Ich dachte eigentlich, die Sache mit Planet X wäre so langsam mal erledigt. Nein, so einen Planeten kann es nicht geben. Und nein, es wird auch keinen Weltuntergang im Jahr 2012 geben. Aber irgendwie bekomme ich trotzdem immer noch jede Menge Emails von Leuten die mich danach fragen, wie das mit diesem bösen Planeten denn genau ist und die wissen wollen, wann und wo man ihn denn sehen kann. Das lässt sich leicht beantworten: Niemals! Da es Planet X nicht gibt kann man ihn natürlich auch nicht am Himmel sehen. Es ist aber vielleicht ganz interessant, sich die ganze Sache nochmal im Detail zu überlegen.
Die Leute die es toll finden, Planet-X-Weltuntergangsgeschichten zu verbreiten haben im Allgemeinen wenig Ahnung von Astronomie und noch weniger von Himmelsmechanik (das ist die Wissenschaft der Bewegung der Himmelskörper). Insofern haben sie auch wenig Hemmungen einfach irgendwelche Sachen zu behaupten und merken nicht, wie lächerlich das eigentlich ist. Ich habe das ja schon früher detailliert beschrieben: Auch ein Planet X muss sich an die Gesetze der Himmelsmechanik bzw. an die Gravitation halten. Er kann sich also nicht irgendwie durchs All bewegen sondern muss sich an die Keplerschen Gesetze halten so wie der Rest der Himmelskörper auch. Und wenn Planet X Teil unseres Sonnensystems ist wie es die Pseudowissenschaftler immer behaupten und wenn er in den nächsten Jahren der Erde nahe kommen will, dann muss er jetzt schon so fast im inneren Sonnensystem – und damit am Himmel sichtbar – sein.
Die Leute die Planet-X-Panik verbreiten wissen natürlich auch sonst in Sachen Physik nicht wirklich Bescheid. Da wird dann zum Beispiel fabuliert, Planet X sein ein “brauner Zwerg” und deswegen unsichtbar. Das ist großer Unsinn und zeigt, dass diese Leute keine Ahnung haben, was mit dem Begriff “brauner Zwerg” eigentlich gemeint ist. Ein brauner Zwerg ist kein Planet – und auch kein Stern. Es ist eine Art Mittelding zwischen den beiden. Ein Stern ist groß genug um in seinem Inneren Temperaturen zu erzeugen die eine dauerhaften Kernfusion erlauben: der Stern leuchtet von selbst und das über lange Zeiträume hinweg. Ein Planet ist viel kleiner und leichter als ein Stern und in seinem Inneren findet keine Kernfusion statt. Ein Stern muss etwa 80 Mal schwerer als der Jupiter sein damit es mit der Fusion klappt. Aber schon wenn ein Objekt etwa die 13fache des Jupiters überschreitet tut sich ein bisschen was. Es kann zwar noch kein Wasserstoff fusioniert werden so wie in einem Stern. Aber es reicht für die Deuteriumfusion – allerdings nur für einen sehr kurzen Zeitraum. Und diese Objekte mit einer Masse zwischen 13 und 80 Jupitermassen, die kurz ein kleines bisschen Kernfusion zustande bringen nennt man “braune Zwerge”.
Ein brauner Zwerg ist also keinesfalls “unsichtbar”. Ganz im Gegenteil… So wie die anderen Planeten des Sonnensystems würde auch er das Licht der Sonne reflektieren und da er sehr groß ist, wäre er auch sehr hell. Aber es geht ja nicht nur ums Licht. Die Leute vergessen meistens noch etwas viel gravierenderes: die Gravitation. Jedes Objekt im Universum, dass eine Masse hat unterliegt der Gravitationskraft und übt auch selbst eine Gravitationskraft auf alle anderen massebehafteten Objekte aus. Die Gravitation ist der Grund, warum die Planeten um die Sonne kreisen – und wir können die Gravitationskraft sehr gut und sehr genau berechnen. So genau, dass es zum Beispiel möglich ist, eine Raumsonde von der Erde aus zu starten und sie punktgenau zu einem anderen Himmelskörper (z.B. dem Mars) zu steuern. Das klappt nur, weil wir erstens wissen, wie die Gravitationskraft der Objekte im Sonnensystem die Raumsonde beeinflusst und wir zweitens auch wissen, wie die Gravitationskraft der Objekte im Sonnensystem die Bahn der Planeten beeinflusst und wir berechnen können, wo sich der Mars zum Zeitpunkt der Landung genau befindet. Nur dadurch ist es möglich, die Sonde exakt zu steuern. Würden wir bei dieser Rechnung einen Planeten einfach ignorieren – zum Beispiel den Jupiter – dann würde uns ein Teil der wirkenden Gravitationskraft entgehen und die Sonde würde nicht dort lang fliegen, wo sie lang fliegen soll. Bewegen sich also die Himmelskörper nicht so, wie man es vorher berechnet hat, dann ist das ein Hinweis auf einen bisher nicht berücksichtigten Einfluss bzw. einen bisher unbekannten Himmelskörper. Genau auf diese Art und Weise hat man im 19. Jahrhundert den Planeten Neptun entdeckt: die vorherberechnete Bewegung des Uranus stimmte nicht mit der Beobachtung überein und man hat daraus geschlossen, dass es noch einen weiteren Planeten geben muss.
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