Heute ist der 31. Dezember 2011. Heute endet unser Kalender. Aber keine Angst, die Welt geht nicht unter. Morgen geht der Kalender schon wieder weiter. Es folgt der 1. Januar 2012. Das ist ein Feiertag, aber leider haben wir nichts davon, weil es sowieso ein Sonntag gewesen wäre. Die extra Urlaubstage über Weihnachten waren diesmal auch recht knapp. Gerade mal ein zusätzlicher freier Montag war drin. Aber das ändert sich glücklicherweise 2012. Die Weihnachtsfeiertage werden dann auf Montag, Dienstag und Mittwoch fallen und Neujahr ist am Dienstag. Der Grund für diese Verschiebung ist unser Kalender. Ein Kalender, der genau wegen solcher Verschiebungen reformiert gehört. Das meinen zumindest Richard Henry und Steve Hanke. Sie wollen demnächst einen neuen Kalender einführen.
Unser gregorianischer Kalender basiert auf 2 grundlegenden Zyklen. Den Monaten, die sich ursprünglich an der Bewegung des Mondes orientiert haben und den Jahren, die auf der Bewegung der Erde um die Sonne basieren. Da ein Mondzyklus etwa 28 Tage dauert und sich in vier Phasen – Neumond, zunehmender Mond, Vollmond, abnehmender Mond – aufteilt, lag es nahe, ein Monat noch weiter in 4 Untereinheiten zu teilen. Das sind die 7 Tage umfassenden Wochen. Ein Jahr dauert bei uns 365 Tage (Schaltjahre wie 2012 mal ausgenommen). 365 lässt sich aber leider nicht ohne Rest durch 7 teilen. 52 mal 7 ergibt nur 364. Die 52 Wochen passen also nicht exakt in ein ganzes Jahr und deswegen verschieben sich die Wochentage auf die ein konkretes Datum fällt, jedes Jahr um eins (ausgenommen Schaltjahre, da wird 2 Tage weitergesprungen). Feiert man seinen Geburtstag also zum Beispiel am 28. Juli, dann ist das 2012 ein Samstag. 2013 wird es ein Sonntag sein, 2014 ein Montag, und so weiter.
Mich persönlich hat dieser Aspekt unseres Kalenders bis jetzt noch nie gestört. Aber Richard Henry und Steve Hanke (ein Astronom und ein Wirtschaftswissenschaftler) sind da anderer Meinung. Sie denken, dass diese Unregelmäßigkeiten störend sind, vor allem für das Geschäftsleben und das Finanzwesen. Deswegen haben sie den Hanke-Henry Permanent Calendar erfunden. Hier haben die Monate Januar, Februar, April, Mai, Juli, August, Oktober und November 30 Tage. März, Juni, September und Dezember haben 31 Tage. Das Jahr teilt sich in 4 gleich lange Abschnitte von jeweils 30 + 30 + 31 = 91 Tage. Viermal 91 macht 364, genauso wie unser alter Kalender. Wo liegt also die Verbesserung? Die soll darin liegen, dass unser Jahr eben nur noch 364 Tage dauert und nicht mehr 365. Damit die Verschiebung zwischen dem Kalender und den realen Jahreszeiten dadurch nicht zu groß wird (Die Bewegung der Erde um die Sonne wird ja weiterhin ca. 365,25 Tage dauern), muss man alle sechs bis sieben Jahre eine “Schaltwoche” einführen. Nach dem Dezember würde dann noch ein spezieller “Extramonat” mit nur 7 Tagen folgen.
In diesem Kalender gibt es keine Verschiebung mehr. Jedes Datum fällt in jedem Jahr immer auf den selben Wochentag. So sieht der Kalender aus:
Mein Geburtstag, der 28. Juli, wäre als in diesem Kalender immer ein Samstag. Ok, damit kann ich leben. Trotzdem halte ich so eine Kalenderreform für ziemlich unsinnig. Kann schon sein, dass die Wirtschaft es lieber sähe, wenn die Feiertage bevorzugt auf sowieso schon freie Wochenende fallen und das auch immer so bleibt (der neue Kalender würde z.B. die Weihnachts- und Silvestersituation die wir dieses Jahr haben bis in alle Ewigkeit wiederholen). Aber man muss nicht unbedingt immer das machen, was die Wirtschaft gut findet. Noch absurder ist die Entscheidung von Hanke und Henry, mit dem neuen Kalender auch die Zeitzonen komplett abzuschaffen. Die Welt hätte dann nur noch eine universale Zeit. Auch das soll der Wirtschaft und Finanz das Leben und die Berechnungen erleichtern. Das kann zwar sein – aber die Leute, die an einem Tag zu arbeiten beginnen und dann nach der Mittagspause feststellen, dass soeben ein neuer Tag begonnen hat, werden das vielleicht nicht ganz so einfach und immer noch etwas verwirrend finden.
Es ist ja auch nicht das erste Mal, das Leute probieren, den Kalender zu reformieren. Die französischen Revolutionäre waren Ende des 18. Jahrhunderts hier besonders aktiv. Ihr reformiertes Einheitensystem wird heute überall auf der Welt verwendet (mit Ausnahme der USA). Aber es schwer genug, dieses System durchzusetzen (die Geschichte kann man in” The Measure of All Things: The Seven-Year Odyssey and Hidden Error That Transformed the World“, auf Deutsch: “Das Maß der Welt: Die Suche nach dem Urmeter” nachlesen). Der französiche Revolutionskalender dagegen war nur 13 Jahre in Kraft und hat sich in der Bevölkerung nie verbreitet. Die Versuche der Revolutionäre, die Uhrzeit von den 24 Stunden auf Dezimalzeit umzustellen (1 Tag hat 10 Stunden zu je 100 Minuten mit 100 Sekunden) scheiterten noch schneller.
Es spricht ja nichts dagegen, für spezielle Aufgaben spezielle Zeit/Datumssysteme zu verwenden. Wir Astronomen machen das ja auch und haben für unsere Berechnungen das Julianische Datum erfunden. Aber ich sehe ehrlich gesagt keine Möglichkeit, wie man etwas mittlerweile so globales wie die Uhrzeit oder einen Kalender ohne großen diktatorischen Einsatz heute noch komplett reformieren könnte. Vor allem nicht, wenn gar kein wirklicher Bedarf besteht. Der Kalender funktioniert gut, so wie er ist. Hanke und Henry meinen, dass der 1. Januar 2012 ein idealer Tag wäre, um eine Übergangsphase zu beginnen. Am 1. Januar 2017 soll der neue Kalender dann in Kraft treten. Ich wage einmal die Prognose, dass diese Kalenderreform scheitern wird und wir auch in Zukunft den gregorianischen Kalender benutzen werden und keinen “Hanke-Henry-Kalender” (abgesehen sind Leute, die Dinge nach sich selbst benennen sowieso immer etwas suspekt).
Wie auch immer. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern ein schönes Jahr 2012.
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