Wenn man heute über Raumfahrt spricht, speziell über bemannte Raumfahrt und es dann vielleicht sogar noch wagt, zu erwähnen, dass es ja doch vielleicht irgendwie cool wäre, wenn Menschen mal zum Mars fliegen würden (noch entferntere Ziele traut man sich ja kaum noch zu nennen), dann muss man meistens mit Kritik rechnen. Raumfahrt ist zu teuer, bemannte Raumfahrt ist unnötig und was bringt es uns, wenn ein paar Typen am Mars rumstapfen? Das braucht doch niemand, wozu also Geld verschwenden? Abgesehen von ein einer kleinen Gruppe an Weltraum-Nerds scheint heutzutage niemand mehr an der “Eroberung des Alls” interessiert zu sein. Das war nicht immer so. Früher übte der Weltraum eine viel größere Faszination auf die Menschen aus.
Schon illustriert werden die Träume vom Aufbruch in neue Welten in diesem Video, dass eine Collage verschiedenster “Space-Art”-Bilder zeigt:
Das Video enthält keine Zeitangaben, aber die Bilder stammen mit Sicherheit alle aus der Zeit vor der ersten Mondlandung im Jahr 1969 und ich würde schätzen, dass die meisten aus 1950er und 1960er Jahren stammen. Damals war Wissenschaft offensichtlich noch etwas, dass auch bei der breiten Masse der Menschen Träume und Visionen hervorrufen konnte. Heute halten wir Wissenschaft für unnötig – in Österreich sind immerhin 57 Prozent der Menschen der Meinung, man müsse nicht über Wissenschaft Bescheid wissen. Und weil wir sie nicht verstehen, haben wir Angst vor ihr – 70 Prozent der Deutschen meinen, man können den Wissenschaftlern nicht vertrauen.
Heute träumt man als Kind/Jugendlicher nicht mehr davon, Astronaut zu werden und zu den Sternen zu fliegen. Man will lieber das nächste Topmodell werden oder (der von Deutschland gesuchte) Superstar. Wissen ist Macht, aber wir wollen nicht mehr wissen, was dort draußen bei den Sternen alles auf uns wartet. Nach der Aufbruchstimmung die noch vor ein paar Jahrzehnten geherrscht hat, haben wir jetzt aufgehört zu träumen. Politiker mit Visionen (so wie die von John Kennendy) gibt es heute nicht mehr, ihr Horizont reicht höchstens ein paar Jahre in die Zukunft, bis zur nächsten Wahl. Wir haben den Drang verloren, die Welt entdecken zu wollen. Er hat uns in vergleichsweise kurzer Zeit bis zum Mond gebracht. Heute stehen die Chancen gut, dass wir in wenigen Jahren überhaupt keine Menschen mehr ins All schicken können. Der Betrieb der Raumstation ist nur noch bis 2020 gesichert. Vielleicht ist bis dahin die chinesische Raumstation ein adäquater Ersatz – aber allein die Tatsache, dass wir zittern müssen, ob wir in Zukunft in der Lage sein werden, Menschen ein paar läppische hundert Kilometer von der Erde entfernt unterbringen können, zeigt ja eindrucksvoll, dass die Vision der Eroberung des Alls am Ende ist.
Natürlich ist Raumfahrt teuer (aber viel, viel billiger als jede Menge andere Sachen für die wir bereitwillig Geld ausgeben – sehr passend dazu ist auch diese Grafik). Natürlich kann man viele Dinge im All auch ohne bemannte Raumfahrt erledigen. Aber darum geht es gar nicht. Es geht um das, was in den Bildern des Videos zum Ausdruck kommt. Den Wunsch der Menschen, ins Unbekannte aufzubrechen und neue Welten selbst zu entdecken und zu erforschen. Diese Träume sind uns abhanden gekommen.
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