Der Auftakt des Denkfest, das seit gestern in Zürich stattfindet, war schon mal äußerst erfolgreich. Unter der Leitung von Andreas von Gunten haben 7 Blogger, mich inkudiert, über “skeptisches Bloggen” diskutiert. Die 90 Minuten waren äußerst interessant, lustig und lehrreich alle Beteiligten haben jede Menge intelligente Dinge gesagt (zumindest die anderen; das was ich gesagt habe sollen lieber andere beurteilen 😉 ), die man hier näher betrachten sollte. Dazu reicht der Platz leider nicht und deswegen habe ich mir einfach bei jedem Teilnehmer einen Satz ausgesucht, der besonders inspirierend, interessant oder mir aus anderen Gründen im Gedächtnis geblieben ist (es lief aber eine Kamera mit, vielleicht gibt es also auch ein Video der Diskussion).
Den Anfang macht Hayley Stevens aus Großbritannien. Sie beschäftigt sich mit Dingen, die ich in meinem Blog bis jetzt nicht behandelt habe (und ich habe auch nicht wirklich vor, das zu ändern): Geistern! In ihrem Blog Hayley is a Ghost schreibt sie über die Jagd nach Geistern und darüber, wie man sich diesem Thema auf skeptische Art und Weise nähert (sie ist außerdem Ko-Moderatorin des Podcasts Righteous Indignation). Neben Geistern schreibt sie auch über diverse andere “paranormale” Erscheinungen und “Monster” aller Art. Zum Beispiel “Bownessie” im Lake Windermore. Die Thematik lässt sich gut mit einem Satz von Hayley zusammenfassen:
Lake monsters make money!
Allerdings. Es wird wohl tatsächlich jede Menge Leute geben, die ernsthaft an die Existenz von Geistern oder Seemonstern glauben. Ebenso vielen Leuten wird allerdings auch klar sein, dass dies alles Unsinn ist, was sie aber nicht abhält, mit diesem Unsinn ordentlich Geld zu verdienen.
Einige Leute werden sich jetzt vielleicht ärgern, dass ich hier das Wort “Unsinn” verwendet habe. Muss man denn gleich so grob sein, und die Dinge, die vielen Menschen so wichtig sind, so nieder machen? Kann man das nicht netter ausdrücken? Die Frage, wie stark man den Glauben und die Weltsicht anderer kritisieren darf oder soll, ist spätestens seit dem Don’t be a dick-Vortrag von Phil Plait ein immer wieder auftauchendes Thema. Allerdings ist es – meiner Meinung nach – unvermeidlich, dass sich Leute ärgern, wenn man Dinge kritisiert. Denn auch wenn man es tatsächlich vermeiden sollt, Menschen persönlich anzugreifen, interpretieren leider sehr viele jede Kritik an ihren Vorstellungen – egal ob es sich hier um Religion, Astrologie, Homöopathie, UFOs oder ähnliches handelt – als persönlichen Angriff. Für manche ist sogar schon die reine Existenz der Kritiker (speziell wenn es um Atheisten geht) ein persönlicher Angriff. Egal was man macht, man wird also zwangsläufig Leute verärgern, wenn man sich kritisch mit gewissen Themen auseinander setzt. Oder wie es der Marko Kovic, der Autor des Skeptiker-Blog.ch ausgedrückt hat:
“If you are not pissing some people of along your way, you are not really a skeptic.”
Mit am Podium war auch SB-Kollege Ali Arbia der als Politik-Experte auch hier etwas aus skeptischer Sicht zu sagen hatte:
“Unfortunately, politics is often not evidence based.”
Dieser Satz mag trivial klingen, ist aber meiner Meinung trotzdem wichtig und wert, trotz seiner Offensichtlichkeit öfter mal wiederholt zu werden. Politik gestaltet unser Leben und gibt uns die Rahmenbedinungen vor, innerhalb derer wir handeln können. Eigentlich sollte man also davon ausgehen können, dass man probiert, dass so gut wie möglich zu tun und dafür die am besten geeigneten Methoden einzusetzen. Aber das passiert nicht. Anstatt Entscheidungen auf Grund von realen Fakten und objektiven Überlegungen zu treffen, operiert die Politik oft nach völlig anderen Vorgaben die nichts mit Objektivität zu tun haben. Leider…
Eine der populärsten Sprecherinnen des Denkfests, die hier jeder kennt, ist Cristina Rad, die mit ihrem Videoblog zu den Stars unter den skeptischen Videoblogger gehört. Sie hat gestern sehr viele kluge Sachen gesagt und es tut mir ein wenig leid, dass sich in meinem Notizbuch nur ein Satz von ihr findet, der mit ihrem eigentlichen Thema (Religion vs. Atheism, Glaube vs. Wissenschaft) wenig zu tun hat (aber anscheinend war ich da immer zu sehr mit Zuhören beschäftigt). Ihr Kommentar bezog sich auf die Verschwörungstheorien, die natürlich auch diskutiert wurden, aus aktuellem Anlaß natürlich auch der ganze Unsinn, der über 9/11 im Umlauf ist. Denn wie soll man mit solchen Leuten umgehen? Machen Diskussionen hier überhaupt Sinn? Im Endeffekt handelt es sich ja auch hier um Gläubige die mit rationalen Argumenten nicht erreichbar sind. Cristina meinte, man könnte sie ja mal testhalber mit einer neuen “Alternativtheorie” konfrontieren und sie so etwas verwirren:
“Conspiracy theorists did 9/11!”
Ja – das klingt sogar plausibel 😉 Da die Verschwörungstheoretiker mit ihren bisherigen “Theorien” immer falsch lagen, haben sie diesmal einfach selbst die Grundlage für eine gelegt, die Anschläge in den USA durchgefüht um sie dann optimal verschwörungstheoretisch ausschlachten zu können…
Lars Fischer muss ich hier wohl nicht extra vorstellen; auch er war gestern dabei und hat u.a. über seine Open-Access-Petition gesprochen. Denn, so wie Lars gestern völlig richtig gesagt hat, “ein Gehirn reicht nicht aus”, wenn man skeptisch denken will. Man braucht auch Wissen und deswegen muss es die Möglichkeit geben, dieses Wissen irgendwo zu erwerben. Denn für die Öffentlichkeit gilt meistens:
“Science as it is done today is a black box. Universe goes in, science happens and knowledge comes out. Open Access cracks open this black box of science.”
Aber nicht nur die wissenschaftlichen Publikationen sollten frei verfügbar sein, auch die Wissenschaftler selbst sollten sich öfter direkt an die Öffentlichkeit wenden:
“Scientists should speak up in public.”
hat Science Slam-Organisatorin und SB-Kollegin Julia Offe gesagt und damit völlig recht!
Genau das passiert ja nun auch in den restlichen drei Tagen des Denkfests und ich freue mich schon sehr darauf!
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