Wer die derzeit herrschende Kälte aushält, kann in den kalten, klaren Nächten einen wunderbaren Sternenhimmel beobachten. Der Mond steht derzeit zusammen mit Jupiter und Venus gut sichtbar am Abendhimmel. Wer allerdings in der Stadt wohnt und von dort aus zum Himmel blickt, wird abgesehen von diesen drei hellen Himmelskörpern kaum etwas sehen. Ein paar lichtstarke Sterne vielleicht – aber nicht den dramatischen Anblick, den der Himmel weitab von den Lichtern der Zivilisation bietet. Wer das einmal erlebt hat, kann nicht anders, als vom sternenübersäten Himmel überwältigt zu sein. In der Realität hat aber mittlerweile kaum jemand das helle Band der Milchstraße gesehen oder die anderen tausenden Sterne, die mit freiem Auge sichtbar sind. Anblicke, die für unsere Vorfahren alltäglich waren, erleben heute nur noch die Menschen, die mühsame Reisen in abgelegene Wüsten oder Gebirgen unternehmen. Die Lichtverschmutzung nimmt immer mehr zu.
Lichtverschmutzung oder Lichtsmog ist ein relativ neues Wort. Es ist auch ein Wort, dass vielen nicht gefällt. Wen interessiert das schon? Ist doch schön, wenn nachts hell ist! Das schafft Sicherheit, das ist ein Zeichen der Zivilisation? Wollen wir wieder zurück ins dunkle Mittelalter, nur damit ein paar Astronomen mehr Sterne sehen können? Reicht es nicht, wenn die Ökos uns mit Recycling und Umweltverschmutzung auf die Nerven gehen? Was soll der Unsinn mit der “Lichtverschmutzung”…
Kritik dieser Art geht am Thema natürlich komplett vorbei. Die fehlende Dunkelheit – und in Mitteleuropa gibt es heute kaum noch Plätze, an denen es wirklich dunkel wird – ist nur noch ein Problem mancher Astronomen. Es ist auch ein gesundheitliches Problem und ein ökologisches. Uns Menschen tun die hellen Nächte nicht gut und auch die Pflanzen und Tiere leiden unter den veränderten Umweltbedingungen. Christian Reinboth hat in seinem Blog die relevanten wissenschaftlichen Arbeiten zu dem Thema zusammengestellt und auch sonst viele lesenswerte Artikel darüber verfasst. Es dürfte außerdem offensichtlich sein, dass Lichtverschmutzung auch ein wirtschaftliches Problem darstellt. Anstatt einfach wild die Gegend zu beleuchten, könnte man sich auch vernünftige Konzepte überlegen, mit denen dann wirklich nur das beleuchtet wird, was auch hell sein soll. Damit spart man Strom und Geld.
Christian hat zu dem Thema übrigens auch einen lesenswerten Artikel in der ZEIT geschrieben, der die wichtigsten Punkte nochmal kurz zusammenfasst. Das Fazit möchte ich hier nochmal wiederholen:
“Eine am tatsächlichen Bedarf ausgerichtete Beleuchtung der Städte sowie Verordnungen und Gesetze, die unnötige Lichtorgien verbieten, würden einiges ändern. Wir sollten über unseren Umgang mit Licht nachdenken. Nicht nur, damit zukünftige Generationen den Himmel vielleicht wieder so sehen können, wie einst van Gogh ihn sah – voller heller Sterne und Sternbilder. Sondern auch, damit sich unsere Umwelt von den Schäden erholt, die die Lichtverschmutzung bereits angerichtet hat.”
Entsprechende Initiativen sind allerdings selten. Leider. Ein viel versprechender Versuch wird derzeit aber in Liechtenstein durchgeführt. In einigen Gemeinden sollen in der Nacht zwischen 0:30 und 5:30 nur noch die wichtigsten Straßen beleuchtet werden.
Lichtverschmutzung ist ein reales Problem. Nicht nur für Astronomen. Es ist außerdem ein Problem, dass sich lösen lässt. Es gibt genug Möglichkeiten, die die Beleuchtung der Straßen und öffentlichen Gebäude so effizient zu gestalten, dass die unnötige Beleuchtung des Nachthimmels auf ein Minimum reduziert wird. Das würde Geld sparen. Es würde der Natur gut tun. Und die Menschen könnten wieder den richtigen Sternenhimmel sehen. Einen Himmel, der von tausenden Lichtpunkten bedeckt ist; von Sternhaufen, Planeten und dem wunderbaren Band der Milchstraße. Ein Himmel, der unsere Vorfahren inspiriert hat, über die Entstehung der Welt und die Rolle der Menschen im Kosmos nachzudenken. Ein Himmel, den heute keiner mehr kennt…
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