Sieht man einmal davon ab, dass Vulkanausbrüche gewaltige Naturkatastrophenereignisse sind die unter Umständen tausende Todesopfer fordern können, sind sie ein höchst spektakulärer Anblick. Vorausgesetzt, man befindet sich in sicherer Entfernung. Mit einer Flughöhe von knapp 700 Kilometer über der Erdoberfläche trifft das auf den NASA-Satellit Terra auf jeden Fall zu. Außerdem hat er von dort oben einen tollen Blick, sogar wenn der Vulkan sich unter der Meeresoberfläche befindet.
Seit dem Sommer dieses Jahres rumpelt es auf der kanarischen Insel El Hierro. Immer wieder gab und gibt es kleine Erdbeben. Einige tausend davon (von denen die meisten davon für uns Menschen nicht spürbar sind) hat man seit Juli 2011 registriert und die gesamte Insel hat sich um 3,5 Zentimeter gehoben. Anfang Oktober stellte man dann fest, dass sich hier ein unterseeischer Vulkanausbruch anbahnt. Der findet mittlerweile statt und war der Ausbruch zuerst noch einige Kilometer von der Küste entfernt in mehreren hundert Meter Tiefe, hat er sich nun schon in nur noch 150 Meter Tiefe verlagert. Es handelt sich dabei um einen Spaltenvulkan. Hier fließt die Lava aus einer langen Spalte an die Oberfläche anstatt durch einen röhrenförmigen Schlot wie das bei den “normalen” Vulkanen der Fall ist. Vor El Hierro ist die Spalte zwischen 2 und 3 Kilometer lang. Sehen tut man noch nicht wirklich viel – es sei denn natürlich, man befindet sich im All wie der Terra-Satellit:
El Hierro ist deutlich zu sehen, genauso wie die grünliche Wolke im Wasser. Sie besteht aus vulkanischen Gasen und Staub aus vulkanischem Bimsstein bzw. Gestein vom Meeresboden. Vielleicht gibt es aber auch bald ohne Hilfe des Satelliten etwas zu sehen. Wenn die Magma noch weiter nach oben steigt, dann wird irgendwann das Wasser zu kochen anfangen. Und sollte sie noch weiter aufsteigen, dann wird eine neue Insel enstehen! Das ist schon öfter passiert. 1963 konnten die Menschen live dabei zusehen, wie vor Island die Insel Surtsey entstand. Inseln vulkanischen Ursprungs sind aber recht zahlreich. Die kanarischen Inseln und damit El Hierro gehören auch dazu.
El Hierro ist aber nicht nur geologisch interessant. Die kleine Insel hat auch eine interessante astronomische Geschichte. Im antiken Griechenland waren die kanarischen Inseln die westlichsten Gebiete, die damals bekannt waren. Deswegen wurden sie oft als Bezugspunkt für Koordinaten verwendet. Der große Astronom Ptolemäus hat im Jahr 150 den Nullmeridian durch diese Inseln gelegt und diese Konvention wurde lange Zeit beibehalten. Erst als die Längenbestimmung routinemäßig von Sternwarten durchgeführt wurde, war es sinnvoller, die Position der Sternwarte als Nullpunkt zu wählen. Nach einigen Diskussionen hat man sich deswegen dann 1884 auf den Meridian der königlichen Sternwarte in Greenwich (London) als allgemeinen Bezugspunkt geeinigt (Wikipedia berichtet allerdings, dass die österreichische Landvermessung sich immer noch auf den Meridian von El Hierro bezieht. Ich habe allerdings keine Ahnung warum das so ist). Neben der Rolle als Koordinatenursprung sollte El Hierro auch als Startplatz für Raketen dienen. Die europäische Weltraumagentur ESA wollte von dort Satelliten ins All schießen. Aus Naturschutzgründen haben sich die kanarischen Inseln aber geweigert. Irgendwie schade… eine Insel, auf der man nicht nur Unterwasservulkane sondern auch startende Raketen beobachten kann, wäre mein ideales Urlaubsziel 😉
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