Nachdem ich heute morgen schon was über Handyspiele erzählt habe ist es nur konsequent, wenn ich nun auch noch was über Klingeltöne schreibe. Mir persönlich waren die ja immer weitesgehend egal. Solang das Handy irgendein Geräusch macht, wenn jemand anruft reichts mir schon; ich brauch da keine speziellen Töne und muss auch nicht jede Woche einen neuen Klingelton haben. Vor Jahren hab ich irgendwo im Netz mal die Internationale als Klingelton gefunden und ausprobiert (war cool!) – aber das wars auch schon.
Jetzt gerate ich allerdings wieder in Versuchung, mal einen neuen Klingelton auszuprobieren. Denn nun kann man sein Handy mit Gravitationswellen klingeln lassen!
Gravitationswellen kann man genaugenommen natürlich nicht hören. Dabei handelt es sich um Wellen in der Raumzeit selbst die durch bewegte Massen erzeugt werden., Das hat Albert Einstein in seiner allgemeinen Relativitätstheorie vorhergesagt und indirekt, durch Messungen an Pulsaren, konnte deren Existenz schon bestätigt werden. Direkte Messungen stehen aber noch aus – denn die messbaren Effekte die Gravitationswellen hervorrufen sind verdammt klein und wir fangen gerade erst an, die nötige Messgenauigkeit zu erreichen. Eine “Gravitationswellenastronomie” wäre aber eine ziemlich coole Sache und deswegen wird heftig daran gearbeitet, die Detektoren immer besser zu machen.
Aber bei den Gravitationswellen ist so wie überall sonst auch: man misst nicht nur dass, was man messen will sondern auch jede Menge anderes Zeug. Dieses “Rauschen” muss erst rausgefiltert werden. Die Astronomen die das sichtbare Licht untersuchen müssen deshalb weit weg von jeder Zivilisation und ihrem Streulicht gehen oder am besten gleich ganz die Atmosphäre verlassen und ihre Teleskope im All platzieren. Und auch die Leute, die nach Gravitationswellen suchen müssen jede Menge andere Effekte (von Erdbeben bis hin zu vorbeifahrenden Autos) aus ihren Signalen rausrechnen um eventuell echte Signale von Gravitationswellen zu messen.
Wie schwierig das ist, zeigt das Projekt Black Hole Hunter. Dieses Spiel wurde im Rahmen der Royal Society Summer Exhibition 2008 von verschiedenen britischen Universitäten entwickelt und man kann dabei direkt sehen – bzw. hören – wie schwer solche Signale zu finden sind. Man kann relativ einfach simulieren, welche Gravitationswellen entstehen, wenn z.B. ein schwarzes Loch in ein anderes stürzt oder wenn sich zwei massive Objekte umkreisen. Rechnet man diese Wellen in den akustischen Bereich um, dann klingt das oft recht interessant – aber diese Signale verschwinden fast völlig im Rauschen.
Einige der unverrauschten Signale kann man sich bei Black Hole Hunter als Klingelton für das Handy runterladen. Hier hat man zum Beispiel als Basis das Signal genommen, dass zwei Sterne mit 5 und 10 Sonnenmassen erzeugen, die einander umkreisen:
Klingt gar nicht mal schlecht! So richtig nerven kann man die Leute dagegen mit diesem Ton hier der auf der Bewegung von zwei schwarzen Löchern mit 0.5 und 0.7 Sonnenmassen basiert:
Ne – da nehm ich dann doch lieber das schwarze Loch dass in ein supermassives Loch im Zentrum einer Galaxie stürzt:
Aufmerksam geworden auf diese Sache bin ich übrigens über den 365 Days of Astronomy-Podcast. Dort lief im November 2009 (ja, ich weiß, ich hinke beim Hören ein wenig hinterher…) eine Folge über Gravitationswellen bei der auch diese Klingeltöne vorgestellt wurden.
Kommentare (128)