Am 23. August gab es ein Erdbeben der Stärke 5.9. Das ist an sich nicht weiter bemerkenswert. Erdbeben dieser Art gibt es mehr als tausend pro Jahr, das heißt sie finden fast täglich irgendwo auf der Welt statt. Das besondere hier war, dass es an der amerikanischen Ostküste stattfand und deswegen von sehr vielen Leuten gespürt wurde. Das USArray, ein Netzwerk von Seismometern zur Erforschung der seismischen Tätigkeit in Nordamerika hat dieses Beben natürlich auch registriert und die Messungen zeigen auf beeindruckende Weise, wie sich dieses Beben ausgebreitet hat.
Die weißen Punkt in dem Video sind die Meßstationen und die Farbe gibt die vertikale Verschiebung an. Rot heißt, dass sich der Boden nach oben bewegt hat und blau zeigt eine Bewegung nach unten an. Die Bewegungen sind allerdings minimal – die Skala ganz unten am Video zeigt an, dass sich der Boden nur etwa 20 Mikrometer nach oben bzw. nach unten bewegt hat. Das sind 0.02 Millimeter! Weniger als der Durchmesser eines Haars und viel weniger als die Dicke eines typischen Blatt Papiers.
Die Stationen zeigen wunderbar, wie sich die Erdbebenwellen ausbreiten. Genau solche Dinge sind es übrigens, die ich kürzlich in meinem Artikel angesprochen habe und die die Wissenschaft so faszinierend machen. Ja, Erdbeben sind Naturkatastrophen und können äußerst tragisch enden. Aber sie zeigen uns auch, wie die Welt beschaffen ist, auf der wir leben. Normalerweise denken wir uns den Boden unter unseren Füßen als fest, als unveränderlich, als sicher. Wir wissen es zwar, aber wir vergessen gerne, dass die Erde ein Planet ist. Ein Himmelskörper, dessen Zentrum eine Kugel aus Eisen bildet, in etwa so groß wie der Mond! Diese eiserne Sphäre die so heiß ist, wie die Oberfläche der Sonne wird von einer über 2000 Kilometer dicken Schicht aus flüssigen Metall eingehüllt. Dann folgen nochmal knapp 3000 Kilometer aus zahflüssigen Gestein und nur die obersten paar Kilometer (die im Vergleich zur gesamten Ausdehnung der Erde nur etwa ein halbes Prozent der Dicke ausmachen, also viel dünner sind als z.B. die Schale eines Apfels im Vergleich mit der Ausdehnung des Apfels) sind dass, was wir als “festen Boden” kennen. In Inneren der Erde brodelt es, Gestein steigt tausende Kilometer auf, sinkt tausende Kilometer ab. Die gewaltigen Kugeln aus festen und flüssigen Metall rotieren und die dünne Kruste auf der wir leben, wackelt eben ab und zu. Die Erde ist kein Gott-gemachtes Paradies sondern ein geologischer aktiver Himmelskörper und das Video oben zeigt uns das ganz deutlich. Der “feste Boden” schwingt; die Wellen des Bebens breiten sich aus wie Wasserwellen in einem See in den man einen Stein geworfen hat.
Es kann einem ganz schummrig werden, wenn man daran denkt, was ein paar hundert Kilometer unter unseren Füßen so alles abläuft.
Ja, es ist schon manchmal ein wenig gruselig, wenn man probiert sich die Vorgänge im Inneren der Erde vorzustellen. Es ist aber auch zutiefst grandios! Genau das, was da in der Tiefe abläuft, all diese gewaltigen und potentiell zerstörerischen Prozesse sind auch das, was die Erde erst für uns bewohnbar macht. Ein geologisch inaktiver Planet ist nicht nur selbst tot, er könnte uns auch keine Heimat bieten. Dazu braucht es den flüssigen Metallkern, der ein schützendes Magnetfeld erzeugt. Es braucht die gewaltigen Ströme aus geschmolzenen Gestein, die langsam die Bruchstücke der Kruste hin und her schieben. Dabei werden zwar Erdbeben und Vulkanausbrüche erzeugt, es wird aber auch der Kohlenstoffkreislauf in Gang gehalten, der notwendig ist um auf der Erde die Atmosphäre zu erzeugen, die wir zum Atmen brauchen.
Man könnte noch stundenlang weiter darüber nachdenken (und darüber schreiben), wie fantastisch es eigentlich ist, dass wir auf einer Kugel aus geschmolzenen Gestein und Metall sitzen und damit mit mehr als hunderttausend km/h um die Sonne zu kreisen. Ich freue mich für alle, denen es ebenso geht und die solche Vorstellungen ebenso faszinierend finden. Ich bedauere diejenigen, die so ein Video wie das sehen und denen dabei nur die nächste Verschwörungstheorie rund um HAARP, Elenin, den Supermond oder ähnliches einfällt. Und ich verachte diejenigen zutiefst, die solche Ereignisse zum Anlass nehmen um den Menschen Angst einzujagen und damit Geld zu verdienen.
Kommentare (25)