Jetzt im Winter ist Sonne ja meist Mangelware. Die europäische Weltraumagentur ESA schafft nun Abhilfe und verkündet heute: “ESA makes the Sun available to everyone”. Am Wetter kann die ESA zwar leider auch nichts ändern – aber sie hat eine tolle neue Software veröffentlicht, mit der sich die gesammelten Bilder Sonnenforschung der letzten Jahrzehnte betrachten und bearbeiten lassen.
Unsere Sonne steht ja quasi seit Jahrhunderten unter Dauerbeobachtung. Ganz zu recht – sie ist ja immerhin der einzige Stern den wir aus unmittelbarer Nähe betrachten können und die Chancen müssen wir nutzen. Nicht nur, um allgemein mehr über Sterne zu erfahren. Mittlerweile schwirrt ja ziemlich viel Technik von uns im All herum und die reagiert äußerst sensibel auf die Teilchenströme (das sogenannte “Weltraumwetter”) die von der Sonne ausgeschickt werden. Den Weltuntergang werden Sonnenstürme zwar nicht auslösen – aber es ist trotzdem wichtig, die Sonnenaktivität möglichst gut vorhersagen zu können. Und das geht am besten, wenn man die Sonne so oft und so genau wie möglich beobachtet.
Dazu gab es im Laufe der Zeit viele verschiedene Weltraumteleskope – und am bekanntesten ist davon sicherlich das “Solar and Heliospheric Observatory (SOHO)” das die Sonne schon seit 15 Jahren beobachtet. Dabei sind natürlich jede Menge Bilder entstanden. Und zwar wirklich jede Menge. All diese Bilder konnte man bisher schon auf der SOHO-Homepage ansehen. Aber nun gibt es eine viel komfortablere Möglichkeit, auf die über eine Million Aufnahmen zuzugreifen: jhelioviewer.
Mit diesem Java-basierten Programm (es läuft auf allen Plattformen) kann man nun alle SOHO-Bilder betrachten (übrigens auch die des neuen Solar Dynamics Observatory (SDO)) und auch bearbeiten. Zum Beispiel kann man damit nette kleine Videos erstellen – zum Beispiel eines der großen Protuberanz die letztens für Aufsehen gesorgt hat:
Coole Sache! Nicht so cool werden die vielen Weltuntergangsspinner sein, die mit diesem Tool noch mehr “Videobeweise” vom angeblichen Planet X produzieren werden. Den gibt es zwar nicht – aber das hält die Leute sicher nicht davon, jeden Pixelfehler für den nahenden Weltuntergang zu halten. SOHO-Bilder waren ja bis jetzt schon immer die Lieblingsquelle für die Nibiru-Fans. Hier ist ein typisches Video:
Jeder der weiß, wie CCD-Chips funktionieren und welche Bildfehler einem so bei typischen Aufnahmen begegnen, wird sofort sehen, dass es sich hier nicht um einen unbekannten Planeten handelt – sondern einfach um ein helles Objekt (das kann z.B. die Venus sein die gerade im Bild ist) dessen Licht auch die benachbarten Pixel beeinflusst. Wie das im Detail funktioniert, hat Phil Plait hier gut beschrieben.
Hier ist noch ein schönes Video von SOHO. Es zeigt den “Halloween-Sturm” im Jahr 2003 – und das Ding das da von rechts nach links durchs Bild fliegt ist schon wieder nicht Nibiru sondern Merkur. Aber es würde mich nicht wundern, wenn diese Bilder schon in irgendwelchen Esoterikforen als “Beweis” für die Existenz von Planet X aufgetaucht sind…
Ich befürchte, dass wir nun in Zukunft verstärkt mit solchen “Beweisen” rechnen müssen… Oder aber vielleicht führt die einfachere Möglichkeit sich mit diesen Bildern zu beschäftigen auch dazu, dass sich auch mehr Leute mit der Astronomie dahinter beschäftigen – und dann nicht mehr so leicht auf die absurden Behauptungen der Weltuntergangsfreaks reinfallen…
Wie auch immer: jhelioviewer ist auf jeden Fall eine schöne Sache und wunderbar dazu geeignet, sich an den kalten dunklen Winterabenden die Zeit zu vertreiben 😉
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