Auf unsere Erde regnet es ständig Steine. Das war schon immer so, aber nicht immer wusste man, wo sie her kommen. Es dauerte bis ins 19 Jahrhundert, bevor die Wissenschaftler akzeptierten, dass die Steine, die man immer wieder mal vom Himmel fallen sehen konnten, aus dem Weltall stammten und nicht zum Beispiel aus Vulkanen in die Luft geschleudert wurden (oder direkt in der oberen Atmosphäre entstanden). Heute ist uns allen klar, dass immer wieder große oder kleine Brocken aus dem All mit der Erde zusammenstoßen. Wir wissen, dass solche Kollision Massensterben verursachen können oder aber auch einfach nur schön sein können. Es kommt immer darauf an, was uns trifft und wie groß es ist. Ist es ein ausgewachsener Komet oder Asteroid oder nur ein kleiner Meteoroid? Was auch immer es ist: Wenn es mit der Erde kollidiert, werden wir eine helle Lichterscheinung am Himmel sehen. Die nennt sich “Meteor”. Und – vorausgesetzt es war kein großer Impakt der uns alle ausgelöscht hat – vielleicht bleibt dann nach der Kollision noch ein kleines Bruchstück übrig, dass am Erdboden landet. Das ist ein Meteorit und aus ihnen können wir enorm viel lernen! Dazu muss man sie aber erst finden…
Das Studium der Steine aus dem All ist wichtig, wenn wir verstehen wollen, wie unser Sonnensystem entstanden ist. Denn die interplanetaren Kleinkörper stellen die letzten Überreste der Bausteine dar, aus denen all die Planeten entstanden sind, die heute um die Sonne kreisen. Astronomen und Geologen sind also äußerst interessiert daran, solche Steine zu finden. Das ist aber nicht immer leicht.
Gut, wenn ein richtig großes Objekt auf der Erde einschlägt, dann hat man wenig Probleme (vorausgesetzt man hat sich nicht direkt in der Nähe des Einschlagsortes aufgehalten). Man wird einen großen Krater finden und mitten drin einen großen Meteoriten. Zum Beispiel den Hoba-Meteorit, der vor etwa 80000 Jahren in Namibia eingeschlagen ist:
Solche Trümmer übersieht man selten. Wenn ihr Einschlag nicht allzu lange her ist, dann sind auch noch nicht verwittert oder durch andere Gesteinsschichten überdeckt und ihre Entdeckung ist kein Problem. Glücklicherweise schlagen solche großen Objekte nur selten auf der Erde ein. Die Geologen und Astronomen müssen sich also nach den kleineren Meteoriten umsehen. Die findet man hauptsächlich in menschenleeren Gebieten, in Wüsten beispielsweise. Dort können auf die Erde gefallene Steine aus dem All lange ungestört liegen bleiben, bis sie schließlich von einem glücklichen Astronomen gefunden werden. Oder man fährt in die Antarktis und macht sich am Ende großer Gletscher auf die Suche nach Meteoriten, die Jahrmillionen im Eis eingeschlossen waren und erst jetzt vom fließenden Eis ans Tageslicht transportiert worden sind.
Wenn es euch so geht wie mir, dann wollt ihr auch unbedingt einmal selbst einen echten Meteoriten findet. Wenn es auch aber so geht wie mir, dann habt ihr leider auch kein Geld, um wochenlang auf Expedition durch die öden Gegenden der Erde zu gehen. Aber es gibt trotzdem noch eine Möglichkeit, wie man selbst an extraterrestrisches Material kommen kann. Man muss nur seine Ansprüche etwas zurück schrauben. Neben den ganz großen, den großen und den kleineren Meteoriten gibt es auch die ganz winzigen. Diese Mikrometeoriten sind oft nicht größer als Staubkörner und sie rieseln mehr oder weniger konstant auf die Erde nieder. Insgesamt sind es jeden Tag ein paar Dutzend Tonnen kosmischer Staub, der auf den Boden fällt. Und mit etwas Glück lassen sich ein paar Staubkörner finden.
Dazu braucht man zuerst einen starken Magneten. Gute Neodym-Magnete kriegt man für wenig Geld überall im Internet – man muss aber aufpassen! Die Dinger sind wirklich stark und man kann sich damit wunderbar diverse elektronische Geräte ruinieren (und wenn man die Finger zwischen Magnet und ein anderes Metall bekommt, dann ist das auch nicht wirklich lustig). Den Magnet brauchen wir, weil Meteorite meist deutlich mehr Eisen enthalten als normale, irdische Steine. Wenn man einen magnetischen Stein findet bzw. ein magnetisches Körnchen Staub, dann stehen die Chancen nicht schlecht, dass es sich um ein Objekt aus dem All handelt! Aber natürlich ist nicht alles was magnetisch ist auch gleich ein Meteorit. Wer seine Suche mitten in der Fußgängerzone oder neben der Autobahn startet, der wird vermutlich jede Menge metallisches Zeug finden das nichts mit dem Weltall zu tun hat. Was wir brauchen ist ein abgeschiedener Platz, am besten hoch gelegen und schön flach. Ein Ort, wo wenig Leute hin kommen, wo kein Verkehr herrscht, etc. Dort kann man sich mit seinem Magneten an die Arbeit machen und den Boden absuchen. Am besten ist, man steckt den Magnet dabei in Plastikfolie denn wenn der kleine Staub erstmal am starken Magneten haftet, dann kriegt man ihn so schnell nicht mehr runter. Mit einer Plastikfolie als Trennschicht geht es aber ganz leicht.
Das wars eigentlich schon! Starker Magnet, passender Ort und Plastikfolie – mehr braucht man nicht, um sich selbst auf die Suche zu machen. Ich habe das selbstverständlich ausprobiert. Der Magnet kam aus dem Internet, die Plastikfolie aus dem Supermarkt (ich habe einen Getränkebecher aus Plastik als Hülle benutzt) und als Ort habe ich den Windknollen in Jena gewählt. Der ist zwar nicht wirklich einsam und abgelegen aber ein Naturschutzgebiet. Dort gibt es also keinen Verkehr, es gibt nur ein paar Spaziergänger und die Gegend liegt schön hoch über dem Saaletal. Dort gibt es jede Menge vielversprechende Plätze, so wie diesen hier:
Also nichts wie los und mit dem Magneten im Becher den Boden abgrasen:
Das ist natürlich mühsam, aber irgendwann ist man mit etwas Glück erfolgreich und es macht klick! Etwas magnetisches haftet am Becher:
Dann freut man sich natürlich erst mal – aber trifft nun auf die letzte Schwierigkeit der Meteoritensuche. Man muss irgendwie herausfinden, ob das Ding echt ist, oder vielleicht doch nur ein normaler Stein oder sonst irgendein metallisches Stück Abfall. Echte Meteorite zu identifizieren ist knifflig und wenn man nicht gerade Geologe ist, wird es schwierig. Besonders wenn die Dinger so klein sind, wie unser Fund. Ich hab das Steinchen mal unter mein Mikroskop gelegt – aber da ich kein Geologe bin, hat mir das auch nicht wirklich weitergeholfen:
Tja. Ich kann nicht entscheiden, ob es sich hier um einen echten Meteorit handelt oder nicht. Mein Spezialgebiet als Astronom sind zwar die Kollisionen von Himmelskörpern – aber für mich waren die Objekte immer nur Massepunkte in einem Computerprogramm. Um Meteoriten zu identifizieren, muss man wirklich Ahnung von Geologie haben und die habe ich leider nicht. Man könnte vielleicht noch probieren, die Dichte des Steinchens zu bestimmen; bei Meteoriten ist sie meistens höher als normal. Aber für professionelle Untersuchungen wie z.B. die Analyse auf Widmanstätteschen Figuren fehlt mir sowohl das Equipment als auch die Ahnung.
Aber egal! Die Suche selbst hat schon Spaß gemacht und war aufregend. Noch aufregender war es, tatsächlich etwas gefunden zu haben, was ein echter Meteorit sein könnte. Und irgendwann finde ich vielleicht auch nochmal einen Weg, konkret festzustellen, ob es einer ist oder nicht.
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