Erst kürzlich habe ich mein neues Teleskop vorgestellt. Das ist natürlich sehr klein und man kann damit nicht wirklich die beeindruckenden Bilder gewinnen, die wir z.B. vom Hubble-Weltraumteleskop kennen. Aber das bedeutet nicht, dass man unbedingt ein großes Teleskop im Weltraum braucht, um fantastische Bilder zu machen. Wenn man weiß, was man tut, dann reicht dazu durchaus auch ein kleines Gerät. So eines zum Beispiel:
Das hier ist ein sogenanntes H-alpha-Teleskop. Es lässt nur eine ganz bestimmte Wellenlänge des Lichts durch; eine die genau der Wellenlänge des angeregten Wasserstoffes bei 656,28 Nanometer (das ist die erste Spektrallinie der Balmer-Serie) entspricht. Wasserstoff gibt es in unserer Sonne natürlich jede Menge und daher eignet sich so ein Teleskop hervorragend, um die Sonne zu beobachten. Das Gerät auf dem Bild heisst “Little Big Man” und gehört Alan Friedman. Und der kann damit ganz gewaltige Bilder machen. So eines zum Beispiel:
Phänomenal! (Klickt drauf, dann wirds größer). So sah die Sonne am 20. Oktober 2010 aus (Naja, nicht exakt so. Da das Bild nur bei einer konkreten Wellenlänge aufgenommen wurde, kann man natürlich nicht solche Farben sehen wie in diesem Bild. Das wurde entsprechend nachbearbeitet). Und auf diesem Bild sieht man jede Menge… Erstmal sieht man, dass die Sonne etwas “körnig” aussieht. Das ist die sogenannte Granulation. Im Prinzip nichts anderes, als man in einem Topf voller kochenden Wasser beobachten kann: heiße Blasen steigen auf; das Wasser brodelt. Genauso ist es auf der Sonne – heißes Plasma steigt nach oben, kühlt ab und sinkt an den Rändern der Granulen wieder nach unten. Die Granulation ist also ein sichtbarer Beleg für die Konvektion in der äußeren Schicht der Sonne. Man erkennt auch einige dunkle Sonnenflecken – aber am schönsten auf diesem Bild sind die Filamente und die Protuberanzen. Bei beidem handelt es sich im Prinzip um das gleiche Phänomen: Plasma wird entlang der Magnetfeldlinien der Sonne emporgeschleudert. Wenn wir so etwas am Rand der Sonnenscheibe, vor dem Hintergrund des Alls beobachten, dann wird es als Protuberanz bezeichnet; sieht man so einen Plasmaauswurf vor der Sonnenscheibe, dann nennt man es Filament. Am oberen Rand des Bildes sind z.B. ein paar wunderschöne Protuberanzen zu sehen und in der Mitte des Bildes ein großes Filament. Von beiden gibt es auch noch beeindruckende Vergrößerungen:
Das sind gewaltige Protuberanzen! Und sie sind wirklich gewaltig: die gesamte Erde würde locker in die Lücke zwischen den beiden Protuberanzen in der Bildmitte passen! Und auch wenn die Sonne hier aussieht wie eine kuschelige Flauschkugel: kuschelig ist da gar nichts. Wir blicken auf die brodelnde, chaotische, fast 6000 Grad heiße äußere Schicht einer Plasmakugel:
Ja… was soll man da noch mehr dazu sagen als: Cool! Bzw. Hot!
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