Ich bin zwar Astronom – aber von Teleskopen habe ich trotzdem nicht so enorm viel Ahnung. Ok, ich weiß natürlich wie sie funktionieren; ich weiß welche verschiedenen Typen es gibt und auch wenn ich Theoretiker bin habe ich schon die eine oder andere Nacht an einem großen, professionellen Teleskop an einer Sternwarte beobachtet. Aber wenn man dort im Kontrollraum sitzt und das Fernrohr per Computer steuert hat das natürlich wenig mit dem zu tun, was die Amateurastronomen jede Nacht machen. Mein Weg zur Astronomie war ein wenig ungewöhnlich; ich habe als Kind oder Jugendlicher nie ein Teleskop besessen und den Himmel beobachtet. Und – dank eines seltsamen Studienplans der zu meiner Zeit noch aktiv war – habe ich sogar mein Astronomiestudium beendet, ohne in meinem Leben jemals durch ein Teleskop gesehen zu haben.
Aber irgendwann entkommt man den Sternen nicht mehr; irgendwann will man dann nicht nur mit astronomischen Daten arbeiten; man will sie auch selbst sehen…
Es ist generell schwierig, dass für einen passenden Teleskop auszuwählen. Da gibt es jede Menge Möglichkeiten und man kann beliebig viel Geld investieren – und wenn man keine Ahnung hat, steht man am Ende trotzdem mit einem Instrument da mit dem man nichts anfangen kann bzw. das völlig falsch für das ist, was man eigentlich vorhat.
Bei mir ist das nochmal extra schwierig. Ich habe keine Garten; keine Terasse und keinen Balkon. Ich wohne mitten in der Stadt; direkt vor meinem Fenster hängt eine Strassenlaterne und die Nachbargebäude begrenzen den Horizont extrem. Wenn ich mit meinem Teleskop dunklen Himmel haben will, muss ich woanders hinfahren – aber da ich kein Auto habe muss das Instrument leicht zu transportieren sein damit ich es zum Beispiel in einen Rucksack stecken und auf dem Fahrrad mitnehmen kann. Und so wahnsinnig viel Geld hab ich leider auch nicht übrig…
Bis jetzt hab ich noch nicht wirklich ein passendes Gerät gefunden (aber für Tipps bin ich immer dankbar). Außerdem dachte ich mir, dass es sowieso erstmal angebracht ist, dass Beobachten mit einer relativ simplen Ausrüstung zu lernen bevor ich mich an die größeren und komplexeren Geräte wage. Ein billiges Teleskop habe ich mir schon vor einiger Zeit zugelegt. Aber wie das mit billigen Teleskopen so ist, ist es deswegen billig, weil die Qualität nicht wahnsinnig überragend ist. Bei meinem war zum Beispiel die Montierung (man unterschätzt deren Wichtigkeit bei der Beobachtung oft!) sehr schlecht und am Ende so wackelig, dass es oft kaum mehr möglich war, den Vollmond ins Visier zu bekommen. Ok – ich habe damit gerechnet und das billige Teleskop sollte ja wirklich nur für die ersten Versuche dienen. Aber da es irgendwann leider wirklich nicht mehr zu benutzen war, habe ich mir kürzlich ein anderes zugelegt.
Auch das ist nicht wirklich teurer gewesen; ich habe dafür nur wenig mehr als 50 Euro bezahlt. Aber ich bin trotzdem sehr begeistert. Es handelt sich um das Celestron Firstscope 76 und war ein offizielles Produkt des vergangenen internationalen Jahrs der Astronomie. Bei dem Teleskop handelt es sich um einen kleinen Newton-Reflektor; also ein Spiegelteleskop. Die Öffnung beträgt 76 Millimeter; die Brenntweite 300 Millimeter. Damit bekommt man natürlich keine Bilder hin, wie wir sie aus den Medien und vom Hubble-Teleskop gewohnt sind. Aber das Firstscope hat andere Vorteile.
Erstens ist es schon komplett montiert und im Gegensatz zum simplen (und wackeligen) Stativ meines alten Teleskops ist die Dobson-Tischmontierung des Firstscope äußerst stabil und leicht zu handhaben. Man stellt es einfach auf einer ebenen Oberfläche auf und fertig. Zweitens lässt es sich leicht transportieren. Wenn man es irgendwo hin mitnehmen will, packt man es in einen Karton und kann losfahren. Mit einem Gewicht von etwa 2 Kilogramm ist es auch nicht wirklich problematisch, wenn man es z.B. über längere Strecken auf dem Fahrrad transportieren kann. Für Kinder ist es ideal denn es ist leicht zu verwenden; man muss nicht erst umständlich an hundert Schrauben drehen oder sonst irgendwelchen komplizierten Einstellungen vornehmen.
Und wenn man nicht gerade ferne Galaxien sehen will, dann kann man damit jede Menge Spaß haben. Ich habe gestern ein wenig von meinem Fensterbrett aus beobachtet und trotz der Festbeleuchtung der etwa 2 Meter entfernten Strassenlampe konnte ich beispielsweise die 4 galileischen Jupitermonde wunderbar sehen! Und auch unser Mond war im Teleskop ein toller Anblick. Fotos konnte ich leider keine machen – dafür fehlt mir die passende Ausrüstung. Ich kann nur die Kamera ans Okular halten (beim Firstscope inkludiert sind übrigens zwei; mit 20mm und 4mm was einem Gesichtsfeld von 1,7 bzw 0.4 Grad entspricht) und abdrücken. Das klappt meistens nicht so toll und auch nur bei sehr hellen Objekten. Die Jupitermonde waren dafür leider zu dunkel. Aber ich habe gerade eben mal das Teleskop auf den Turm des ein Kilometer entfernten geophysikalischen Instituts gerichtet – und das sieht dann so aus (zuerst mit einem 10mm Okular; dann mit dem 4mm-Okular):
Wie gesagt: mit dem Firstscope wird man nicht die Bilder sehen, die man aus der astronomischen Berichterstattung gewohnt ist. Wer Details der Planetenatmosphären beobachten will; wer die Spiralen ferner Galaxien sehen will – der muss wohl mehr als 50 Euro ausgeben und sich ein großes Telesko kaufen. Aber wer einfach und schnell ein paar schöne Himmelsbeobachtungen machen will und dabei vielleicht noch ein paar Kinder im Schlepptau hat – der kann mit dem billigen Firstscope (bei Amazon kostet es momentan 56,99; direkt bei Celestron kriegt man es um 62,-) kaum was falsch machen. Ich finde es jedenfalls super und warte schon ungeduldig auf den Sonnenuntergang 😉
Eine Frage hätte ich noch an die mitlesenden Beobachtungsexperten: welche Okulare könnte ich mir noch zulegen, um das Firstscope bestmöglich auszureizen?
Kommentare (49)