Das Fernsehprogramm kann einen manchmal wirklich verzweifeln lassen. Gestern Abend hatte man zum Beispiel das zweifelhafte Vergnügen, auf RTL 2 den Film Arctic Blast sehen zu können. Der wird mit diesen Worten angekündigt:
“Meteorologe Jack steht vor der größten Herausforderung seines Lebens. Als in Folge einer Sonnenfinsternis die Ozonschicht reißt und einen tödlichen Kältenebel auf die Erde entlässt, beginnt für Jack ein harter Kampf. Denn die erbarmungslose Kaltfront vernichtet alles, was sich ihr in den Weg stellt.”
Da ist es doch besser, man schaut sich das leere Rauschen des Fernsehapparats an. Im Gegensatz zum normalen Fernsehprogramm zeigt uns das nämlich einen kleinen Ausschnitt des Urknalls.
Ja, tatsächlich! Ihr könnt euch das von Leuten bei “IRrelevant Astronomy” sogar vorsingen lassen 😉 (über diese coole Sendung hab ich früher schon mal geschrieben)
Der Urknall ist zwar per Definiton das räumlich und zeitlich am weitesten entfernte Ereignis – trotzdem aber können wir heute noch ein bisschen was davon “sehen”. Naja, nicht wirklich den Urknall selbst. Aber das allererste Licht, das sich durch das junge Universum ausgebreitet hat, ist auch heute noch nachweisbar. Ich hab das hier ausführlich erklärt: Bis etwa 3400000 Jahre nach dem Urknall war das Universum so heiß, dass die Atomkerne von den Elektronen getrennt waren. Sie bewegten sich zu schnell um aneinander gebunden zu sein. Die Photonen konnten sich nicht ausbreiten, weil sie ständig an die überall herumschwirreneden Elektronen stießen. Erst als das Universum kühl genug wurde, damit die Elektronen sich an die Atomkerne binden konnten, war es den Photonen möglich sich auszubreiten. Das Universum wurde “durchsichtig” und das Licht, das sich damals auf seinen Weg machte, kann man heute noch registrieren. Die Ausdehung des Universums hat aber seine Wellenlänge seit damals ziemlich verzerrt. Damals war es kurzwellige Gammastrahlung, heute messen wir langwelligere Mikrowellen. Sie lässt sich mit Radio- oder Fernsehantennen auffangen und tatsächlich sind ein paar der Photonen, die das statische Rauschen im Radio bzw. Fernseher ausmachen, Überbleibsel aus der Urzeit des Universums! Oder, wie es Arno Penzias, Nobelpreisträger und einer der beiden Forscher die diese kosmische Hintergrundstrahlung als erste entdeckt haben, sagt:
“Wenn sie heute abend ausgehen und den Hut abnehmen, wird Ihr Kopf ein wenig vom Big Bang erwärmt. Und wenn Sie einen sehr guten UKW-Empfänger haben und ihn irgendwo zwischen den Stationen einstellen, dann hören sie dieses Sch-sch-sch. Ein solches Rauschen kennen Sie sicher. Es ist eigentlich ganz beruhigend. Manchmal unterscheidet es sich nicht vom Merresrauschen. Von dem Geräusch, das Sie hören, stammt etwa ein halbes Prozent aus einer Milliarden Jahre entfernten Vergangenheit.”
Ja, es ist zwar nur “Sch-sch-sch”. Aber damit schlägt es einen Großteil des existierenden Fernsehprogramms immer noch um Längen!
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