Es klingt nach einer eigentlich trivialen Erkenntnis: Je wohlhabender ein Land, desto besser ist die Bildung der Kinder. Aber bei manchen trivialen Erkenntnissen lohnt es sich, mal etwas genauer hin zu sehen. Das haben die Leute von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) getan. Die Ergebnisse sind interessant…
Die OECD veranstaltet die PISA-Studie, die alle drei Jahre überprüft, wie es auf der Welt mit der Bildung der Schülerinnen und Schüler steht. Mit diesen Daten lassen sich jede Menge Hypothesen überprüfen – unter anderem auch die, ob Wohlstand wirklich eine bessere Bildung bringt. Nicht immer, lautet die Antwort. Das sieht man in diesem Bild recht gut:
Es zeigt die durchschnittliche Leseleistung der Schulkinder in Abhängigkeit des Bruttoinlandsprodukts pro Kopf. Bis zu einer Grenze von etwa 20000 Dollar sieht man tatsächlich das erwartete Verhalten: Je ärmer ein Land, desto schlechter die Bildung. Aber bei den reichen Ländern ist es im wesentlich egal, wie hoch ihr Bruttoinlandsprodukt ist; es gibt keinen direkten Zusammenhang mehr mit der schulischen Leistung.
Aber wenn es nicht der Wohlstand ist, was beeinflusst dann die Bildung? Das Geld, dass direkt in die Schulen investiert wird? Auch nicht wirklich:
Es zeigt sich das gleiche Bild wie vorher. Bei den ärmeren Länder hat das Geld, dass direkt ins Schulsystem investiert wird einen deutlichen Einfluss auf die Bildung der Schüler. Aber irgendwann ist eine Grenze erreicht und mehr Geld bringt nicht mehr Bildung. Es sind dann andere Maßnahmen, die erfolgreich sind, wie man hier sehr deutlich sieht:
Das Diagramm vergleicht den unterschiedlichen Umgang mit schlechteren Schülern. Länder, in denen solche Schüler sitzen bleiben, schneiden im PISA-Test wesentlich schlechter ab (links). Ebenso Länder, in denen die Schüler auf andere Schulen geschickt werden (Mitte) oder in den Schüler nach Leistungen getrennt werden (rechts). Es ist also recht deutlich, dass die Kinder in einer Gesamtschule ohne Sitzenbleiben am besten und meisten lernen würden. Aber leider werden in der Welt Entscheidungen dieser Art ja nicht auf Grund von Fakten getroffen. In der Politik geht es um Emotionen und vor allem um Wählerstimmen. Es geht um den “Kampf” mit dem politischen Gegner und nicht um das, was am besten für die Bevölkerung wäre. Es geht um Ideologie und die Zeit bis zur nächsten Wahl und nicht um langfristige Planung. Und darum mache ich mir eigentlich keine Hoffnung, dass in Deutschland oder Österreich demnächst bundesweit eine Gesamtschule eingeführt wird…
Die PISA-Studie hat übrigens noch einen wichtigen Einflussfaktor auf die schulischen Leistungen der Kinder identifiziert. Länder, in denen die Lehrer besser bezahlt werden, haben bessere Schüler. Wenn man als Lehrer gut verdient und ein hohes Ansehen genießt, dann werden sich auch die besten Schüler und Studenten für diesen Beruf entscheiden. Und gute Lehrer machen gute Schüler. Eigentlich logisch. Aber über Politik und Logik habe ich ja vorhin schon alles gesagt…
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