Glücklicherweise scheinen die Politiker ja doch nicht mit allem durchzukommen. Eine überführte Plagiatorin zur europäischen Wissenschaftspolitikerin zu befördern war dann doch ein bisschen zu viel. Wissenschaftler und Vertreter der wissenschaftlichen Organisationen in Deutschland haben deutlich klar gemacht, was davon zu halten ist und schließlich musste Frau Koch-Mehrin zurücktreten. Bzw. wurde sie aus dem entsprechenden Ausschuss entfernt. Sie darf als deutsche Volksvertreterin immer noch für unsere Belange bei der Europäischen Union eintreten. Wer keine Lust hat, sich von jemanden vertreten zu lassen, der nachweislich wissenschaftlich betrogen hat, der kann immer noch die Petition für Koch-Mehrins Rücktritt unterschreiben Und wer weiter auf dem Laufenden bleiben will, was die Plagiate angeht, der ist bei “De Plagio” richtig: ein Blog das gemeinsam von Autoren der ScienceBlogs und der SciLogs betrieben wird.

Man fragt sich bei der ganzen Geschichte ja, ob die Politiker die Menschen tatsächlich für so dumm halten und meinen, über solche Sachen würde sich niemand aufregen? Oder ob das Plagiieren einfach als Kavaliersdelikt gilt über das man sich keine weiteren Gedanken machen muss. So wie ein Strafzettel wegen Falschparken… Scheinbar ist das so – denn Guttenberg und Koch-Mehrin waren ja nicht die einzigen. Auf den Plagiatsdokumentationsseite VroniPlag und Initiative Transparente Wissenschaft finden sich noch jede Menge andere Fälle. Eines ist mir dabei allerdings aufgefallen; speziell als ich die Themengebiete der Dissertationen angesehen habe:

  • Margarita Mathiopoulos: Politikwissenschaft
  • Karl-Theodor zu Guttenberg: Rechtswissenschaft
  • Silvana Koch-Mehrin: Wirtschaftswissenschaft/Geschichte
  • Johannes Hahn: Philosophie
  • Uwe Brinkmann: Rechtswissenschaft
  • Georgios Chatzimarkakis: Politikwissenschaft
  • Veronica Saß: Rechtswissenschaft
  • Mario-Max Schaumburg-Lippe: Rechtsiwssenschaft

Ok, 7 Leute sind kein wirklich großer Datensatz. Aber unter all den Plagiaten findet sich kein einziges aus dem Bereich Naturwissenschaft. Das kann Zufall sein – wie gesagt, das ist keine Statistik – und falls sich herausstellen sollte, dass Naturwissenschaftler ebenso oft des Plagiats überführt werden wie alle anderen, dann ist alles was jetzt folgt hinfällig. Oder es liegt daran, dass es hier nur um Politiker geht und da liegt es nahe, dass die eher Jura oder Politikwissenschaft studieren anstatt Physik (wobei die Bundeskanzlerin da wieder eine Ausnahme ist). Und sicherlich liegt es nicht daran, dass Naturwissenschaftler die besseren Menschen sind und nicht betrügen. Aber es würde ihnen vermutlich trotzdem schwer fallen, ein Plagiat durchzuziehen.

Ich hab ja schon öfter mal probiert, mich in die Lage von Koch-Mehrin, Guttenberg oder anderen Plagiatoren zu versetzen. Wie kommt man auf die Idee, einfach abzuschreiben und die Forschung anderer als seine eigene auszugeben. Wie zieht man das durch? Mein Arbeitsgebiet ist die Astronomie und momentan die Dynamik extrasolarer Planeten. Mal angenommen ich wolle nun eine Arbeit über die dynamische Stabilität von sagen wir Gliese 876 schreiben (ein dynamisch sehr interessantes System). Jetzt bin ich aber nebenbei dummerweise auch noch Minister, muss mich um meine Familie kümmern, hab anderweitig Stress und viel zu tun oder schaffe es schlicht und einfach nicht, die Arbeit vernünftig zu verfassen. Was würde passieren, wenn ich einfach abschreibe? Ich such mir einfach eine passende Arbeit zum Thema – die hier zum Beispiel – vielleicht noch ein paar andere dazu und mit copy & paste ist meine Arbeit schnell fertig. Genauso schnell aber wäre sie auch als Plagiat enttarnt; ganz ohne VroniPlag und Crowdsourcing. Würde ich meine Arbeit irgendwo veröffentlichen wollen, dann würden die Gutachter (sofern es gute Gutachter sind) sicherlich erstmal schauen, inwiefern meine Ergebnisse zur Stabilität von Gliese 876 den früheren Ergebnissen entsprechen. Und dabei müssen sie unweigerlich merken, dass ich abgeschrieben habe. Sollte die Arbeit dank schlechter und ungenauer Gutachter doch veröffentlich werden, dann wird sie auf jeden Fall die Aufmerksamkeit all derjenigen Wissenschaftler auf sich ziehen, die ebenfalls an Gliese 876 gearbeitet haben und dann werden die, von denen ich abgeschrieben habe, den Betrug ebenfalls sofort bemerken.

Das klassische plagiieren – also Texte kopieren und keine Quellen angeben – scheint irgendwie in der Naturwissenschaft nicht zu funktionieren. Hier geht es darum, konkrete, nachprüfbare Fakten herauszufinden. Und die kann ich nicht einfach abschreiben. Außerdem ist die Naturwissenschaft nicht so sehr von der Sprache dominiert sondern von der Mathematik. Die Geistes- und Sozialwissenschaften funktionieren ein wenig anders; hier verfasst man eher Bücher als kurze wissenschaftliche Texte. Man arbeitet vorrangig mit Texten und kaum mit neutraler Mathematik. Es geht darum, vorhandene Texte ausgiebig zu analysieren, Meinungen und Kommentare abzugeben und die Schlussfolgerungen sind im Vergleich zur Naturwissenschaft oft eher vage. All das begünstigt das reine Abschreiben und lässt es länger unentdeckt bleiben. Es ist also nicht verwunderlich, wenn sich keine Naturwissenschaftler unter den aktuellen Plagiatsfällen finden. Das funktioniert bei der naturwissenschaflichen Arbeitsweise einfach nicht wirklich gut. Klar, es ist durchaus möglich, dass man z.B. die Einleitungskapitel einer Dissertation bei denen es nur um die Darstellung des Status Quo geht, einfach aus Lehrbüchern abschreibt (und das wird sicherlich auch vorgekommen sein). Aber die wissenschaftliche Arbeit anderer als seine eigene Forschungsleistung auszugeben ist wesentlich schwieriger. Zumindest per copy & paste. Das bedeutet natürlich nicht, dass es in der Naturwissenschaft kein wissenschaftliches Fehlverhalten gibt. Man muss es nur anders anstellen.

Anstatt meine Arbeit über Gliese 876 einfach abzuschreiben könnte ich mir die Ergebnisse auch einfach ausdenken. Oder ich klaue mir trotzdem die Daten aus einer anderen Arbeit aber modifiziere und manipuliere sie einfach so, dass man den Diebstahl auf den ersten Blick nicht merkt. Falsche oder gestohlene Daten zu veröffentlichen ist zwar etwas aufwendiger als reines copy & paste und wenn man es vernünftig machen will, muss man schon einiges über sein Fach wissen (wäre also vielleicht schwierig für Diplomande/Doktoranden) aber genauso schwierig ist es dann auch, so einen Fall aufzudecken. Denn da müsste die Arbeit schon von unabhängigen Kollegen wiederholt werden. Aber selbst wenn es dann zu Widersprüchen kommt, ist das noch kein eindeutiges Zeichen für Betrug; ich könnte mich auf unterschiedliche Methodiken, unterschiedliche Modelle etc rausreden. Erfundene bzw. manipulierte Daten zu enttarnen ist nicht leicht. Ich kann nur jedem das Buch “Plastic Fantastic” von Eugenie Samuel Reich empfehlen. Dort wird detailliert der Skandal um den deutschen Physiker Jan Hendrik Schön beschrieben der 13 Arbeiten gefälscht hatte, als neuer Superstar der Szene galt und kurz davor stand als jüngster Direktor an ein Max-Planck-Institut berufen zu werden bevor er endlich aufgeflogen ist.

Wissenschaftliches Fehlverhalten gibt es also auch selbstverständlich – und leider! – in der Naturwissenschaft. Dort wo es Menschen gibt, gibt es immer auch Menschen, die Fehler machen oder betrügen. Allerdings wird man die schwarzen Schafe unter den Naturwissenschaftler nicht so einfach per Crowd-Sourcing à la VroniPlag enttarnen können. Um klassische Plagiate entdecken zu können, braucht man nur Zugang zu ausreichend Quellen, vernünftigen Suchmaschinen und muss fähig sein zu lesen. Wer gefälschte oder manipulierte Daten aufdecken will, muss auch die wissenschaftliche Hintergründe beherrschen und verstehen, was die Daten bedeuten sollen. Brauchen wir also ein VroniPlag, dass speziell von Naturwissenschaftlern betrieben wird?

Kommentare (57)

  1. #1 Bullet
    30. Juni 2011

    coole Idee, das Blog. *save*

    Ich denke, du hast noch etwas übersehen: die schiere Anzahl an Leuten, die sich mit einem Spezialthema wie ausgerechnet Gliese 876 oder sowas wie G 587 beschäftigen, ist (ausm Fensta jelehnt) deutlich geringer als das Heer der Wirtschaftswissenschaftler, die alle irgendwelche Texte zu Themen verfassen, die direkten Impact auf Geldbörsen haben. Soll heißen: allein der Pool, aus dem man abschreiben kann, sollte viel größer sein – also auch schwerer zu durchsuchen. Ich würde ja erwarten, daß die Planetenspezialisten sich alle gegenseitig mit Vornamen kennen – oder zumindest die Gruppenleiter und Textzusammenfasser der jeweiligen Arbeitsgruppen kennen sich.
    Vielleicht ist das ja zumindest ein Faktor…

  2. #2 Florian Freistetter
    30. Juni 2011

    @Bullet: “Ich würde ja erwarten, daß die Planetenspezialisten sich alle gegenseitig mit Vornamen kennen – oder zumindest die Gruppenleiter und Textzusammenfasser der jeweiligen Arbeitsgruppen kennen sich. Vielleicht ist das ja zumindest ein Faktor… “

    Ok, in der Astronomie ist das sicher so. Aber in der Physik oder Biologie ist das anders. Behaupte ich jetzt zumindest mal; die mitlesenden Physiker/Biologen können da sicher mehr sagen.

  3. #3 Elmar Diederichs
    30. Juni 2011

    “Brauchen wir also ein VroniPlag, dass speziell von Naturwissenschaftlern betrieben wird?”

    Wahrscheinlich. Denn das Zeug, was wir den ganzen machen, versteht ja sonst niemand. Aber auch die man power ist ein Problem, weil es zu wenige gibt: Ein Jurist kann ohne weiteres Plagiate in einer Promotion z.B. in Geschichte, Germanistik, Soziologie, Philosophie oder Theaterwissenschaften finden. Aber ob ein Biologe Fälschungen bei Physikern oder sogar Physiker Manipulation numerischer Simulationen in der Mathematik erkennen kann, ist nicht so sicher. Und ziemlich sicher können Mathematiker kaum Fälschungen in den Naturwissenschaften erkennen – es sei denn, sie haben das Fach im Nebenfach gehabt.

  4. #4 Bullet
    30. Juni 2011

    @FF:

    Aber in der Physik oder Biologie ist das anders. Behaupte ich jetzt zumindest mal; die mitlesenden Physiker/Biologen können da sicher mehr sagen.

    Awwwww….. Konsens. Ich und meine astronomischen Scheuklappen. *g*

  5. #5 Ulf Lorenz
    30. Juni 2011

    Nun, im allgemeinen Teil einer Arbeit kann man durchaus abschreiben (Einleitung, allgemeiner Theorieteil etc.). Und da habe ich schonmal von einem Fall gehoert.

    Bei den gefaelschten und manipulierten Daten ist noch ein Problem, dass man haeufig nicht einfach in eine Gleichung alle Werte eingesetzt hat und das war es, sondern dass noch zig experimentelle oder Simulationsdetails zu beachten sind oder der Code nicht verfuegbar bzw. nicht lesbar ist usw. Sprich: Das Ueberpruefen der Arbeit kann richtig lange dauern.

  6. #6 fatmike182
    30. Juni 2011

    ad Johannes Hahn
    Es gibt da Anti-Plag-Austria https://de.antiplagaustria.wikia.com/wiki/Initiative_Transparente_Wissenschaft_Wiki

    Ich vermute eine Beziehung folgender Gründe
    – Naturwissenschaftliche Studien können schwerer nebenbei gemacht werden, daher ergibt sich selten eine politische Karriere.
    – Diplom/Dr-Arbeiten welche neben der eigentlichen Karriere gemacht werden, können schon mal nicht mit großer Sorgfalt durchgeführt werden
    – Bei vielen Naturwissenschaften gibt man das Geld seiner Professors aus, sei es im Labor oder an Patienten oder einer Produktionskette. Der Betreuer hat also großer Interesse, dass etwas neues & erfolgreiches & _wahres_ dabei herauskommt, alles andere wäre nur eine Vernichtung von Kapital.

    Interessant wäre, wie viele Plagiatsälle man in der breiten Bevölkerung finden würde, wenn jede Person penibel via Wiki begutachtet würde

  7. #7 Florian Freistetter
    30. Juni 2011

    @fatmike182: Danke! Das österreichische Wiki hab ich gleich mal eingefügt.

  8. #8 ob
    30. Juni 2011

    nur zur “stichprobe”. die stichprobe ist eine von politikern. in dieser gruppe an sich sind naturwissenschaftler schon unterrepräsentiert. insofern verwundert es nicht, dass in einem 7er Sample keiner auftaucht. https://www.scienceblogs.de/frischer-wind/2011/03/wissenschaftler-im-bundestag-eine-crowdsourcingstatisik.php hat sich den bundestag vorgenommen und kommt auf 66 nat-wiss (inkl. medizin und ingenieuren) unter 521 abgeordneten mit akademischem abschluss (entgegen 301 politikwiss, juristen und wirtschaftswiss).

  9. #9 S.S.T.
    30. Juni 2011

    Betrug in den Naturwissenschaften ist keineswegs selten:
    https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,286102,00.html
    wobei nur i.d.R. nur die ‘großen’ Betrügereien auffliegen bzw. es in die Medien schaffen. In den meisten Fällen ist unter den Teppichen viel Platz.

  10. #10 Foxtrott
    30. Juni 2011

    Fatmike182: Ja ich denke da hast du schon recht, die Kontrolle über die Verwendung der Mittel sorgt schon für eine ganz andere Herangehensweise bei der Betrachtung naturwissenschaftlicher Arbeiten.

    Außerdem darf ein Punkt nicht vergessen werden, der sich bei mir während der Diskussion über Plagiate im Bekanntenkreis eröffnete: In wie weit war bei den bekannten Plagiatsfällen, insbesondere bei den schon aktiven Politikern, von den Universitäten ein (großes?) interesse vorhanden die Arbeiten einfach nur abzunicken um daraus Vorteile in der Zukunft zu ziehen? Anders gefragt: War das Ziel der Dissertationen ein anderes als das gesicherte (!) Erreichen eines Doktorgrads, und zwar von beiden Seiten?

  11. #11 maxfoxim
    30. Juni 2011

    Wissenschaftliches Fehlverhalten gibt es also auch selbstverständlich – und leider! – in der Naturwissenschaft. Dort wo es Menschen gibt, gibt es immer auch Menschen, die Fehler machen oder betrügen. Allerdings wird man die schwarzen Schafe unter den Naturwissenschaftler nicht so einfach per Crowd-Sourcing à la VroniPlag enttarnen können. Um klassische Plagiate entdecken zu können, braucht man nur Zugang zu ausreichend Quellen, vernünftigen Suchmaschinen und muss fähig sein zu lesen. Wer gefälschte oder manipulierte Daten aufdecken will, muss auch die wissenschaftliche Hintergründe beherrschen und verstehen, was die Daten bedeuten sollen. Brauchen wir also ein VroniPlag, dass speziell von Naturwissenschaftlern betrieben wird?

    So das war meine Meinung dazu 😛 😉 😀 kleiner Gag am Rande…

  12. #12 Chris
    30. Juni 2011

    Es gibt auch in den Naturwissenschaften Betrug – und leider gar nicht so selten. Da gehts dann aber eher selten ums abschreiben (ausser den paar Fällen, wo Leuten Daten auf Konferenzen geklaut worden sind oder Leute einfach englische Reviewartikel 1:1 ins deutsche übsetzt haben), weil das aus den beschriebenen Gründen schwierig ist. Für eine Promotion müssen idR neue Forschungsergebnisse nachgewiesen werden und das läuft üblicherweise über Veröffentlichungen.
    Wo eher betrogen wird ist bei Graphiken und Ergebnissen. Da werden dann (in den Biowissenschaften wo ich zu Hause bin) Banden verschoben oder entfernt, Teile von Blots dupliziert, Ergebnisse die nicht den Erwartungen entsprechen weggelassen bzw. nur die Teile ausgewertet die passen usw. Und sowas lässt sich nur sehr schwer nachweisen. Klassischerweise versuchen andere Arbeitsgruppen Jahre später bestimmte Ergebnisse nachzuvollziehen, weil ihre Daten konträr zur Lehrmeinung stehen. Und scheitern dann.

  13. #13 Schuster Wilhelm Leonhard
    30. Juni 2011

    Zu Dr,Arbeiten ,Fortschritt in Technik sowie “Geld” und Innovationen.
    Beispiel:
    Ab 1968 hatte ich mit Magnettonköpfen zu tun.Dafür braucht man Material das sich möglichst leicht und ohne große Verluste ummagnetisieren läßt. (Ich verwende bewußt
    keine Fachausdrücke.)In meiner Lehrzeit hatte ich eine Facharbeit über “Härten von Stahl” geschrieben und mich in Metallurgie eingearbeitet.Vorlage war :Wehrmacht
    Bücher zur Fortbildung ihrer Angehörigen(Die konnten ja damals nicht studieren)
    Ich hatte damals gelernt,daß Stahl in flüssigem amorphen Zustand magnetisch neutral
    ist und erst bei Abkühlung und Übergang in den kristallinen Zustand die üblichen magnetischen Eigenschaften annimmt.
    Nun nach dem ich also beauftragt war ,leistungsfähige Magnettonköpfe zu fertigen ,
    kam mir meine Arbeit als Lehrling in Erinnerung:Wie wäre es wenn man Stahl extrem schnell abkühlt dann hätte der doch keine Zeit kristallin zu werden (geht natürlich nur ca bis o,1mm Dicke). Als damaliger “Sondermaschinenbauer”wies ich meine Vorgesezten Chefs mündlich auf meine “Innovation” hin und schlug den Bau eines Gerätes vor diesen amorphen Stahl herzustellen.(Ähnlich ist damals Lametta schon lange hergestellt worden.) (Eins baut also auf das Andere auf) Meine Chefs gaben dies an Vakuumschmelze weiter die das Gerät bauten und das Produkt vertrieben und bis zum heutigen Tag damit ein gutes Geschäft machen.
    Mein Chef sagte mir ich hätte eine Innovatin gemacht und solle die anmelden.(Er sagte aber nicht” was” speziell) Sondermaschinen meldet man im allgemeinen( so sie nur einmal gefertigt) werden nicht zum Patent an, schon allein deshalb ,um Wissen” nur” im Hause zu halten. Mein” Unterchef” stellte mir einige Zeit später eine Flasche Schnaps auf den Schreibtisch mit Gruß vom” Oberchef”. Für was die Aufmerksamkeit sei dürfe er mir nicht sagen. Später stellte ich fest, daß über dieses neue Material das selbst für mich- unerwartete Eigenschaften aufwies-zig Doktorarbeiten geschrieben worden sind. Ich war halt nicht wissenschaftlich ausgebildet und habe sofort die zugehörige Maschine vorgeschlagen .Ich konnte später erkennen, daß derartige Innovationen sehr schnell über den Ozean getickert werden. Ein Amerikaner hat das Patent über diese Sache angemeldet und ganz einfach ein Materialmuster hergestellt indem er zwei extrem gekühlte Stahlplatten nahm und dazwischen das heisse Material
    tropfte und quetschte also extrem schnell abkühlte und dann die Eigenschaften be
    schrieb und untersuchte.Nun : Der Schnaps das Geschenk meines Oberchefs ist gemeinsam konsumiert worden- so wie sich das in einer Abteilung gehört.
    Ich habe Dies alles nur dargelegt um auf zu zeigen wie “Fortschritt” im” besonderen” “”funktionieren”” kann.

  14. #14 Bernd
    30. Juni 2011

    @Florian Freistetter: Ich denke nicht, dass die Wahrscheinlichkeit zum Plagiat entlang der Dimension Naturwissenschaft – Geistes-/Sozialwissenschaften verläuft. Ich kann mir mindestens zwei Dimensionen vorstellen (jetzt darf man ruhig ein Koordinatensystem vor Augen haben): (1) Mathematische Formalisierung und (2) empirische Daten. In einem Quadranten (viel Mathe, viele empirische Daten) dürfte es besonders schwierig sein, zu plagiieren. Meiner Meinung nach sind diese beiden Dimensionen nicht mit einer Dichotomie Naturwissenschaft vs. Geistes-/Sozialwissenschaften mit Bezug auf die Wahrscheinlichkeit zum Plagiat vereinbar.

    @Elmar Diederichs (30.06.11, 10:51 Uhr):

    Ein Jurist kann ohne weiteres Plagiate in einer Promotion z.B. in Geschichte, Germanistik, Soziologie, Philosophie oder Theaterwissenschaften finden.

    Wenn Du bspw. ein bißchen auf dem media repository for the PolMeth Society (siehe etwa “Chronological Archives” und dann “papers”) herumstöberst, wirst Du diese Aussage vielleicht noch einmal überdenken.

  15. #15 Christian Reinboth
    30. Juni 2011

    Dass in letzter Zeit deutlich mehr Plagiatsfälle aus den Reihen der Geisteswissenschaftler durch die Medien geistern, dürfte meines Erachtens nach noch einen weiteren Grund haben: (mehr oder weniger) bekannte Politiker sind für plagiatssuchende Wiki-Crowds grundsätzlich interessanter als unbekannte Dozenten. Und in der Politik sind die Geisteswissenschaftler ganz klar in der Überzahl, wie ich ja schon mal im Blog dargelegt hatte:

    https://www.scienceblogs.de/frischer-wind/2011/03/wissenschaftler-im-bundestag-eine-crowdsourcingstatisik.php

    Im Bundestag sitzen allein 153 Juristen, 114 BWLer, 60 Pädagogen, 36 Sozialwissenschaftler und 34 Politologen – aber nur vier Physiker, zwei Chemiker und ein Geologe. Da sind die Mengen klar verteilt, womit die Chance auf einen Treffer in den “wir überprüfen die Abschlüsse unserer Volksvertreter”-Wikis auf Seiten der Geisteswissenschaftler natürlich ungleich größer ist als auf Seiten der Naturwissenschaftler…

  16. #16 rolak
    30. Juni 2011

    /7 Leute/ Und wer ist kein Leut? 😉

  17. #17 MartinB
    30. Juni 2011

    Da gab’s doch auch diese beiden Brüder in Frankreich, die im wesentlichen hochtrabend klingenden Unsinn mit vielen komplizeirten Formeln aus unterschiedlichen Physikbereichen zusammengewürfelt hatten:
    https://www.zeit.de/2002/46/Die_Maerchen_der_Gebrueder_Bogdanov

    (Meine Diss wollte übrigens kurz nach der Gutenberg-Affäre der Webbär zum Lesen haben, warum auch immer. Anscheinend hat er aber kein Plagiat gefunden…)

  18. #18 Badger H. West
    30. Juni 2011

    Eigentlich diskutieren wir wahrscheinlich an der falschen Stelle herum. Wie meistens ist die Frage nach dem Nutzen die Entscheidende. Warum wird plagiiert? Es ist schon angeklungen: Zeitersparnis, Arbeitsersparnis, keine Ahnung haben aber den Titel wollen/brauchen usw. Also schreibt man ab, eigentlich Motive wie in der Schule. Es ist, wenn man in Naturwissenschaften denn betrügen will sinnvoller (zumindest im experimentellen Bereich der Biologie/Chemie/etc), weil schneller und effizienter, Daten herzustellen um sich die Arbeit zu erleichtern. Auch Pfuschen ist eine beliebte Methode. Allein die schlampige Hypothesenbildung/-Verfolgung ist schon geeignetes Mittel die Arbeit unerlaubt zu verkürzen. Die Statistik und grafische Darstellung wurden schon angesprochen. Diese “Betrugs”-mittel machen eine Arbeit fraglich bis wertlos. Und was haben sie am Ende gebracht. Den Doktoranden vielleicht von 1-2 Jahren (in der experimentellen Biologie bsplw.) Arbeit entbunden oder das Scheitern der Arbeit verhindert. Man investiert nicht einige Jahre Arbeit mit deutlich mehr als 8 Std/d mit dem Ziel Verteidigungsminister zu werden. Man will was werden im Beruf. Da ist Schummeln/Betrügen wahrscheinlich nur der letzte Versuch die persönliche Katastrophe zu verhindern. Manchmal ist auch der übergroße Druck der Dr.-Väter der Auslöser (nicht die Schuld, die liegt letztendlich immer beim Doktoranden) Ich kenne Betrugsfälle, die durch die Vergabe von 2 fast themengleichen Arbeiten zustande kamen (Ziel, wer zuerst ankommt, kriegt die Assistentenstelle). Also alles in allem eine sehr unterschiedliche Motivations und Aktionslage und damit auch die Mengenmäßige Bedeutung zu vielleicht mehreren Betrügern in Geisteswissenschaften. (Übrigens tut man mit der Vokabel unendlich vielen rechtschaffenen Menschen keinen Gefallen).

  19. #19 Bjoern
    30. Juni 2011

    @MartinB: Nach allem, was ich über die Bogdanov-Äffare gelesen habe, bin ich immer noch nicht sicher, ob die wirklich absichtlich betrogen haben – oder ob die selbst an ihren Schwachsinn glauben…

  20. #20 tschill
    30. Juni 2011

    Klar denken sich auch Naturwissenschaftler einfach Daten aus und es gibt vermutlich nicht weniger Plagiate als bei den Geisteswissenschaftlern – geht immerhin um viel Geld und Macht. Empfehle, RetractionWatch zu verfolgen, wobei Artikel aus den unterschiedlichsten Gründen zurückgezogen werden:
    https://retractionwatch.wordpress.com/

    Nature hatte kürzlich eine Geschichte vom anderen Ende der Nahrungskette:
    https://tinyurl.com/3doerjq
    50 Millionen Euro sollten als Erklärung hinreichend sein.

  21. #22 ockham
    30. Juni 2011

    Wie misst man Redundanz in einer scientific community

    Das scheint mir eine Hauptfrage. Mittlerweile gibt es Datenbanken die das machen. Siehe hier z.B.. In China bei 33%. Redundanz ist wichtig, da nicht jeder einzelne jedes Paper lesen kann, Ideen und Neuerungen müssen also verbreitet werden, aber wirklich nur neue und gute. Was wäre eine günstige Redundanzrate? Sollte man die Anzahl von Referenzen z.B. limitieren, dieser Vorschlag tauchte afaik schon mal auf. Ich wette, dass vor allem in der Physik es viele wenig zitierte und wenige sehr hoch zitierte Paper gibt. Die Spreu ist gut vom Weizen getrennt. Wie die Lage in anderen Naturwissenschaften ist indiziert dieser aktuelle und detaillierte Vortrag. Besonders Self-Plagiarism ist mir darin aufgefallen, in der deutschen Debatte, die oft um geistiges Eigentum anderer kreist, taucht das nicht auf. In den Geisteswissenschaften vermute ich wird man einen sehr breiten Gürtel von vielzitierten Papers haben, unnötige Redundanz, eher Tannenbaum statt gaussförmig wie in der Physik.

    Ein bisher noch nicht genannter Grund für Plagiate v.a. in den Geisteswissenschaften scheint mir auch die Wertschätzung anderer für eine Arbeit zu sein. Wen niemand auf zeitnahe echte Ergebnisse für die eigene Forschung wartet wie dies in der Physik bei Diplomarbeiten der Fall ist (Messreihen, Veruschs-Optimierungen, Simulationen) fragt sich ein Doktorand natürlich wofür er sich den Ar… jahrelang aufreissen soll. Wieviele Personen haben final KTG Arbeit ganz gelesen? Man sollte sich mal anschauen wieviel arbeitsgruppeninterne Diplomarbeiten und Disserationen in der Physik zitiert werden im Vergleich zu den Geisteswissenschaften.

    Ich denke nicht, dass wir Vroniplag für Physik brauchen, hier übernimmt die scietific community diese Aufgabe korrekt und durch Internet sogar besser da man schneller an Messdaten kommt und diese vergleichen kann. Kollaborative Gruppen wie Polymath regulieren ihre Daten sogar selber, diese Projekte tauchen v.a. in den Naturwissenschaften auf. Bei den Geistenwissenschaften hat es leider einen gegenteiligen Effekt, da ihre Methode grösstenteils Reflektion und weniger neue Daten/Experimente ist. Es ist schon schwer zu sagen was aktuelle Paradigma ist an dem sich neue Paper reiben. Durch das Internet wird die Reflektion aber gerade von Redundanz ausgehölt. Interessant ist das Google z.B. deswegen seinen Suchalgorithmus stark geändert hat um qualitativ hochwertige Texte besser auszufiltern und “Content-Farmen” ein schlechteres Ranking zu geben. Der Tannenbaum wird verschlankt. Die Geisteswissenschaften sollten imho gründlich über ein Limit für Referenzen und Fussnoten nachdenken, selbst bei korrekter Zitierweise ist dies ein grundsätzliches Problem, das einer Eingrenzung bedarf. Man sucht nicht mehr mit den Augen selektiv nach sinnnahen Informationen, sondern mit der Suchmaschine assoziativ. Wissenschaft ist aber kein Brainstorming sondern log. datenbasiertes Schlussfolgern. Ein semantische Web haben wir leider noch nicht, das könnte die Geistenwissenschaften stark beeinflussen in der Qualität

  22. #23 Philipp G.
    1. Juli 2011

    [blockquote]Ok, in der Astronomie ist das sicher so. Aber in der Physik oder Biologie ist das anders. Behaupte ich jetzt zumindest mal; die mitlesenden Physiker/Biologen können da sicher mehr sagen.[/blockquote]

    Ich bin ein mitlesender Biologe, den es in die Physik verschlagen hat (um genau zu sein, in die Biophysik), und in den meisten Arbeitsgruppen, in denen ich war, ist es schon so, das da an einem recht speziellen Gebiet geforscht wird (HOPS-/ und CORVET-Tethering-Komplexe, F-ATPase mit einer ganz speziellen Methode, Ausbreitung von Brasicacea in Norditalien …), in dem man sich Gegenseitig untereinander kennt.

    Das klingt zwar für Laien alles sehr ähnlich, aber es macht einen himmelweiten Unterschied, ob man nun Sensorhodopsin aus S.rubens mit EPR-Spektroskopie oder der Palette der mikrobiologischen Methoden untersucht.

    (Und jemand, der sich auskennt, wird genau sagen können, an welcher Uni ich studiere, und in welchen Arbeitsgruppen ich war.)

    Ich hätte aber nicht gedacht, das das in der Astronomie genau so ist.
    Sind halt alles Sterne, ne?

  23. #24 MoritzT
    1. Juli 2011

    Die These, es gebe bei den Naturwissenschaftlern kein wissenschaftliches Fehlverhalten, ist vielleicht etwas zu optimistisch. Da gibt es zum Beispiel den mittlerweile aufgedeckten Fall der Frau Prof. Bulfone-Paus, die das Forschungszentrum Borstel geleitet – und ganze Arbeiten frei erfunden hat. Die ist so weit gegangen, Bandenmuster von Western Blots (Proteinnachweismethode) wieder und wieder zu verwenden. Mal gespiegelt, mal den Kontrast verändert, immer wieder anders beschriftet. Dann gabs vor einigen Jahren diesen südkoreanischen Klontechnik-Forscher, der einiges in wirklich angesehenen Zeitschriften untergebracht hat, bevor er in Schande zurücktreten musste.

    Das Laborjournal verfolgt diesen (und einige andere Fälle dummdreister Fälschung) schon länger. Interessanterweise ist es ja sogar in den Biowissenschaften so, dass es viele Felder gibt, auf denen die echten Experten erstaunlich rar sind. Da erfindet sich schnell mal was, vor allem, wenn es gut in die allgemein herrschende Meinung reinpasst.

    Von den vielfältigen Studienfälschungen in der Medizin könnte man auch lange reden: Freiburg tat sich da vor ein paar Jahren hervor, in Ludwigshafen saß auch ein kreativer Studienerfinder, an der Charité läuft grad eine Untersuchung (vgl. Laborjournal).

    Ich persönlich halte naturwissenschaftliche Fälschungen für gefährlicher als geisteswissenschaftliches Abschreiben. Im besten Fall sind schnell zehntausende Euro verschwendet, und im schlimmsten Fall medizinische Leitlinien beeinflusst und damit die Behandlung vieler, vieler Patienten gefährdet.

    Immerhin bleibt die vage Hoffnung, dass die Community ein wachsendes Problembewusstsein entwickelt und diese Vergehen mittlerweile besser erkennt. Es gibt ja auch noch die vielen, vielen wirklich hart arbeitenden Forscherinnen und Forscher, die sich die Butter nicht von Blendern vom Brot nehmen lassen wollen. Außerdem bilde ich mir ein, dass die wirklich bahnbrechenden Ergebnisse eigentlich nie erfolgreich gefälscht werden: die werden nämlich von den konkurrierenden Teams schnell überprüft und so auch aufgedeckt. Nicht aufgedeckt werden all jene wissenschaftlichen Fälschungen, die eher, naja, unambitioniert sind, der Mainstreammeinung entsprechen (oder den Kenntnisstand zu bestätigen scheinen).

  24. #25 Florian Freistetter
    1. Juli 2011

    @MoriztT: “Die These, es gebe bei den Naturwissenschaftlern kein wissenschaftliches Fehlverhalten, ist vielleicht etwas zu optimistisch.”

    Nicht nur dass, sie ist auch dumm. Warum sollten gerade Nawis bessere Menschen sein? Deswegen hat diese These ja auch niemand aufgestellt…Ich zitiere mal aus meinem Beitrag:

    Wissenschaftliches Fehlverhalten gibt es also auch selbstverständlich – und leider! – in der Naturwissenschaft. Dort wo es Menschen gibt, gibt es immer auch Menschen, die Fehler machen oder betrügen. Allerdings wird man die schwarzen Schafe unter den Naturwissenschaftler nicht so einfach per Crowd-Sourcing à la VroniPlag enttarnen können.

  25. #26 Stefan
    1. Juli 2011

    im Rahmen meiner Doktorarbeit ist mir auch schon mal etwas merkwürdiges aufgefallen.
    Ich suchte von anderen Arbeiten Gensequenzen für die Erstellung eines Primers.
    Ich fand in einer Arbeit auch eine Primersequenz die für meine Arbeit genau passte.
    Gleiches Gen.
    Doch bei der Überprüfung der Sequenz stellte ich fest, das der Primer überhaupt nicht für das genannte Gen passte.
    Der Autor hatte die Gensequenz einfach erfunden oder sonst irgendwo herbeigeholt.
    Auf jeden Fall, mit seiner Primersequenz konnte er nie im Leben mit dem entsprechenden Gen eine PCR durchführen.
    Seine ganze Arbeit fusste auf diese PCR

  26. #27 caulerpa taxifolia
    1. Juli 2011

    Erscheint dieser Artikel auch auf DE PLAGIO? Da sind doch die meisten Artikel “nur” Weiterleitungen in den Heimatblog des Autors. Wäre doch sinnvoll, oder?

    Ansonsten ein schöner und wichtiger Artikel!

    Schöne Grüße
    caulerpa taxifolia

  27. #28 Florian Freistetter
    1. Juli 2011

    @caulerpa: “Erscheint dieser Artikel auch auf DE PLAGIO?”

    Ja, sollte eigentlich so sein. Ich hab momentan nur noch keinen Zugang zum De Plagio-Blog um das dort einzustellen.

  28. #29 Florian Freistetter
    1. Juli 2011

    @Stefan: “Der Autor hatte die Gensequenz einfach erfunden oder sonst irgendwo herbeigeholt. Auf jeden Fall, mit seiner Primersequenz konnte er nie im Leben mit dem entsprechenden Gen eine PCR durchführen. Seine ganze Arbeit fusste auf diese PCR “

    Hatte das dann irgendwelche Folgen für den Autor?

  29. #30 rita.k
    1. Juli 2011

    Zur Datenfälschung in der Biologie kann ich auch noch was beisteuern. Ich habe meine Diplomarbeit über ein recht seltenes Thema geschrieben und hatte nur sehr wenig spezielle Literatur – unter anderem ein Paper meines Zweitkorrektors.
    Im Laufe meiner Arbeit und unzähliger fehlgeschlagener Experimente schlich sich bei mir der Verdacht ein, dass im Paper meines Zweitkorrektors nicht alles mit rechten Dingen zugehen konnte.
    Aber ohne richtigen Beweis konnte ich das ja schlecht in meine Arbeit schreiben. Ich habe mich etwas drumherumgewurschtelt und geschrieben, dass die betreffenden Ergebnisse so nicht nachvollzogen werden konnten. Tja, am Ende gabs für meine Arbeit direkt eine schlechtere Bewertung durch meinen Zweitkorrektor. Sehr entmutigend…

  30. #31 Niels
    1. Juli 2011

    Zum Thema “ausgedachte Zahlen” fällt mir noch dieser Strip ein:
    https://dilbert.com/strips/comic/2008-05-08/

  31. #32 ockham
    1. Juli 2011

    Natürlich hat jeder einzelne kriminelles Potenzial und die Fälle in den Naturwissenschaften bezweifelt auch niemand.

    Aber, in den Naturwissenschaften kommen gefälschte Daten irgendwann zwangsläufig raus, weil Messungen nicht reproduziert werden können und es einen Wettkampf um Patente gibt. Der Wissenschaftler sucht im Kern nach Wahrheit, zu lügen ist also selbstentlarvend und in einer scientific community die auf Fortschritt der Wahrheit fixiert ist wie in den Naturwissenschaften und angewandten Technikwissenschaften fliegen solche Fälle meist binnen Jahren oder max einer Dekade auf, was sich durch Internet und weltweiten Zugang zu Forschungsdaten eher verbessern wird. Jede neue Wahrheit lässt sich meist direkt in eine technisches Produkt oder Verbesserung umwandeln. Ob sich jemand dadurch zu Unrecht einen Job beschafft ist keine Verfehlung der community sondern des Arbeitgebers. Selbstdarsteller wie KTG wird es immer geben.

    In den Geisteswissenschaften hingegen sind diese Faktoren nicht so dominant oder abwesend – Patente, Technische Anwendung. Der oben verlinkte Bericht zeigt ja, dass in China die Rate auf 33% von 21 gestiegen ist binnen Jahren. Das kann man eigentlich nur durch das Internet erklären, menschl. Verhalten und Ethik ändert sich nicht so schnell. Die Frage ist wie bei Fukushima – wer kontrolliert die Kontrolleure. Stattdessen werden ein paar prominente Einzelpersonen, zu Recht, verurteilt, aber ohne nachhaltige Wirkung für die fundamentalen Probleme des spez. scientific community. Vroniplag kann hier nur Symptombehandlung liefern bzw. Aufmerksamkeit schaffen. Der Ball liegt auf der Seite der Geisteswissenschaftler, wie sie junge Forscher motivieren wollen die Strapazen einer Dissertation auf sich zu nehmen, wenn diese Titel gesellschaftlich bedeutungslos werden. In den Naturwissenschaften ist Promotion oft eine Berufsqualifikation um in Forschung & Entwicklung in einem spez. Gebiet ohne Monate lange Einarbeitung loslegen zu können. Dieses Standing haben geisteswiss. Arbeiten oft nicht bzw. wird über Pseudo-Fragen promoviert noch dazu bei geringer oder keiner Bezahlung. Wenn die geisteswiss. Promotion keine echte Qualifikation für einen öfftl. Beruf ist, warum sollte sie dann als Namenzusatz geführt werden dürfen. Gerade in der Politik, wo man nach Ideologie wählen sollte, ist es gerade unverständlich dass die Leute Wert geben auf ein vermeintl. Qualifikation, die mit dem jew. Arbeitsfeld der Politiker oft kaum etwas zu tun hat.

  32. #33 Lili
    1. Juli 2011

    Plagiieren in der Naturwissenschaft geht auch anders. Letztens erlebt in der Astronomie:

    Person A ist Arbeitsgruppenleiterin innerhalb eines großen Satellitenprojekts, und beauftragt Studentin B mit der Analyse eines Datensatzes, natürlich mit dem Versprechen, Studentin B dürfe das ganz wenn es fertig ist, als Hauptautorin publizieren. Nachdem Studentin B brav gearbeitet und analysiert hat, und naiverweise immer brav an die Arbeitsgruppenleiterin berichtet hat, und dann sogar auch ein so gut wie fertiges Paper abgeliefert hat, erscheint ratz-fatz ein paper unter dem Namen der Gruppenleiterin A das sämtliche Ergebnisse der Studentin B enthält, teilweise sogar auch Textpassagen die aus dem Entwurf von Studentin B mit copy-paste herausgeholt wurden, und Studentin B schaut durch die Finger.

    Leider eine wahre Geschichte.

  33. #34 ockham
    1. Juli 2011

    @lili

    da scheint aber dann mit dem Vertrauen in der Arbeitsgruppe einiges im Argen zu sein. Ein Plagiat in dem Sinne ist es nicht, weil ein Plagiat ja nachweisbar ist, im besten Fall Ideenklau. Trotzdem mein Beileid. Keine Daten an Personen weitergeben die man nicht regelmässig sieht von Aug zu Aug 😉 Aber das ist natürlich ein Problem mit dezentral und sehr klein organisierten Arbeitsgruppen. Hier gibt es kaum Sanktionen für Vertrauensbruch, in einer grossen lokalen Gruppe traut sich das kein Leiter, die oft kaum mehr einen Finger im Labor rühren

  34. #35 Florian Freistetter
    1. Juli 2011

    @Lili: Ja, von solchen Fällen hab ich schon öfter gehört – aber glücklicherweise selbst nie erlebt. Das ist halt das Problem der Abhängigkeit… Sowas gehört viel stärker thematisiert; eigentlich. Du hast nicht zufällig Lust, das ausführlicher in einem Gastbeitrag zu beschreiben? Anonym natürlich…

  35. #36 Jinx
    1. Juli 2011

    Die Frage stellt sich was man von einem Plagiat in der Physik hat ausser eventuell einem Doktorgrad. Der Betrug fliegt doch sogleich auf. Das ist als ob man behauptet man gewinne die Tour de France um nach der ersten Steigung an der Herzlungenmaschine zu enden.

  36. #37 973
    2. Juli 2011

    Was mich an dieser ganzen Affäre am meisten wundert, ist, daß bei Politik-, Wirtschafts- usw- wissenschaften sowieso jedes Gelaber ‘richtig’ ist, aber es da Einzelne nicht mal schaffen selbst was zusammenzulabern, sondern das noch woanders kopieren müssen …

    Zumindest in meiner Umgebung habe ich noch nichts von Plagiatsfällen in der Physik bzw Astronomie gehört. Kann mir vorstellen das ist auch extrem selten.

    Einmal studieren Naturwissenschaften meist Leute die sich dafür interessieren, die dann auch oft viel arbeiten, für ihr Studium und teils auch noch daneben. Gerade in der Astronomie dürfte ein erheblicher Teil schon vorher und auch neben dem Beruf als Amateur tätig sein, bemüht möglichst schöne Fotos zu machen, Sternbedeckungen zu beobachten, usw usf, da wäre es kaum denkbar das da bei Daten oder Inhalt für die Abschlusarbeit statt mindestens ebenso sorgfältig, gemogelt oder geschlampt würde.

    Zum Anderen ist die Anzahl der Kollegen, selbst weltweit, oft sehr gering. Und die Unis legen Abschlußarbeiten (oft sogar vorgeschrieben falls magna oder summa gegeben werden soll) oft auch externen Spezialisten vor, meist einem weltweit führenden. Abgesehen davon daß es da nahezu unmöglich wäre, irrelevante, abgeschriebene oder grob fehlerhafte Ergebnisse durchzubekommen, sind die Kandidaten meist auch schon während der Zeit durch Forschungsergebnisse (Tagungen, Veröffentlichungen) bekannt geworden. Hinzu kommt auch eine bessere Begleitung der Arbeit durch Mitarbeiterseminare; externe Bewertung zBsp um Beobachtungszeit in LaSilla zu erhalten.

    Also eine ganz andere Situation als in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.

    Daher nehme ich an, daß in Physik / Astronomie Plagiatsfälle oder andere Betrügereien sehr selten sind.

    Ein Problem speziell der Astronomie sind Leute die sich gerne mit ihnen verwechseln lassen, besonders Astrologen, Ufologen, Leute wie Däneken usw, oder Leute aus anderen Fachbereichen die zBsp zur Gefahr / Sicherheit von Forschungseinrichtungen oder Projekten Bewertungen abgeben die fachlich nicht stichhaltig sind

  37. #38 Ralf Muschall
    2. Juli 2011

    Ich vermute (neben der schwereren Nachprüfung, wie Florian schon schrieb) noch einen zweiten Effekt, der die Betrüger stärker unter den politiknahen Fächern anreichert (d.h. zusätzlich zum als konstant angenommenen Anteil in allen Fächern): “Typ-2-Promotionen”. Für Wissenschaftler ist die Promotion einfach ein Arbeitsgang in der fachlichen Entwicklung, sowas wie Immatrikulation, Essen in der Mensa, Empfang des Institutsschlüssels beim Hausmeister oder Eremitierung. Die Typ-2-Typen brauchen den “Dr.” vor dem Name für außerwissenschaftliche Zwecke, und da ist es logisch, den Aufwand zu minimieren (d.h. zu betrügen). Für unsereins würde das weniger lohnen – es wäre etwa so sinnvoll wie Betrügen beim Essen, dann ist man nämlich hinterher nicht satt (was nicht heißt, dass es nicht stattfindet).

    Hadmut Danisch hat übrigens über eine Menge Betrug in den “richtigen” Wissenschaften geblogt, man schaue mal dort nach.

  38. #39 Bjoern
    2. Juli 2011

    Was mich etwas irritiert: müsste es nicht bei der Disputation auffallen, dass man vom Thema der eigenen Arbeit eigentlich wenig Ahnung hat (wenn man wirklich viel abgeschrieben hat)? Oder gibt es in den Geisteswissenschaften keine Disputation? Oder kommt man da echt durch, indem man nur das wiederkäut, das man anderswo gelesen (und abgeschrieben) hat?

  39. #40 s.s.t.
    2. Juli 2011

    @Bjoern
    Auch beim Abschreiben beschäftigt man sich mit dem Thema, die einzelnen Stellen müssen schon zueinander passen. Fälscht man, wie in den NaWis nicht gerade selten, muss man halbwegs glaubwürdig fälschen, was auch wieder Fachwissen erfordert. Das Rigorosum ist üblicherweise ‘humaner’ als die Diplomprüfungen; Grundlage der Fragen sollten die Dissertation sein. Bezahlt man einen Ghostwriter, sollte man die Arbeit zumindest gut gelesen haben. Im übrigen hat man ja schon einiges an Fachwissen beim Diplom angesammelt, da kann man schließlich keinen Dummy hinschicken.

  40. #41 Lili
    2. Juli 2011

    @ockham
    Danke für das Beileid!
    In diesem Fall gab es sogar ein paar Konsequenzen, da der Rest der Arbeitsgruppe Zeuge war. Zum Glück hatte ich meinen Entwurf ja an alle geschickt, nicht nur an die Leiterin. Auch das Versprechen, dass ich erste Autorin sein soll, hatten andere mitgehört. Einige der Mitglieder, zum Glück nicht nur Studenten sondern auch ein paar gut etablierte Professoren, machten daraufhin ihrer Empörung Luft, und kündigten ihre Zusammenarbeit auf. Als dann von der Arbeitsgruppe fast niemand mehr übrig war trat die Leiterin zurück. Natürlich klingt das in ihrer Version anders: sie hätte die Nase voll von dieser dummer Arbeitsgruppe und so weiter.
    Jetzt lebt die Arbeitsgruppe unter neuer Leitung gerade wieder auf.

    Und die zweite gute Nachricht: in dem ausgeschlachteten Entwurf waren zwar viele, aber nicht alle meine Ergebnisse, d.h. mir blieben ein paar übrig. Mit Hilfe der restlichen Arbeitsgruppe konnte ich dann doch noch mein paper so weit überarbeiten, dass es in einem Journal akzeptiert wurde, und zwar in einem ebenso guten wie das geklaute paper. Dazu muste ich natürlich die Teile meines EIGENEN Textes, die sie geklaut und bereits publiziert hatte, völlig umschreiben, um nicht selbst des Plagiats beschuldigt zu werden. Das war wahrscheinlich das Ärgerlichste was ich in meinem Leben je gemacht habe. Ich hatte noch nie zuvor so stinksauer in eine Tastatur gehämmert.

    Das Traurige an der Sache ist aber die Reaktion der oberen Führungsetagen dieser Mission, an die der Fall natürlich getragen wurde. Oberste Maxime: vertuschen, verschweigen, damit nur ja der Ruf des tollen Satelliten nicht beschmutzt wird. Aufklärung des Falls und Sanktionen waren bestenfalls zweitrangig. So hat man sich zum Beispiel geweigert, sich an den Editor des Journals zu wenden um das gestohlene paper aufzuhalten. Das war nämlich noch gar nicht gedruckt als die Sache aufflog, und die Führungsetage hätte die Macht gehabt es noch zu stoppen. Aber daran bestand null Interesse, denn das hätte ja ein schlechtes Licht auf das Projekt geworfen…

    @Flo: hm, ein eigener Beitrag darüber ist vielleicht wirklich eine Überlegung wert. Würde wohl so etwas wie eine Analyse über Arbeitsmethoden und Ideenklau in Gruppen werden. Ich denke mal darüber nach.

  41. #42 walim
    2. Juli 2011

    Kann die Häufung der Plagiatsfälle in bestimmen Bereichen mit der Tätigkeit von Ghostwritern in denselben Bereichen zusamnmenhängen?

  42. #43 Bjoern
    2. Juli 2011

    @s.s.t: Wenn man schon beim Abschreiben so viel Arbeit reinstecken muss, dann verstehe ich andererseits wieder nicht, warum man überhaupt abschreibt – ich sehe da kaum Arbeitsersparnis…

  43. #44 Florian Freistetter
    2. Juli 2011

    @Lili: Also wenn du da was schreiben würdest, wäre das super!

  44. #46 ockham
    2. Juli 2011

    Kann die Häufung der Plagiatsfälle in bestimmen Bereichen mit der Tätigkeit von Ghostwritern in denselben Bereichen zusamnmenhängen?

    Das Henne-Ei Problem 😉 War zuerst der Ghostwriter oder der Nachfragende da. Titelfabriken gibt hptsl. für Geisteswissenschaften. In der Astronomie kann man vielleicht noch etwas tricksen, die Fehlerbalken da sind ja oft etwas angsteinflössend 😉 In der Laborphysik ist das sehr schwer, weil es oft sehr ähnliche Vergleichmessungen gibt in der Gruppe. Da bräuchte es schon kollektiven Betrug…

    In diesem Fall gab es sogar ein paar Konsequenzen, da der Rest der Arbeitsgruppe Zeuge war. Zum Glück hatte ich meinen Entwurf ja an alle geschickt, nicht nur an die Leiterin. Auch das Versprechen, dass ich erste Autorin sein soll, hatten andere mitgehört. Einige der Mitglieder, zum Glück nicht nur Studenten sondern auch ein paar gut etablierte Professoren, machten daraufhin ihrer Empörung Luft, und kündigten ihre Zusammenarbeit auf. Als dann von der Arbeitsgruppe fast niemand mehr übrig war trat die Leiterin zurück. Natürlich klingt das in ihrer Version anders: sie hätte die Nase voll von dieser dummer Arbeitsgruppe und so weiter.
    Jetzt lebt die Arbeitsgruppe unter neuer Leitung gerade wieder auf.

    Dieser soziale Prozess den du beschrieben hast ist imho ja der fundamentale systemische Unterschied und selbstreinigende Faktor im Vergleich zur Geisteswissenschaft. Die Arbeitsgruppenbildung übernimmt hier die Kontrolle der Kontrolleure. Einfach mal durch eine geisteswiss. Fakultät laufen, da hocken meist nicht 3-4 Forscher in einem Raum oder veröff. ein Paper zusammen wie in der Physik. Das schiebt groben Plagiaten und Fälschungen schon mal einen sehr grossen Riegel vor. Das fehlt mir etwas in Florians Artikel aber mehr in der gesamten Debatte. Die Naturwissenschaftler müssen auf die systemischen Unterschiede der Kontrolle aufmerksam machen, die Geisteswissenschaftler stellen es grossteils als Versagen einzelner hin, das ist notwendig, aber nicht hinreichend. Naturwissenschaftler sind ja per se ja nicht ehrlicher. Arbeitsgruppen in den Geisteswissenschaften zu etablieren ist aber nicht sinnvoll und zuwenig Personal vorhanden. Letztendlich würde ich als Naturwiss. Druck machen wollen, das Titel nicht mehr namentlich geführt werden dürfen, mal sehen wieviel Titelfabriken und Doktoranden übrig bleiben. Vielleicht würde sich dann auch die Bezahlung des wiss. Personals verbessern ohne massig Lohnsklaven und die Wertschätzung eines geisteswiss. Promotion steigen. Koch-Mehrin ist ja letztentlich durch die konzertierte Pressemitteilung der hptsl. naturwiss. deutschen Institute gestürzt worden.

    Ich bleib dabei, die Geistenswissenschaften müssen erklären wie sie diese Kontrolle 2.Ordnung realisieren wollen, bis jetzt hör ich da nix, z.B. zwingender Korrektur von Prof. einer anderen Uni. Würde evtl. auch verhindern, dass in irgendwelchen Orchideenfächern promoviert wird über Themen die gerade mal den Doktoranden und Prof. interessieren. Wissenschaft ist ein sozialer Prozess, daraus legitimieren sich Forschungsgelder und und nur so kann ein Wahrheitsfortschritt angetrieben werden. Alles andere ist mehr oder weniger Dichtung oder Science-fiction 🙂

  45. #47 s.s.t.
    2. Juli 2011

    @Lili

    Oberste Maxime: vertuschen, verschweigen, damit nur ja der Ruf des tollen Satelliten nicht beschmutzt wird. Aufklärung des Falls und Sanktionen waren bestenfalls zweitrangig.

    Die oberste Maxime ist eben: Das Nest muss sauber bleiben. Gilt auch bei den NaWi. In gewisser Weise hast Du ja sogar noch Glück gehabt, nämlich, dass Du als Beinchenheber nicht gefeuert wurdest; so etwas kommt auch vor.

    Diverse Betrügereien in den NaWi sind mir persönlich bekannt. Keine davon verließ das Umfeld. Den dreiste Betrug in Bonn im Schatten von Prof. Breitschwanz habe ich nur peripher mitbekommen (dieser Betrug war allerdings an Dämlichkeit nicht zu überbieten).

  46. #48 s.s.t.
    2. Juli 2011

    @Bjoern

    @s.s.t: Wenn man schon beim Abschreiben so viel Arbeit reinstecken muss, dann verstehe ich andererseits wieder nicht, warum man überhaupt abschreibt – ich sehe da kaum Arbeitsersparnis…

    Eine Dissertation verlangt üblicherweise ein Minimum an Kreativität. Mangelt es daran (trotz Hilfe vom Prof.), wird das Ergebnis bestenfalls mau. Ander Leut’ Ideen können da aushelfen, das Zusammenbasteln ist eben leichter als selbst etwas neues zu finden. Zusammenbasteln ist zwar auch Arbeit, aber eben Fleissarbeit.

    Schlimmer als Guttenbergen finde ich Fälschen; bei dem Kapitel müssen jedoch Naturwissenschaftler keineswegs ihr Licht unter den Scheffel stellen. Guttenbergen funktioniert in den NaWi nur begrenzt, Fälschen um so besser.

  47. #49 noch'n Flo
    2. Juli 2011

    @ Lili:

    Das, was Du da als Beispiel über ein Paper gebracht hast, hat sich 1:1 so bei meiner Doktorarbeit abgespielt. 2.5 Jahre Arbeit für die Katz, als sich mein Betreuer mit meinen Ergebnissen (und den von 3 weiteren Doktoranden) habilitiert hat.

  48. #50 973
    2. Juli 2011

    Sowas hättest du bei der Uni bemängeln sollen !!

  49. #51 Senficon
    2. Juli 2011

    Man könnte ja mal darüber nachdenken, wie in den USA zwischen den Doktortiteln zu unterscheiden und einen Forschungs-Doktor nur noch dann herauszugeben, wenn in der Doktorarbeit auch empirisch gearbeitet wurde. Das ist ja auch in den Politik- und Wirtschaftswissen möglich und an vielen Instituten auch üblich. Wenn der Doktor die Befähigung zur wissenschaftlichen Forschung und nicht nur zur Schriftgelehrtheit ausdrücken soll, dann muss in der Doktorarbeit halt geforscht werden und nicht nur analysiert.

  50. #52 Lili
    4. Juli 2011

    @noch’n Flo
    Um Himmels Willen, 2,5 Jahre verloren? Das ruiniert einem ja völlig die Karriere, geschweige denn sämtliche Motivation! Hast du dich dann irgendwo erfolgreich beschwert oder irgendeine Lösung gefunden? Da ihr zu viert wart, müsstet ihr ja halbwegs Chancen gehabt haben, gehört zu werden, oder? Und vorallem wenn alle an der selben Uni sind. Hast du dein Doktoratstudium dann abschließen können?

  51. #53 Lili
    4. Juli 2011

    @s.s.t.

    In gewisser Weise hast Du ja sogar noch Glück gehabt, nämlich, dass Du als Beinchenheber nicht gefeuert wurdest; so etwas kommt auch vor.

    Was das betriff, war die Internationalität und Komplexität meines Problems ausnahmsweise ein Vorteil.
    Gruppenleiterin: Nizza
    ich: Wien
    Missionsleitung: Paris
    zu mir stehende Gruppenmitglieder: Budapest, Merate, Boston
    🙂
    Es war also durchaus im Interesse meines Arbeitgebers dass ich für meine Rechte kämpfe, d.h. es gab keine Gefahr gefeuert zu werden. Höchstens hätte ich aus dem Satellitenprojekt ausgeschlossen werden können, und das wäre mir mehr als egal gewesen, da ich dort nach der Affäre sowieso ausgetreten bin.

  52. #54 Gobold
    4. Juli 2011

    Ich habe jetzt nicht alle Kommentare gelesen, möchte aber nur kurz darauf hinweisen, dass in der Politik überdurchschnittlich viele Leute aus dem Bereich der Rechts- und Politikwissenschaften sowie der Betriebs- und Volkswirtschaft versammelt sind.

    Wenn bei einer Umfrage zum allgemeinen Befinden herauskommt, dass alle krank sind, dann ist das nichts ungewöhnliches, wenn die Befragung im Wartezimmer einer Arztpraxis durchgeführt wurde. 😉

  53. #55 Bjoern
    4. Juli 2011

    @Gobold: Auch wenn du nicht alle Kommentare gelesen hast – den Artikel von Florian selbst hast du doch hoffentlich gelesen…? Da stand nämlich folgendes:

    Oder es liegt daran, dass es hier nur um Politiker geht und da liegt es nahe, dass die eher Jura oder Politikwissenschaft studieren anstatt Physik…

  54. #56 Biologe
    11. Juli 2011

    Bin etwas überrascht, dass außer JK’s Link zum FAZ-Artikel (über die spanischen natwiss-Plagiierer) hier niemand den offensichtlichsten und (orts- wie zeit-)nächsten Fall erwähnte:

    Den Fall Peter Zabel vom Forschungszentrum Borstel. Passiert im Frühsommer 2011, Hauptakteur: ein Mediziner:

    zum Beispiel hier:
    https://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,767653,00.html

    oder hier:
    https://www.laborjournal.de/wordpress/?p=2942

  55. #57 t.
    4. März 2012

    GfitterPlag
    https://gfitterplag.blogspot.com/

    Es gibt schon schoene faelle.
    t.