Heute ist Halloween! Zur Einstimmung habe ich gestern schon was über den Geisterkopfnebel geschrieben; heute möchte ich etwas über die astronomischen Ursprünge dieses Festes erzählen. Denn – auch wenn manche anderes glauben – Halloween ist kein Feiertag der von der amerikanischen Industrie erfunden wurde sondern einer mit einer langen Tradition.
Über die Jahreszeiten habe ich hier schon öfter geschrieben – über den Frühling, den Sommer, den Herbst – hmm, den Winter hab ich bis jetzt irgendwie ausgelassen. Aus astronomischer Sicht beginnen die Jahreszeiten an den Tagen der Sonnenwenden bzw. Äquinoktien. Eine “Sonnenwende” findet statt, wenn die Sonne auf ihrer scheinbaren Bahn den größten Abstand vom Himmelsäquator (das ist der auf den Himmel projizierte Äquator der Erde) hat.
Der Himmelsäquator ist hier in rot zu sehen; gelb ist die scheinbare Bahn der Sonne die als “Ekliptik” bezeichnet wird. Steht die Sonne auf diesem Bild am höchsten über dem Äquator, dann beginnt auf der Nordhalbkugel der Sommer; steht sie am tiefsten unter dem Äquator, dann fängt der Winter an (auf der Südhalbkugel ist es umgekehrt). Die Punkte, an denen sich Äquator und Ekliptik schneiden nennt man Äquinoktialpunkte. Es sind die Punkte der Tag-und-Nachtgleiche und sie markieren den Frühling- bzw. Herbstanfang.
Aber nicht immer wurden Tag-und-Nachtgleichen bzw. Sonnenwenden als Anfangspunkte der Jahreszeiten verwendet. Für die Kelten stellten diese Punkte den Höhepunkt bzw. die Mitte der jeweiligen Jahreszeiten dar; der Anfang lag dann logischerweise genau zwischen Äquinoktium und Sonnenwende. Diese “cross-quarter-days” (mir fällt grad der korrekte deutsche Ausdruck nicht ein) markieren auch heute noch einige kleinere Feiertage. Anfang Februar feierten die Kelten zum Beispiel das Imbolg-Fest das damals den Frühlingsanfang markierte. Die christlichen Kirchen übernahmen diesen Tag als Mariä Lichtmess, das am 2. Februar gefeiert wird. In den USA und Kanada begeht man an diesem Tag den Groundhog Day (ja, der “Murmeltiertag” wurde nicht extra für den Film erfunden…).
Zwischen unserem Frühlings- und Sommeranfang feierte man bei den Kelten Beltane und auch heute noch gibt es überall am 1. Mai entsprechende Feierlichkeiten (und am Tag davor die Walpurgisnacht). Mitten in unserem Sommer; zwischen Sommer- und Herbstanfang gab es bei den Kelten das Fest, das den Herbstanfang markierte: Lughnasadh. In der englischsprachigen Welt gibt es heute am 1. August manchmal noch den Lammas Day; eine Art Erntedankfest.
Und dann ist da noch Samhain. Dieses Fest markierte bei den Kelten den Winteranfang und es lag genau zwischen Herbst-Tag-und-Nachtgleiche und Wintersonnenwende. Was genau nun die Kelten an diesem Tag gemacht haben und welche Traditionen sich im Laufe der Zeit daraus entwickelt haben ist immer noch umstritten. Aber Anfang November gibt es heute jedenfalls die christlichen Feiertage Allerheiligen und Allerseelen und am 31. Oktober feiert man Halloween!
Also: wer heute Kürbisse schnitzt, sich gruselig verkleidet, die Kinder Süssigkeiten sammeln schickt oder sonst irgendwas Halloween-mäßiges macht, der begeht ein Fest, dessen Tradition lange zurückreicht. Und auch wenn man es heute völlig anders feiert als vor tausenden Jahren: der astronomische Hintergrund ist immer noch gleich!
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