Vor etwa 13.7 Milliarden Jahren entstand das Universum in dem wir leben. Die Urknall-Theorie, die dieses Ereignis und die folgende Entwicklung des Universums beschreibt wurde in den letzten Jahrzehnten immer weiter verfeinert und durch Beobachtungen bestätigt. Wenn es unser Universum aber erst seit 13.7 Milliarden gibt, dann sollte alles, was sich im Universum befindet nicht älter sein. Ok, manche Leute sind trotzdem auf der Suche nach solchen Objekten, aber bis jetzt war niemand erfolgreich. Zwei Wissenschaftler aus Großbritannien und Canada meinen nun aber, dass es im All eine bestimmte Art von schwarzen Löchern geben könnte, die vor dem Urknall entstanden sind.
Nein, hier geht es nicht um eine Widerlegung der Standardkosmologie. Sondern um eine mögliche Erweiterung. Es gibt verschiedene Modelle von zyklischen Universen und dazu gehört auch das Wechselspiel von “Big Bang” und “Big Crunch”. Hier geht man davon aus, dass die Expansion des Universums irgendwann aufhört und alles wieder zusammenstürzt. Das Universum wird immer kleiner und kleiner; immer dichter und dichter bis es irgendwann wieder genauso aussieht wie damals beim Urknall und alles wieder auseinanderfliegt. Normalerweise sollte man davon ausgehen, dass bei so einem “Big Crunch” alles im Universum zerstört wird. Aber Bernard Carr von der Queen Mary University in London und Alan Coley von der Dalhousie University in Kanada sind anderer Meinung. In ihrer Arbeit mit dem Titel Persistence of black holes through a cosmological bounce erklären sie, dass bestimmte schwarze Löcher so einen kosmologischen Weltuntergang überleben können.
Diese Art von schwarzen Löchern sind nicht leicht zu entdecken. Verkompliziert wird die Sache noch dadurch, dass auch beim Urknall selbst bzw. beim “Big Crunch” schwarze Löcher entstehen können. Solche primordialen schwarzen Löcher (deren Existenz Stephen Hawking in den 1970ern postulierte) sind allerdings vergleichsweise winzig und im Gegensatz zu den supermassiven schwarzen Löchern die wir überall in den Zentren der Galaxien nachweisen können kaum zu finden.
Ich habe leider zu wenig Ahnung von der speziellen Mathematik und Physik der schwarzen Löchern um im Detail zu verstehen was Carr und Coley da gemacht haben. Aber so wie es aussieht gibt es einen bestimmten Massebereich für schwarze Löcher der dafür sorgt, dass sie einen “Big Crunch” unbeschadet überstehen können. Das ist natürlich eine enorm spannende Sache! Wenn es solche schwarzen Löcher tatsächlich gibt, dann hätten wir damit Objekte die älter sind als das Universum! Wir hätten damit auch die Möglichkeit, diese spezielle Art des zyklischen Universums durch Beobachtungen zu bestätigen. Dafür muss die ganze Sache natürlich noch wesentlich detaillierter Ausgearbeitet werden. Man muss sich genau überlegen, wie man “normale” primoridiale schwarze Löcher von den schwarzen Löchern aus dem früheren Universum unterscheiden kann und wie man beide voneinander unterscheidet. Man muss sich genau überlegen, wie man diese kleinen schwarzen Löcher nachweisen kann – zum Beispiel über deren Hawking-Strahlung die bei solchen kleinen Löchern stärker ist und vielleicht beobachtet werden kann.
Ok, das klingt alles nach Science-Fiction. Aber auch wenn es etwas utopisch ist, ist es doch noch ernsthafte Wissenschaft. Und wenn man nicht manchmal etwas spekulativ an die Dinge herangeht, findet man nie etwas Neues heraus 😉
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