Auch wenn Astrologie Unsinn ist, gibt es viele Menschen, die daran glauben. Darunter sind auch viele Menschen, bei denen man das eigentlich nicht erwarten würde. Das Wissen nicht immer zwingend vor Aberglaube schützt, hat nun eine Studie der Universität Arizona erneut gezeigt.
In “Astrology Beliefs among Undergraduate Students”, haben Hannah Sugarman, Chris Impey, Sanlyn Buxner und Jessie Antonellis im Laufe von 20 Jahren etwa 10000 Studenten der Universität Arizona befragt. Sie haben alle Astronomievorlesungen besucht und es gab 21 allgemeine Wissensfragen bzw. 24, die sich mit Wissenschaft, Pseudowissenschaft und Technologie beschäftigen. Mit den Wissensfragen wollte man einschätzen, wie gut die Studenten über die Grundlagen bzw. die Alltagstechnologien Bescheid wissen. Eine typische Frage lautete zum Beispiel “Der Sauerstoff, den wir einatmen, stammt von Pflanzen: Richtig oder Falsch?” Oder “Was ist schneller: Licht oder Schall?”. Aber uns interessieren hier vor allem die Fragen zu Astrologie. Die lauteten:
“Die Positionen der Planeten haben einen Einfluss auf die Ereignisse unseres Alltagslebens (The positions of the planets have an influence on the events of everyday life)”
Dieser Aussage konnte man auf einer Skala von 1 bis 5 bewerten (1=starke Zustimmung, 2=Zustimmung, 3=keine Meinung, 4=Ablehnung, 5=starke Ablehnung). Die zweite Frage lautete:
“Würden sie sagen, dass Astrologie sehr, ein bisschen oder gar nicht wissenschaftlich ist? (Would you say that astrology is very, sort of, or not at all scientific?)”
Hier sind die Ergebnisse:
Das ist schon ein wenig überraschend, vor allem wenn es von Studenten kommt, die eine Astronomievorlesung besuchen! Nur etwa 20 Prozent wissen, das Astrologie keine Wissenschaft ist! Und nur etwa 30 Prozent lehnten die Aussage ab, dass Planeten einen Einfluss auf unser Alltagsleben haben. Das sind Werte, die klar unter dem Durchschnitt liegen. Aktuelle Studien der NSF (National Science Foundation) in den USA zeigen, dass in der Gruppe der 18-24jährigen 50% die Astrologie für unwissenschaftlich halten. Woher dieser Unterschied kommt, ist nicht ganz klar. Die Autoren meinen, dass die Art der Umfrage eine Rolle spielen könnte. Die NSF macht Umfragen am Telefon, hier wurde sie schriftlich durchgeführt. Vielleicht hat die Tatsache, dass die Umfrage in einer Astronomievorlesung durchgeführt wurde, die Daten verfälscht (weil viele Studenten bewusst oder unbewusst Astrologie und Astronomie verwechselt haben). Oder die Leute aus dem Südwesten der USA, die die Mehrheit der Studenten in Arizona stellen. glauben wirklich eher an die Astrologie.
Interessant ist auch der Zusammenhang mit der Anzahl der Vorlesungen, die die Studenten besucht hatten. Von denen, die ihre erste Vorlesung besuchten, meinten 17 Prozent, dass Astrologie keine Wissenschaft ist. Nach dem Besuch von 3 Vorlesungen stieg die Zahl auf 32 Prozent. Das zeigt zwar, dass Wissen tatsächlich dem Aberglauben entgegenwirken kann. Es zeigt aber auch, dass nach 3 Vorlesungen über Astronomie immer noch zwei Drittel aller Studenten der Meinung waren, Astrologie wäre (ein wenig) wissenschaftlich! Man könnte jetzt vielleicht meinen, dass in Arizona eben sehr viele dumme Studenten in den Vorlesungen sitzen oder Leute, die nicht wirklich Interesse haben, etwas zu lernen. Die Statistik ist da aber anderer Meinung. Die Studenten, die wussten, das Astrologie keine Wissenschaft ist, erreichten bei den Wissensfragen im Schnitt 12,5 von 15 Punkten. Die Studenten, die meinten dass Astrologie sehr wissenschaftlich ist, waren nur einen Punkt schlechter. Jemand der an Astrologie glaubt, kann also durchaus Ahnung von Wissenschaft haben (zumindest an der Uni Arizona). Die Autoren ziehen am Ende ihres Artikels das Fazit, dass sich der Glaube an Astrologie daher nicht als Indikator für wissenschaftliche Bildung eignet. Das scheint auch für viele andere pseudowissenschaftliche/abergläubische Vorstellungen zuzutreffen, die die Autoren ebenfalls abgefragt haben.
Mich hätte ja vor allem interessiert, welche Gründe es geben könnte, dass Studenten, die offensichtlich wissenschaftlich gebildet sind, trotzdem nicht erkennen, dass Astrologie nichts mit Wissenschaft zu tun hat. Vielleicht liegt es daran, dass sie sich nie wirklich Gedanken darüber gemacht haben? Astrologie kann ja durchaus den Anschein erwecken, wissenschaftlich zu sein. All das Gerede von Planetenstellungen, die komplizierten Diagramme und Symbole… wer nur das sieht und nicht weiter groß darüber nachdenkt, kommt vielleicht wirklich zu dem Schluss, dass es sich hier um irgendeine Art der Wissenschaft handelt (auch wenn ich mir irgendwie nicht vorstellen kann, wie man einerseits Interesse an Astronomie haben und entsprechende Uni-Vorlesungen besuchen kann, ohne zu erkennen, was Astrologie wirklich ist). Die Studie zeigt aber zumindest deutlich, dass Aufklärung hier wirklich wichtig ist. Es macht keinen Sinn, sich im Elfenbeinturm zu verstecken und die ganze Pseudowissenschaft zu ignorieren. Wenn man möchte, dass Menschen den Unterschied zwischen Astronomie und Astrologie kennen; den Unterschied zwischen Wissenschaft und Pseudowissenschaft, dann muss man dem Aberglauben aktiv entgegentreten.
Sugarman, H., Impey, C., Buxner, S., & Antonellis, J. (2011). Astrology Beliefs among Undergraduate Students Astronomy Education Review, 10 (1) DOI: 10.3847/AER2010040
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