Wissenschaft ist kalt. Wissenschaft ist gefühllos. Wissenschaft hat keinen Platz für Schönheit, Emotionen und das Wunderbare. Das ist natürlich völliger Unsinn, aber viele Menschen sehen die Wissenschaft tatsächlich so (Ich habe darüber früher schon mal geschrieben). Sie haben das Gefühl, dass die Erklärungen, die die Wissenschaft für die Phänomene dieser Welt liefert, diese irgendwie “entzaubert”; ihnen die Faszination und die Schönheit nimmt.
Mit meinem Blog probiere ich jeden Tag zu demonstrieren, dass genau das Gegenteil richtig ist. Wissenschaft nimmt der Welt nichts; Wissenschaft fügt ihr nur etwas hinzu: Erklärungen und Verständnis. Wenn aber etwas ohne Erklärung schön ist: Wie kann das Hinzufügen von Verständnis diese Schönheit verringern? Der Physiker und Nobelpreisträger Richard Feynman hat das wunderbar ausgedrückt, als es um die Frage ging, ob jemand, der eine Blume wissenschaftlich untersucht, ihre Schönheit noch würdigen kann:
“Ich verstehe nicht, wie eine Blüte an Schönheit verlieren soll, wenn wir sie untersuchen. Es kommt immer nur Schönheit hinzu.”
Genau darum geht es. Der Geist sieht soviel mehr als das Auge. Wenn wir eine Blume untersuchen, dann sehen wir mehr als wir nur durch eine simple Betrachtung entdecken können. Wir verstehen, warum die Blume so aussieht, wie sie es tut. Wir verstehen, wie sie im Laufe der Evolution und im Zusammenspiel mit der Evolution anderer Lebewesen genau so geworden ist, wie sie heute aussieht. Wir verstehen, wie sie blüht, wie sie sich fortpflanzt, wie sie vergeht und wie aus kleinen Keimen und Samen neue, wunderschöne Blumen entstehen.
Der englische Kabarettist Robin Ince hat das in einem sehenswerten TED-Talk treffend ausgedrückt: “All the magic is being replaced by something as wonderful. (…) Understanding does not remove the wonder and the joy” Über die Welt Bescheid zu wissen, ist mindestens genauso schön und wunderbar wie die Welt selbst. Wer tatsächlich die Dinge weniger wertschätzt, nur weil er sie verstanden hat, der hat einen eingeschränkten Sinn für Schönheit. Schaut euch den Vortrag von Ince am besten selbst an:
Mir gefällt auch sehr gut, was Ince am Schluss sagt. Er zitiert den Physik-Nobelpreisträger Steven Weinberg: “The more the universe seems comprehensible, the more it seems pointless.”. Je mehr wir das Universum verstehen, desto zweckloser erscheint es. Aber das ist kein Grund, in Nihilismus zu verfallen, wie Ince sagt:
“I am glad, the universe is pointless. It means, if I get to the end of my life, the universe can’t tend to me and say ‘What have you been doing you idiot. That’s not the point’. I can make my own purpose! You can make your own purpose. We have the individual power to go ‘This is what I want to do!’ And in a pointless universe that, to me, is a wonderful thing.”
Wir können selbst entscheiden, was wir mit unserer Zeit im Universum anfangen wollen! Ich persönlich finde, dass es keine schlechte Idee ist, die Zeit mit dem Versuch zu verbringen, die Welt zu verstehen. Und dabei herauszufinden, wie schön sie ist.
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