Was gibts schöneres als eine richtig große Kollision? Natürlich weit weg im Weltall wo sie uns nicht gefährlich werden kann. Ob jetzt Asteroiden mit Jupiter zusammenstoßen; extrasolare Planeten miteinander kollidieren oder gleich ganze Galaxienhaufen: es sind immer faszinierende Forschungsergebnisse und tolle Bilder. Und so katastrophal und zerstörerisch solche Kollisionen auch sind: ohne sie gäbe es viele Dinge nicht. Den Mond zum Beispiel. Oder auch die Andromenda-Galaxie. Wissenschaftler vom Observatoire de Paris haben nun Hinweise dafür gefunden dass unsere Nachbargalaxie vielleicht bei einer gewaltigen Kollision entstanden ist – und nicht nur die…
Die Andromeda-Galaxie ist knapp 2.5 Millionen Lichtjahre von uns entfernt und gemeinsam mit der etwas kleineren Milchstrasse dominiert sie die Lokale Gruppe, also den Galaxienhaufen von dem auch wir ein Teil sind.
So sieht Andromeda aus:
Und so sieht sie aus, wenn man sie im Infrarotlicht betrachtet. Dann sieht man vor allem, wo sich der ganze Staub versteckt:
Schöne Ringe!
Ok – jetzt weiß man schon länger, dass Kollisionen zwischen Galaxien eine wichtige Rolle bei deren Entwicklung spielen. Man vermutet, dass die meisten Spiralgalaxien bei Zusammenstößen entstanden sind. Das wird nun auch durch die Arbeit der französischen Wissenschaftler bestätigt. Sie haben numerische Simulationen durchgeführt und nachgesehen, was passieren muss, damit bei einer Galaxienkollision so etwas wie Andromeda entstehen kann. Solche Simulationen sehen simpel aus – sind es aber nicht! Da muss man nicht nur die gravitativen Kräfte berücksichtigen sondern auch die hydrodynamischen – und dann braucht man dazu i.A. richtig gute Computer die ordentlich schnell rechnen können. Hat man das alles, dann bekommt man am Ende solche schönen Videos:
Hier sieht man eine Galaxie; etwa so schwer die Milchstrasse die mit einer kleineren – nur ein Drittel so schwer – kollidiert. Am Ende (die Simulation umfasst einen Zeitraum von etwa 9 Milliarden Jahren) ensteht eine Galaxie, die der Andromeda-Galaxie erstaunlich ähnlich ist. Nicht nur wird das Verhältnis von Scheibe zu Bulge (das ist der runde zentrale Teil einer Galaxie) gut reproduziert; auch der Staubring und andere Eigenschaften (z.B. diverse Sternströme) konnten in der Simulation gefunden werden. Das bedeutet natürlich nicht, dass vor 6 Milliarden Jahren tatsächlich alles genau so abgelaufen ist. Aber es ist eine gute und plausible Hypothese. Vor allem, weil sie noch mehr erklärt!
In der Nähe der Milchstrasse gibt es ja zwei kleine und irreguläre Galaxien: die magellanschen Wolken. Und wie die Simulationen aus Frankreich (die übrigens in Kooperation mit chinesischen Wissenschaftlern gemacht wurden) zeigen, könnte auch sie ein Produkt der großen Kollision sein. Durch die Gezeitenkräfte die zwischen den kollidieren Galaxien wirken kann auch Material aus ihnen herausgerissen werden und in Richtung Milchstrasse geschleudert werden. Daraus können dann die magellanschen Wolken entstanden sein.
Ein interessantes Modell mit interessanten Ergebnissen! Um bestätigen zu können was damals wirklich geschehen ist, wird man wohl noch viel forschen und beobachten müssen. Aber bis zur nächsten Kollision haben wir noch ausreichend Zeit. Es wird noch knapp 4 Milliarden Jahre dauern bis die Andromedagalaxie mit unserer Milchstrasse kollidiert…
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