Unter dem Yellowstone-Nationalpark schläft ein “Supervulkan”. Das klingt bedrohlicher, als es ist. Auch wenn es bei solchen Vulkanen gewaltige Eruptionen mit globalen Folgen geben kann, besteht in Yellowstone keine akute Gefahr. Ich habe früher schon mal einen ausführlichen Artikel über dieses Thema geschrieben und erklärt, dass Geophysiker den Vulkan ständig im Blick haben und Messungen anstellen, die uns zeigen, dass hier in der näheren Zukunft nicht mit einem Ausbruch zu rechnen ist. Die Wissenschaftler beobachten den Vulkan aber nicht nur direkt vor Ort, sondern auch aus dem All.
Dieses Bild hat der 1999 von der NASA ins All geschossene Satellit Landsat 7 aufgenommen. Es zeigt den kompletten Yellowstone-Nationalpark (die gelben Linien sind die Grenzen):
Ein schönes Bild, und ich möchte unbedingt auch mal im echten Leben dort hin und mir das aus der Nähe ansehen. Aber vom Vulkan sieht man noch nicht wirklich viel. Er ist auch genaugenommen nicht zu sehen. Im Gegensatz zu den imposanten Vulkankegeln, die man zum Beispiel vom Vesuv oder dem Ätna gewohnt ist, handelt es sich bei Yellowstone um einen unterirdischen Vulkan. Unter dem Nationalpark befindet sich eine große Magmakammer. Geschmolzenes Gestein aus dem Erdinneren fließt bis etwa 8 Kilometer unter der Erdoberfläche und sammelt sich dort in einer großen Kammer, etwa 100 Kilometer lang und halb so breit bzw. tief. Wenn der Druck zu groß wird, dann kann Magma an die Erdoberfläche gelangen. Entweder in Form einer gewaltigen Eruption oder – was in Yellowstone wahrscheinlicher ist – als gemächlicher Lavafluss, der einem nichts tut, wenn man nicht gerade so dumm ist, sich in seinen Weg zu stellen.
Landsat hat den Enhanced Thematic Mapper an Bord. Damit kann der Satellit die Wärmestrahlung messen und damit auch die Wärme, die von der Magmakammer ausgeht. Landsat 7 hat die Region um die Mammoth Hot Springs genauer angesehen:
Man erkennt schön, wie sich die Temperatur im Laufe der Zeit ändert. Bis zum Jahr 2000 steigt sie an, danach sinkt sie wieder. Das entspricht auch den Vor-Ort-Messungen, die zeigen, dass sich die Region in diesem Zeitraum entsprechend um einige Zentimeter gehoben bzw. gesenkt hat. Grund für die Erhöhung der Temperatur ist frische Magma, die in die Kammer geströmt ist. Als der Zustrom versiegte, sank die Temperatur wieder ab.
Als Astronom bin ich natürlich immer wieder begeistert, wenn uns Satelliten, Raumsonden und Teleskope die faszinierenden Anblicke zeigen, die man in den Tiefen des Alls finden kann. Aber es lohnt sich auch, zurück auf die Erde zu blicken. Was man dort zu sehen bekommt, ist um nichts weniger faszinierend!
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