Ich habe mich in diesem Blog schon oft genug darüber beschwert, dass einerseits kein Geld für Grundlagenforschung ausgegeben wird und andererseits anscheinend trotzdem genug Geld da ist, um es anderweitig zu verschwenden. Das sieht man ja besonders schön, wenn wieder mal eine verschuldete Bank “gerettet” werden muss. Da sind dann auf einmal sofort ein paar hundert Milliarden verfügbar. Oder man gibt 13 Milliarden Euro aus um die Zelte der US-Armee in Afghanistan zu kühlen. Aber wenn es um Wissenschaft geht, dann ist auf einmal kein Geld da, selbst wenn es nur um vergleichsweise winzige Projekte geht.
Das sagt auch Neil deGrasse Tyson (der scheint überhaupt nur sinnvolle Sachen zu sagen) in diesem Gespräch, in dem es um die Einstellung der Finanzierung für das James-Webb-Space-Telescope geht:
Ja, wir haben aufgehört zu träumen. Es scheint heute nur noch wichtig zu sein, was schnell und unmittelbar Geld bringt. Oder Wählerstimmen, wenn es um Politiker geht. Kann sich heute noch jemand einen Politiker vorstellen, wie John F. Kennedy einer war? Der eine Rede hält, in dem so etwas hier vorkommt:
“To be sure, all this costs us all a good deal of money. This year¹s space budget is three times what it was in January 1961, and it is greater than the space budget of the previous eight years combined. That budget now stands at $5,400 million a year–a staggering sum, though somewhat less than we pay for cigarettes and cigars every year. Space expenditures will soon rise some more, from 40 cents per person per week to more than 50 cents a week for every man, woman and child in the United Stated, for we have given this program a high national priority–even though I realize that this is in some measure an act of faith and vision, for we do not now know what benefits await us. But if I were to say, my fellow citizens, that we shall send to the moon, 240,000 miles away from the control station in Houston, a giant rocket more than 300 feet tall, the length of this football field, made of new metal alloys, some of which have not yet been invented, capable of standing heat and stresses several times more than have ever been experienced, fitted together with a precision better than the finest watch, carrying all the equipment needed for propulsion, guidance, control, communications, food and survival, on an untried mission, to an unknown celestial body, and then return it safely to earth, re-entering the atmosphere at speeds of over 25,000 miles per hour, causing heat about half that of the temperature of the sun–almost as hot as it is here today–and do all this, and do it right, and do it first before this decade is out–then we must be bold.”
Ein Politiker der sagt: “Ok, das kostet viel Geld. Es ist schwierig und kompliziert und vielleicht funktioniert es nicht. Aber wir tun es trotzdem, weil wir kühn sein wollen.” – nein, sowas gibt es heute nicht mehr. Er würde sich in seiner Partei lächerlich machen, er würde keine Wählerstimmen mehr bekommen, weil die Menschen selbst nicht mehr träumen und kühn sein wollen. Das Hubble-Weltraumteleskop war ein vergleichsweise kleines Teleskop. Aber es hat unser Bild vom und unser Wissen über das Universum dramatisch verändert. Es hat das Bild der Öffentlichkeit vom Universum dramatisch verändert. Wann immer man eines der beeindrucken Bilder von Galaxien, Nebeln oder Sternen in Zeitungen oder dem Fernsehen sieht, ist die Chance groß, dass es von Hubble stammt. Ich weiß gerade nicht, welcher Wissenschaftler das gesagt hat, aber frei aus dem Gedächtnis zitiert meinte er “Ja, das Hubble-Teleskop hat uns viel Geld gekostet. Aber es hat uns das ganze Universum gegeben.”. Das James-Webb-Teleskop wäre nochmal ein ganz anderes Kaliber gewesen:
Der Durchmesser seines Spiegels hätte knapp 6,5 Meter betragen! Dieser gewaltige Spiegel wäre nicht durch die Erdatmosphäre beeinträchtigt gewesen. Und das Teleskop war schon zu einem guten Teil entwickelt und gebaut… Was hätte man mit diesem Gerät über die Welt herausfinden können, in der wir leben? Über den Ursprung unseres Universums, darüber, wie es sich entwickelt und unseren Platz darin? Aber es gibt anscheinend mittlerweile zu wenig Menschen, die Interesse daran haben, die Welt zu verstehen. Wir haben das Träumen verlernt und das ist tragisch…
P.S. PZ Myers hat absolut Recht: Tyson sollte als Präsident kandidieren…
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