Vor knapp einem Monat, am 24. September, ist der NASA-Satellit UARS abgestürzt. Er war seit Jahren kaputt, hatte keinen Treibstoff mehr, konnte nicht gesteuert werden und im Gegensatz zu den meisten anderen Satelliten ist er beim Wiedereintritt in die Atmosphäre auch nicht vollständig verglüht. Etwa zwei dutzend Trümmerteile fielen auf die Erde und landeten im Pazifik. Ich habe damals schon erklärt, dass man nicht wirklich Angst haben musste, getroffen zu werden. Die Chancen dafür waren enorm gering und am Ende ist dann ja auch niemandem etwas passiert. In den nächsten Tagen wird wieder ein Satellit auf die Erde fallen – und wieder sollte man sich keine allzu großen Sorgen machen.
Diesmal ist es der deutsche Satellit ROSAT. ROSAT war ein cooles Teil und mit fast 2,5 Tonnen das größte Ding, das Deutschland je ins All gebracht hat! ROSAT ist die Abkürzung für ROentgenSATellit und Röntgenstrahlung zu beobachten war sein Job. Zwischen 1990 und 1999 erfüllte das Weltraumteleskop diese Aufgabe auch wunderbar. ROSAT hat den ganzen Himmel nach Röntgenquellen abgesucht und dabei etwa 80000 neue entdeckt. ROSAT hat die kosmische Hintergrundstrahlung untersucht. 8000 Publikationen entstanden aus den Daten von ROSAT – aber irgendwann geht auch der beste Satellit kaputt.
Heute werden die Satelliten in so einem Fall auf einen “Parkorbit” geschossen, wo sie nicht im Weg sind (das Problem des Weltraummülls wird ja auch nicht kleiner) und nicht mehr auf die Erde stürzen können. Oder sie werden kontrolliert zum Absturz gebracht bzw. verglühen in der Atmosphäre. ROSAT allerdings hat kein Triebwerk an Bord und verliert durch die Reibung mit der Atmosphäre (die ist in ein paar hundert Kilometer Höhe zwar extrem dünn aber dennoch vorhanden) ständig an Höhe. Von den ursprünglich etwa 580 Kilometern hat der Satellit mehr als 300 verloren und befindet sich jetzt nur noch auf etwa 200 Kilometer Höhe. Das bedeutet, dass er bald komplett abstürzen wird und genauso wie bei UARS werden auch hier einige Teile nicht verglühen und den Erdboden erreichen.
Wo das geschehen wird, lässt sich nicht sagen. ROSAT umkreist die Erde jeden Tag knapp 16 Mal und überfliegt dabei im Laufe der Zeit jeden Punkt zwischen 53 Grad nördlicher und südlicher Breite (hier könnt ihr nachsehen, wo ROSAT gerade rumfliegt). Hamburg liegt gerade hinter der Grenze und Kiel und Flensburg sind schon klar außerhalb des möglichen Absturzbereichs. Die Wahrscheinlichkeit, dass ROSAT irgendwo über Deutschland niedergeht, gibt das DLR mit 1:580 an. Das sind 0.17 Prozent oder anders gesagt: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 99.83 Prozent wird ROSAT nicht in Deutschland abstürzen. Und selbst wenn: Dass dabei ein Mensch zu schaden kommt, ist noch viel unwahrscheinlicher. Da betragen die Chancen etwa 1:700000, das bedeutet dass mit einer Wahrscheinlichkeit von 99.99986 Prozent niemand getroffen wird. Denn die Erde besteht größtenteils aus Ozean. Und auch die Landflächen sind zum größten Teil unbewohnt. ROSAT wird also ziemlich sicher – so wie UARS – mitten im nirgendwo landen.
Und wann? Hier sind die Prognosen noch unklar. Das DLR nennt momentan den Zeitraum von 21 bis 24. Oktober. Andere Schätzungen nennen das Intervall von 23 bis 25. Oktober bzw. 22 bis 24. Oktober. Es wird also vermutlich nächstes Wochenende soweit sein. Wenn ihr mehr über die Vorgänge beim Wiedereintritt von ROSAT erfahren wollt, dann hört euch am besten Folge 24 des “Raumzeit”-Podcast an. Und über den Zeitpunkt des Absturzes könnt ihr euch direkt beim DLR informieren. Es gibt auch einen eigenen Twitteraccount: @ROSAT_Reentry und hier gibts eine schöne Übersicht über alle Daten und Prognosen.
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