr für die Gesellschaft darstellen.
Also: Lasst die Kinder in die Universitäten!
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