In der kürzlich erschienen Ausgabe der Zeitschrift “Der Skeptiker” hat der Wiener Biologe Erich Eder einen Artikel über die Verbreitung abergläubischer Weltvorstellungen an österreichischen Gymnasien geschrieben, basierend auf dem ebenfalls von Eder und seinen Kollegen verfassten Fachartikel The Relationships Between Paranormal Belief, Creationism, Intelligent Design and Evolution at Secondary Schools in Vienna (Austria)”.
Die Arbeit an sich ist schon spannend – und leider auch deprimierend – genug, aber mir ist ganz besonders ein Satz aufgefallen den Eder im Absatz mit dem Titel “Was ist Aberglaube eigentlich?” geschrieben. Er lautet:
“Aberglaube [ist] nichts anderes als das vorschnelle Annehmen kausaler Zusammenhänge.”
Sehr schön! Gut, so wahnsinnig aufregend ist dieser Satz jetzt auch wieder nicht. Aber ich finde ihn in seiner Kompaktheit doch sehr instruktiv. Kausale Zusammenhänge anzunehmen ist eine grundlegende Eigenschaften der Menschen die wir uns in den Jahrhunderttausenden der Evolution angewöhnt haben. Wer die auffliegenden Vögel mit dem Tiger im Gebüsch in Zusammenhang bringt und rechtzeitig wegläuft, überlebt. Und prinzipiell ist das ja auch nichts Schlechtes. Die Suche nach kausalen Zusammenhängen ist auch eines der zentralen Prinzipien der Wissenschaft. Aber eben nicht das vorschnelle Annehmen solcher Zusammenhängen! Und genau da unterscheidet sich Wissenschaft von Pseudowissenschaft und Aberglaube. Es ist nicht schwer, irgendwelche Zusammenhänge zu postulieren. Die Bewegung der Sterne beeinflusst das Schicksal der Menschen. Die Aktivität der Sonne beeinflusst die Erdbebenhäufigkeit. Die Form des Kopfes beeinflusst die Intelligenz der Menschen. Usw. Wenn man hier stehen bleibt, dann handelt es sich um Aberglaube. Geht man aber weiter, überprüft diese Zusammenhänge, macht dazu eine vernünftige Statistik und – das ist am Wichtigsten! – ist bereit die Resultate dann auch zu akzeptieren, egal ob sie den Zusammenhang bestätigen oder widerlegen: dann hat man Wissenschaft betrieben.
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