Eine Supernova ist eine wirklich gewaltige Explosion. Sie findet statt, wenn ein großer Stern am Ende seines Lebens in sich zusammenfällt. Das Licht das dabei entsteht kann den Stern kurzfristig enorm hell erscheinen lassen. Dort, wo eben noch nur Dunkelheit am Himmel war, ist plötzlich ein neuer Stern aufgetaucht! Die Supernovae haben die Astronomen schon immer fasziniert, und man findet in den alten Texten viele Aufzeichnungen darüber. 1054 berichtet ein chinesischer Astronom über einen neuen Stern am Himmel; 1572 sah Tycho Brahe eine Supernova und 1604 entdeckte auch Johannes Kepler eine. Solche Aufzeichnungen sind natürlich gut. Wenn sie verlässlich sind jedenfalls… ansonsten bleiben den Astronomen nur die Überreste des explodierten Sterns um herauszufinden, wann die Supernova stattgefunden hat. Das funktioniert; man kann zum Beispiel beobachten wie schnell sich die Reste bewegen und dann zurückrechnen, wann die Explosion begonnen hat. Es ist aber immer gut, wenn man mehrere Methoden hat. Dann kann man Ergebnisse unabhängig bestätigen bzw. die Methoden verbessern. Deswegen schauen die Astronomen nicht nur in den Himmel, sondern auch tief in den Boden. Sie analysieren Eisbohrkerne aus den Polargebieten…
Dicke Eisschichten sind eine wunderbare Sache! Das Eis speichert jede Menge Informationen. Alles was sich in der Luft befindet, wird auch im Eis eingeschlossen und dort oft Jahrtausende konserviert. Ob das nun Staub und Asche von längst vergangenen Vulkanausbrüchen ist oder Pollen längst ausgestorbener Pflanzen: Forscher finden im ewigen Eis alle möglichen interessanten Dinge. Manchmal sogar welche, die nicht von dieser Welt sind – denn auch Meteoriten werden dort sicher aufbewahrt. Das Eis liefert aber auch noch andere astronomischen Informationen.
Wenn auf der Sonne eine sehr starke Eruption stattfindet und große Menge an geladener Teilchen des Sonnenplasmas ins All geschleudert werden, dann können die auf die Erde treffen. Dort tun sie uns nichts, weil uns das Magnetfeld abschirmt. In der Nähe der Pole können die Teilchen aber etwas näher an den Erdboden gelangen und in der Atmosphäre mit den Molekülen der Luft reagieren. Es entstehen dann spezielle Gase, die sich – so wie der Rest der Luft auch – im Eis einlagern. Eine genaue Analyse kann sie Jahrhunderte später in Eiskernen nachweisen. Die Sonnenaktivität der Vergangenheit kann man also in den Bohrkernen nachlesen! Kosmische Strahlung, die mit der Erdatmosphäre reagiert (keine Angst, es geht hier um ganz geringe Mengen) entsteht auch bei Supernova-Explosionen – auch sie lassen sich deswegen im Eis der Polargebiete identifizieren und vor allem datieren!
Wie das mit der Datierung von Supernovae in Eisbohrkernen genau funktioniert, erklärt Professor Gisela Dreschoff von der Uni Kansas in diesem schönen Video:
Ich bin ja vor allem immer wieder von der Kreativität der Astronomen beeindruckt. Die Sterne sind alle so unheimlich weit weg. Im Gegensatz zu den meisten anderen Wissenschaften können die Astronomen ihre Forschungsobjekte nicht aus der Nähe betrachten. Sie können sie nicht aufschneiden, sezieren oder an Messgeräte anschließen. Für die Astronomen gilt das, was in (schlechten) Museen überall steht: “Nur schauen, nicht anfassen!”. Und trotzdem haben sie es im Lauf der Zeit geschafft, aus dem bisschen Licht, dass uns auf der Erde erreicht, wahnsinnig viel Informationen heraus zu holen. Wir können die Sterne aufschneiden und an Messgeräte hängen! Und wir haben völlig andere Wege gefunden, den Himmel zu erforschen. Zum Beispiel durch eine Analyse des Meeresbodens. Oder eben, in dem wir das Eis an den Polen untersuchen… Wissenschaft ist cool!
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