Symbole sind wichtig. Jede Firma hat ein Logo (sogar mein Blog hat eins). Jede Organisation, jeder Verein, jeder Fußballklub hat sein eigenes Symbol. Jede Religion sowieso. Ein Symbol eignet sich hervorragen, wenn man ohne große Worte seine Sympathie für etwas bekannt geben will. Wer ein Kreuz um den Hals trägt, wird kein Atheist sein und wer auf seinem Auto das VW-Symbol spazieren fährt, sollte sich am besten vom Opel-Treffen fern halten. Symbole sind wunderbar, wenn man Menschen mit gemeinsamen Interessen versammeln will. Und auch die Wissenschaft braucht dringend ein einheitliches Symbol, meint der Ethik-Wissenschaftler Paul Root Wolpe.
Dafür plädiert Wolpe in dem Artikel “Science needs a universal symbol”, der kürzlich im New Scientist erschienen ist. Er schreibt dort über die Menschen, die um den Wert von Wissenschaft wissen, die von der Wissenschaft fasziniert und an ihren Ergebnissen interessiert sind:
“They are passionate about science and see themselves as sharing a mission to defend the enterprise. Yet they lack a sign of their position, something that could unite their effort – in short, a symbol that stands for science, in much the same way as the Christian fish symbol declares adherence to that faith on car bumpers worldwide.”
So wie viele Christen also das bekannte Fischsymbol auf ihre Stoßstangen kleben, bräuchte es auch ein Symbol um seine Unterstützung für die Wissenschaft öffentlich bekannt zu machen. So ein Symbol ist schwierig zu finden. Die Doppelhelix steht als Symbol für die DNA und ein Biologe kann damit sicherlich viel anfangen. Ein Physiker oder ein Geologe wohl eher weniger. Ein Symbol der Wissenschaft muss die gesamte Wissenschaft umfassen. Es sollte auch einfach zu modifizieren sein, meint Wolpe. Dann kann es jeder auch in andere Logos einbauen. Man könnte es zum Beispiel mit dem christlichen Kreuz kombinieren um zu verdeutlichen, das man Christ ist, aber keiner der fundamentalistischen, wissenschaftsfeindlichen Kreationisten. Wolpe bitte um Vorschläge für ein Symbol an diese Emailadresse: sciencesymbol@emory.edu Oder auf dieser Facebook-Seite.
Wenn ich ein Symbol aussuchen müsste, dann vermutlich irgendwas mit einer Flamme. In klassischer Tradition kann sie für Legende des Prometheus stehen, der den Menschen das Feuer, den Verstand und die Vernunft gab. Und symbolisch für das Licht der Aufklärung, für die “candle in the dark“, die der große Carl Sagan in seinem Buch “Der Drache in meiner Garage” beschreibt (im Original heißt es auch: “The Demon-Haunted World: Science as a Candle in the Dark”). Mit einem schön designten Flammensymbol könnte sich wohl jede Wissenschaftsdisziplin anfreunden und leicht zu modifizieren wäre es auch. Aber: Braucht die Wissenschaft überhaupt ein Symbol?
Ich denke nicht. Die Wissenschaft ist kein Verein und keine Religion. “Wissenschaftler” oder wissenschaftsaffine Menschen sind eine so inhomogene Gruppe, dass es nicht sonderlich zielführend wäre, sie alle unter einem Symbol zusammen zu quetschen. Hier stellt sich das gleiche Problem wie beim Atheismus. Auch das ist eine völlig inhomogene Gruppe von Menschen deren einzige Gemeinsamkeit es ist, dass sie nicht an Gott glauben. Im Gegensatz zu Fußballfans, Vereinsmitgliedern oder Religionsangehörigen haben sie ansonsten aber nicht zwingend irgendwelche gemeinsamen Eigenschaften, Vorstellungen oder Interessen. Wissenschaftler sind eine ähnlich inhomogene Gruppe. Manche von ihnen sind religiös, manche nicht. Manche sind konservativ, manche sind kommunistisch, manche sind Umweltschützer, manche sind Kapitalisten, manche sind Waffennarren, manche Fahrradliebhaber – etc. Ich glaube nicht, dass sich die Menschen, die Wissenschaft gut finden ebenso leicht unter einem universellen Symbol zusammenfinden würden, wie Fans eines Fußballvereins oder Angehörige einer Religion. Man läuft außerdem Gefahr, mit so einer Symbolik die Wissenschaft auf das gleiche Niveau zu stellen wie einen Fußballverein oder eine Religion. Dabei ist die Wissenschaft weder das eine, noch das andere sondern nur eine spezielle Art, die Welt zu betrachten und über sie nachzudenken.
Wer der Welt mitteilen will, dass Wissenschaft toll ist, braucht dazu nicht unbedingt ein Symbol. Ich erzähle seit Jahren allen die es hören wollen (und auch dem Rest), dass Wissenschaft toll ist und ob jetzt ein besonderer Aufkleber auf meinem Fahrrad (Auto hab ich keines) klebt oder nicht spielt da keine große Rolle.
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