Kürzlich gab es – auf Anregung einer Journalistin hin – bei WeiterGen eine Diskussion über die prekären Arbeistverhältnisse der Wissenschaftler. Mich hat besagte Journalistin ebenfalls interviewt (ich vermute mal es war die gleiche) aber anscheinend wurde aus dem Fernsehbeitrag zu diesem Thema dann doch nichts. Dabei bleibt das Thema natürlich weiterhin aktuell. Eine Studie vom Zentrum für Wirtschafts- und Innovationsforschung der Joanneum Research in Wien zeigt nun wieder einmal, vor welchen Problemen Nachwuchsforscher stehen.
Dort wurde unter anderem untersucht (die komplette Studie gibts hier als pdf-Datei), wie das Verhältniss von beschäftigten Personen zu den tatsächlich offiziell vorhandenen Stellen aussah. Betrachtete man nur die Professorinnen und Professoren an den österreichischen Unis, dann war das nahezu eins – das bedeutet auf jeder Stelle sitzt tatsächlich genau ein Professor. Bei allen anderen (Dozenten, Assistenten, Leute die durch Drittmittel finanziert werden,…) beträgt dieses Verhältnis allerdings schon 1,7 und betrachtet man nur den nicht habilitierten Mittelbau (also nur die Assistenten), dann liegt das Verhältnis bei 2,2. Jede vorhandene Stelle wird dort also von (mindestens) zwei Personen ausgefüllt.
Jetzt ist der Trend zur Teilzeitarbeit ja leider nichts neues. Aber bei wissenschaftlichen Stellen ist das nochmal besonders kritisch – denn dort läuft das oft darauf hinaus, dass die Wissenschaftler trotzdem Vollzeit arbeiten. Es muss ja weiter geforscht werden; man muss Ergebnisse bekommen und die Ergebnisse publizieren. Wer nicht publiziert ist wissenschaftlich tot: publish or perish! Und wenn man zulange auf einer Halbzeitstelle sitzt und dann tatsächlich auch nur Halbzeit arbeiten würde – dann ist man schnell weg vom Fenster. Denn es ist ja immer noch so, dass die Publikationen mehr oder weniger das einzige Kriterium sind, das zur Beurteilung des wissenschaftlichen Erfolgs herangezogen wird. Ich habe das schon oft kritisiert – aber ändern wird sich das wohl so schnell nicht. Und daher bleibt vielen Wissenschaftlern auf Halbtagsstellen nichts anderes übrig, als Vollzeit zu arbeiten (oder noch mehr) um weiter mit im Spiel und im Rennen um eine der wenigen Professorenposten zu bleiben.
Als Wissenschaftler – besonders wenn man noch jung ist – stört einen diese Art der Selbstausbeutung meistens wenig. Man macht die Wissenschaft ja nicht, weil man muss, sondern weil man fasziniert davon ist. Und was macht es da schon, wenn man Abende und Wochenenden an der Universität verbringt und von 60 oder 70 Stunden Arbeit in der Woche vielleicht 20 bezahlt bekommt. Es ist Wissenschaft, es ist cool und genau das was man machen will! Wer interessiert sich da für Überstunden und Geld? So gings mir früher und so werden das heute auch noch viele junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sehen. Aber irgendwann stellt man doch fest dass man auch noch gerne ein Privatleben hätte und kommt vielleicht sogar noch auf die dumme Idee sich eine Familie zuzulegen – und dann wirds unangenehm. Dann merkt man erst so richtig, wie deprimierende di ewigen befristeten Verträge, die vielen erzwungenen Ortswechsel oder eben die immer stärker verbreiteten Teilzeitstellen sind. Aber ohne grundlegende Änderung am kompletten System der Stellenbesetzung und der Vergabe von Forschungsgeldern wird sich hier wohl so schnell leider nichts ändern…
Übrigens: ein Forschungsprojekt an der Uni Leipzig ist interessiert an den finanziellen Problemen von Sozial- und Geisteswissenschaftlern die sich über Lehraufträge, Honorar- und/oder Werkverträge finanzieren. Wer Interesse hat ein Gespräch von etwa ein bis zwei Stunden zu führen (wird natürlich später alles anonymisiert) und dafür 10 Euro zu bekommen, der kann sich bei Franz Erhard (franz.erhard@gmail.com) oder Daniel Bergelt (0341 9735659) melden.
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