Erinnert sich noch jemand an Komet Elenin? Eigentlich ein ganz normaler, kleiner Komet bei dem die Hoffnung bestand, dass er im Herbst dieses Jahres mit freiem Auge sichtbar sein könnte. Aus unbekannten Gründen hat er sich aber zum Star der Weltuntergangsszene entwickelt und sollte Tod und Verderben bringen. Ein brauner Zwerg sollte er sein und kein Komet und höchst gefährlich weil er Erdbeben und jede Menge andere Katastrophen verursachen sollte. Den ganzen Sommer über war das Internet voll von Verschwörungstheorien über den Kometen, über die NASA die wie üblich alles vertuscht, über den Entdecker des Kometen, Leonid Elenin, der in Wahrheit gar nicht existieren sollte und immer wieder wurde auf die kommende schreckliche Zeit im Oktober hingewiesen, in der der Komet sich der Erde nähert. Passiert ist natürlich nichts dergleichen. Der Komet hat sich aufgelöst.
Dass Elenin den Periheldurchgang, d.h. seine größte Annäherung an die Sonne, zu Beginn des September nicht überstehen könnte, hat sich schon abgezeichnet. Das passiert eben manchmal mit Kometen. Sie sind keine massiven Felsbrocken sondern bestehen aus einer Mischung aus Staub, Geröll und Eis und wenn sie sich der Sonne nähern, werden sie warm und das Eis verdampft. Dabei reißt es Staub und kleine Felsbrocken mit sich: So wird der beeindruckende Schweif des Kometen erzeugt. Dieser Prozess kann aber auch dazu führen, dass der Komet komplett auseinanderbricht. Bei Elenin war das der Fall. Er hat seine Annäherung an die Sonne nicht überlebt. Dort, wo man zur Zeit am Himmel eigentlich einen durchaus hellen Kometen eventuell sogar mit freiem Auge sehen müsste, ist nichts.
Ein paar Astronomen haben es aber doch noch geschafft, die letzten Überreste des ehemaligen Kometen zu finden. Am Remanzacco-Observatorium in Italien haben Giovanni Sostero, Ernesto Guido und Nick Howes das fotografiert, was von Elenin übrig blieb: eine dünne Wolke.
Das rote Kreuz zeigt an, wo Elenin eigentlich sein sollte. Dort ist aber nichts, nur eine schwach sichtbare Wolke (hier gibt es auch noch schöne Aufnahmen der Wolke). Sie haben sich dafür übrigens ein Teleskop gemietet. Wer ihre Beobachtungen überprüfen will, kann sich bei Global Rent a Scope (GRAS) anmelden und selbst beobachten. Weitere Aufnahmen mit längerer Belichtungszeit brachten bessere Bilder:
Diese Wolke wird nun dort ihre Runden um die Sonne ziehen, wo es vorher der Komet getan hat. Der Sonnenwind und die leicht unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Staubkörner werden dazu führen, dass sich die Wolke im Laufe der Zeit immer weiter verteilt, bis sich der ehemalige Komet komplett aufgelöst hat.
Der Erde am nächsten kam Elenin – bzw. die Wolke – am 16. Oktober. Die Trümmer sind nun wieder auf ihrem Weg in die äußersten Bereiche des Sonnensystems und werden bald nicht mehr sichtbar sein. Erst in etwa 12000 Jahren würden sie wieder zurückkommen, wenn dann noch etwas davon übrig sein sollte. Die großen Katastrophen, die uns für den 16. Oktober vorhergesagt wurden, haben nicht stattfgefunden. Selbst wenn der Komet nicht auseinandergebrochen wäre, wäre nichts passiert. Elenin war ein ganz normaler Komet. Von seiner Sorte existieren Milliarden im ganzen Sonnensystem und wir kennen ein paar hundert davon. Jeden Monat werden neue Kometen entdeckt. Sollten sie nicht direkt auf die Erde stürzen (was bei Elenin nicht der Fall gewesen wäre), dann sind sie vollkommen harmlos. Um Elenin ist es jetzt jedenfalls still geworden. Dort wo das Internet vor wenigen Wochen noch hysterisch von all den Gefahren des Kometen hyperventiliert hat, findet man jetzt nur noch astronomische Berichte. Don Yeomans von der NASA zitiert zum Abschluss Monty Python:
“Perhaps a little homage to a classic Monty Python dead parrot sketch is in order,” said Yeomans. “Comet Elenin has rung down the curtain and joined the choir invisible. This is an ex-comet.”
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