An den Universitäten laufen jede Menge Dinge nicht so, wie sie laufen sollen. Ich habe die Bildungspolitik in Österreich und Deutschland hier schon sehr oft kritisiert. Es überrascht mich daher überhaupt nicht, dass die Studentinnen und Studenten weiterhin unzufrieden sind. Und dass sie etwas gegen die Missstände unternehmen wollen. Nur warum fällt den Leuten seit Jahrzehnten nichts besseres ein, als Hörsäle zu besetzen? Was bringt die Besetzung von Hörsälen und Universitätsgebäuden? Nichts!

Ich habe über dieses Thema schon früher geschrieben, als 2009 überall in Österreich und Deutschland der Bildungsstreik stattfand. Auch da wurden Unis besetzt. Und auch da habe ich schon gesagt, dass ich diese Form des Protests für nicht sehr wirksam halte. Und mich darüber geärgert, dass die Studenten so unkreativ sind und immer wieder zu Besetzungen greifen, wenn sie ihre Unzufriedenheit äußern wollen.

Gestern haben Studenten des Studiengangs “Internationale Entwicklung” in Wien – wenig überraschend – den großen Hörsaal der Universität besetzt. Das ist deswegen wenig überraschend, weil das Bachelorstudium “Internationale Entwicklung” nur vier Jahre nach seiner Einführung wieder abgeschafft werden soll. Natürlich sind die Studenten darüber verärgert und wollen protestieren. Sie haben das Rektorat gestürmt und danach das Audimax besetzt. Natürlich kam, was kommen musste: die Polizei hat das Audimax wieder geräumt.

Was bringt das? Es bringt natürlich Aufmerksamkeit. Eine Besetzung von Unigebäuden ist trotz ihrer mangelnden Originalität in den Medien immer noch für einen Bericht gut. Aber ist es die Aufmerksamkeit, die man haben will? Denn ich vermute, dass diese Art von Protest bei der breiten Bevölkerung eher negative Gefühle weckt. Nicht bei den Studenten natürlich! Aber die wissen sowieso schon über die Missstände bescheid! Die muss man nicht mehr überzeugen. Es wäre allerdings enorm wichtig, auch den Rest der Bevölkerung auf seiner Seite zu wissen. Als Student (und ich spreche aus eigener Erfahrung) neigt man dazu, die Bedeutung der Universität zu überschätzen. Wer jahrelang an einer Hochschule studiert und dort im wesentlichen sein Leben verbringt, seine Freunde hat und findet, dem fällt es oft schwer zu realisieren, dass es da draußen ganz viele Menschen gibt, die die Universität bestenfalls von außen kennen und mit dem ganzen universitären Mikrokosmos nichts am Hut haben. Diese Leute haben keine Ahnung von dem, was dort passiert und den Problemen der Studenten (und auch den Problemen der Hochschulmitarbeiter). Diese Leute erreicht man weder mit Demonstrationen und schon gar nicht mit Besetzungen. Ganz im Gegenteil. Da erzeugt man nur Antipathie: “Faules Studentenpack! Die sollen lieber was lernen anstatt Hörsäle zu besetzen und in der Gegend herum zu demonstrieren!”

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Vor 11 Jahren habe ich auch noch mit Begeisterung gegen alles mögliche demonstriert. Geändert hat sich dadurch nicht viel…

Aber warum muss man unbedingt die Öffentlichkeit überzeugen? Reicht es nicht, wenn man auf der Uni ordentlich Wirbel macht und dem Rektor auf die Nerven geht? Nein, das reicht nicht – denn Studenten haben keine Lobby! Studenten können streiken, so viel sie wollen. Es interessiert niemanden, weil es keine Auswirkungen außerhalb der Universität hat. Wenn die Lokführer, die Fluglotsen oder die Müllabfuhr streikt, dann merkt das jeder. Dann ist jeder betroffen und jeder muss sich dann auch eine Meinung zu der Thematik bilden. Streikende Studenten sind dem Großteil der Bevölkerung völlig egal. Ob die jungen Leute in der Uni sitzen und lernen, auf der Straße demonstrieren oder im besetzen Hörsaal mit der Polizei Verstecken spielen interessiert niemanden außerhalb der Uni. Solange die Studenten aber keine Lobby haben, ist es enorm schwer, ihre Forderungen auch durchzusetzen. Wenn die Müllabfuhr streikt und sich den Städten wochenlang der Müll auf den Straßen stapelt, dann kann die Politik das nicht ignorieren. Und wenn sie es doch tut, dann wird sie von der unzufriedenen Bevölkerung sehr schnell auf diesen Fehler hingewiesen. Streikende Studenten kann die Politik aber sehr wohl ignorieren – weil sich außer den Studenten niemand dafür interessiert.

Daher ist es enorm wichtig, dass die Studenten endlich mal ein bisschen einfallsreicher werden, wenn es darum geht, ihre berechtigte Unzufriedenheit mit dem Status Quo zu äußern! Wenn der Studiengang “Internationale Entwicklung” abgeschafft werden soll, dann stürmt keine Rektorate und Hörsääle – sondern geht in die Fußgängerzonen oder zu den Medien und erklärt dort, warum es für die Gesellschaft wichtig ist, dass Leute weiterhin diese Ausbildung bekommen können! Warum soll sich irgendwer dafür interessieren, ob ein Studiengang bleibt oder abgeschafft wird, wenn niemand eine Ahnung hat, wozu dieses Studium überhaupt gut ist? Der Wissenschaftsanalphabetismus ist weit verbreitet. Die Menschen haben oft keine Ahnung, was an den Unis passiert und warum es wichtig ist, dass es Wissenschaftler und Studenten gibt. Das Bild vom Forscher im Elfenbeinturm, der sich mit irgendwelchen obskuren Dingen beschäftigt, die mit dem normalen Leben nichts zu tun haben, ist immer noch weit verbreitet. Ebenso das Bild des faulen Studenten, der erst Mittags auf der Uni auftaucht und dort mit seinen Kommilitonen nur Bier trinkt und dumm rum labert. Beide Bilder sind natürlich dumme Vorurteile. Aber Studenten, die Hörsäle besetzen tun nicht viel, um dieses Bild zu ändern.

Man muss die Unzufriedenheit mit den Bedingungen auch außerhalb der Hochschule kommunizieren. Man muss die Universität zu den Menschen bringen. Ihnen zeigen, dass das, was dort passiert, wichtig für alle ist! Macht öffentliche Vorlesungen (das geht auch gut ohne Professoren, falls die keine Lust dazu haben)! Macht Öffentlichkeitsarbeit! Das lohnt sich auch, wenn gerade keine Protestaktionen anstehen… Wartet nicht darauf, bis die Uni mal wieder eine Lange Nacht der Forschung oder einen Tag der offenen Tür organisiert, sondern denkt euch selbst ein paar Projekte zur Öffentlichkeitsarbeit aus. Erklärt den Leuten, warum eure Forschung wichtig ist! Dann verstehen die Menschen vielleicht auch besser, warum ihr unzufrieden mit den Bedingungen an der Uni seid. Warum sich etwas ändern muss. Und warum sie diesen Protest unterstützen sollten!

Die Besetzung eines Hörsaals ist unzweifelhaft ein schönes Abenteuer und eine interessante Auflockerung des Studienalltags. Aber ich bezweifle stark, dass dadurch irgendwas verändert werden kann. Liebe Studenten: Seid in Zukunft doch mal ein wenig kreativer!

Kommentare (70)

  1. #1 Birgit
    20. April 2012

    Was 11 Jahre ist das Foto schon her?? HUIIII!!
    Ja es stimmt leider, dass die breite Öffentlichkeit nur das Klischee des “faulen” Studenten im Blickfeld hat. Auch das Wissen zu den einzelnen Studiengängen ist oft nur sehr lückenhaft vorhanden. Ein oft gehörtes Zitat war: “Na einen Arzt braucht man, aber wozu braucht man Astronomen, die kostet nur Steuergelder und es bringt nichts…”

  2. #2 Artem
    20. April 2012

    Eine kleine Anekdote:

    An einer technischen Uni wollten irgend welche Leute zu irgendeinem Thema das Audi Max besetzen. Jedoch haben sie eine der schlechtesten Zeitpunkte dafür ausgewählt. Technische Mechanik wo größtenteils Maschinenbauer drin saßen. So schnell wie die Protestler drin waren, waren sie auch wieder draußen. Die Vorlesung wurde nicht mehr als für paar Minuten unterbrochen.
    Das fand ich sehr interessant damals.

    PS. Meine volle Zustimmung zum Kommentar. Die Wirkung von solchen Protesten wird allgemein überschätzt.

  3. #3 Theres
    20. April 2012

    Ach seufz … früher … war es genauso (und ich meine länger her als 11 Jahre).
    Auch die öffentliche Meinung ist nicht besser geworden, seit ich studiert habe, nur dass mehr Studiengänge hinzukamen. Wie deprimierend, dass sich nichts an der Vorgehensweise änderte – dabei gab es durchaus Aktionen an Unis, die nicht spektakulär aber einfallsreicher waren, inklusive Mitschreiben an einer neuen Studienordnung und die etwas verbesserten, kurzfristig jedenfalls. Vorbilder waren wir anscheinend nicht 😉

  4. #4 MartinB
    20. April 2012

    “Aber ich bezweifle stark, dass dadurch irgendwas verändert werden kann.”
    Zumindest hier in Niedersachsen wurden wegen der Studi-Proteste einige Regeln für Bachelor-Master-Studiengänge geändert und einige sehr starre Vorschriften gelockert (in Braunschweig zum Beispiel gab es bei zu wenig Leistungspunkten eine Zwangsexmatrikulation, die ist nach den Protesten abgeschafft worden).

  5. #5 Martin
    20. April 2012

    Besetzung des Hörsaals am 20. April? Und Erstürmung durch die Polizei?
    Das hätte es am früher nicht gegeben.

    Da war frei.

    (Nur weiter so mit dem Protest, wir haben korrupte Universitäten)

  6. #6 Birgit
    20. April 2012

    In Wien gab es während meiner Studienzeit in einem Semester öffentliche Vorträge, also z. B. die Vorlesung Himmelsmechanik mitten in einer großen U-Bahn/Straßenbahnstation. Das hat zumindest bei einigen Passanten Interesse ausgelöst und hat nicht sofort die diversen Klischees bedient.

  7. #7 maxfoxim
    20. April 2012

    “Ebenso das Bild des faulen Studenten, der erst Mittags auf der Uni auftaucht und dort mit seinen Kommilitonen nur Bier trinkt und dumm rum labert.” kommt doch sehr aufs Studienfach an ;=)

    Aber mal Spaß beiseite. Eins ist ja merkwürdig, sobald man die Uni verlassen hat, interessiert einen der Unialltag und seine Probleme nicht mehr. “Mir doch jetzt egal”. Wenn man es allerdings schaffen könnte, dass die Solidarität über den Abschluß hinausgeht, könnte man sicherlich einiges erreichen. Denn der Pilot, Theaterangestellte oder Steuerberater war ja auch mal Student… DANN wären die Fordungen bestimmt sehr schnell erfüllt, wenn auch nur 1% aller Akademiker streiken würde.

    Bei uns haben sie auch mal eine Vorlesung gestürmt, Theoretische Physik 2, hat auch nicht lange gedauert, dann waren sie wieder draußen… Zum Glück!!!

  8. #8 maxfoxim
    20. April 2012

    @ Birgit, bei solchen Protesten würde selbst ich mal mitmachen 🙂 Das hat wenigstens mal was kreatives.

  9. #9 Tim
    20. April 2012

    Recht hast du! Einfache Besetzungen bringen rein gar nichts. Kreativer Protest und das Einbinden der Öffentlichkeit können da viel mehr erreichen.
    Das sieht man sehr schön am Beispiel der Uni Lübeck.

    Lübeck kämpft für seine Uni

  10. #10 bazille2003
    20. April 2012

    Witzig ich denke das ich irgendwo schräg hinter dir gestanden bin. Wie auch immer , diese Aktionen sind wie du richtig bemerkt hast sinnlos.
    Ich dachte zuerst das Internationale Entwicklung eine Studentengruppierung ist . Ich hab dann nachgelesen um was es in dieser mir wirklich völlig unbekannten Studienrichtung geht. Ich kann mich noch gut an unsere öffentlichen Vorlesungen in Franz Joseph Bahnhof erinnern ( Zoologie) , und das feedback war damals eigentlich recht positiv. Leider glaube ich die Leute werden wirklich ein Problem beim vermitteln ihrer Studieninhalte haben. Ich darf die Uni Homepage zitieren :

    Das Institut für Internationale Entwicklung der Universität Wien legt in Lehre und Forschung seinen Schwerpunkt auf die transdisziplinäre Analyse und kritische Reflexion globaler Ungleichheitsverhältnisse. Es befasst sich mit Theorien und Ansätzen sozialer, politischer, wirtschaftlicher und kultureller Entwicklungen in internationaler Perspektive.

    und unter Forschungsschwerpunkte:

    Die Forschungstätigkeiten des Instituts stellen thematisch eine Kontinuität und Weiterentwicklung der bisherigen Forschungsschwerpunkte des Projekts Internationale Entwicklung dar. Sieben transdisziplinäre Teams behandeln die Felder Transnationalisierung und Entwicklung; Menschenrechte und Rechtsdiskurse; Körperpolitiken, Gender, Sexualität; Geographic and Political Determinants of Economic Development; Staat und Staatlichkeit im globalen Süden; „Bridging Research and Policy“ und Rassismus und Entwicklungszusammenarbeit aus unterschiedlichen Zugängen und Perspektiven

    Wer das der Bevölkerung vermitteln kann der ist wirklich gut. Da halt ich einfacher einen Vortrag über angewandte bakterielle Systematik

  11. #11 Martin
    20. April 2012

    Besetzungen sind die einzig sinnvolle Maßnahme um der zunehmenden Enteignung der an sich öffentlichen Universitäten durch einen braunen Sumpf entgegenzusteuern.
    Die Besetzung soll ja dem Eigentumsanspruch bewust entgegenwirken. Da nützt es gar nichts, wenn man die Universität verlässt und woanders protestiert.
    Die Besetzung richtet sich wie immer auch nicht gegen vielleicht gerade gestörte Studenten, die sich nicht daran beteiligen wollen. Auch nicht gegen die am Vortragen gehinderten Vortragenden. Die müssen das einfach aushalten (und davon bin ich überzeugt).

    Vielmehr richten sie sich gegen das Rektorat, daher wurde auch dieses besetzt, weil dieses zuwenig gegen die braunen Machenschaften an anderer Stelle unternimmt.

    Ich habe größtes Verständnis für diese Aktion. Und große Sorge vor dem braunen Sumpf an den untergeordneten Schaltstellen.

  12. #12 A. Schaffar
    20. April 2012

    Das unkreative an den Besetzungen war auch bei jedem Streik Thema und vielfach versucht zu durchbrechen. Ich erinnere mich an Vorlesungen in der Ubahn, im Jonas Reindl usw.. Sogar der damalige Rektor Ebenbauer hat eine seiner LVs ins Freie verlegt. Die Besetzungen sind sowas wie ein traditioneller Reflex. 😉 Ich war 96 beim Streik aktiv und hab als Lehrende in den letzten 10 Jahren so einige erlebt. Mein Eindruck ist dass ein Teil der Leute das Besetzen als Teil des Streikrituals brauchen. Durchsetzen lässt es sich als aktionistischer Teil wesentlich schneller als alle Alternativkonzepte. (Was haben wir damals nicht alles versucht um Schema F zu verhindern. ;))

    Die.Reaktion des Rektorats diesmal ist allerdings derb, die an die MitarbeiterInnen versendete Mail ziemlich derb in den Formulierungen und heute gleich die ganze Uni zu sperren, ist eine Reaktion die es so noch nie gab. Bin gespannt wie es nächste Woche bei meinen BlockLVs aussieht. Ich hab ganz und gar nix dagegen das Thema in die LVs zu integrieren. Als.Kommunikationswissenschafterin hab ichs da aber auch leicht. 😉

  13. #13 Martin
    20. April 2012

    @Florain Freistetter:

    Vor 11 Jahren habe ich auch noch mit Begeisterung gegen alles mögliche demonstriert. Geändert hat sich dadurch nicht viel…

    Das kannst Du doch gar nicht wissen? Hast Du Kenntnis von einer Parallelwelt, in der Du damals nicht demonstriert hast? Vielleicht wäre alles noch viel schlimmer gekommen? So wie jetzt eben?

  14. #14 roteswasser
    20. April 2012

    “Faules Studentenpack! Die sollen lieber was lernen anstatt Hörsäle zu besetzen und in der Gegend herum zu demonstrieren!”

    “anstatt Hörsäle zu besetzen” – das lässt sich nunmal immer sagen. Da ist das große Manko. Das geht ja schon unter Studierenden rum. Da gibts BWL’er und ähnliche Konsorten, die ihr 6-Semester-Ding durchziehen, Manager of anything werden und fertig sind. Die sind glücklich mit ihrem Fließband-Ausbildung-erledigen. Und das ist ja auch der allgemeine Zeitgeist.
    Wer sich in irgendeiner Form gegen bestehende Verhältnisse auflehnt, verschwendet seine Zeit. Denn: Bringt ja eh alles nix. Die Leute fügen sich und erwarten das gleiche von allen anderen. Da bringen auch kreativere Protestformen nichts, oder “Öffentlichkeitsarbeit”. Bleibt für den durchschnittlichen Michel ALLES Zeitverschwendung.

  15. #15 Grüse
    20. April 2012

    @Martin: Brauner Sumpf – ehrlich jetzt? Klingt mir ziemlich nach Verschwörungstheorie. Aber wenn Du Beweise (oder auch nur konkrete Anhaltspunkte) dafür hast, dass deutsche Unis von Nazis unterwandert werden, geh’ bitte zur Polizei.

    Ich gebe Florian recht: Solche Aktionen bringen außer öffentlichem Unmut kaum etwas ein, selbst wenn es berechtigte Anliegen von Seiten der Studenten gibt. Finde es halt etwas lustig, dass so wenige Leute Bock haben, sich in der Hochschulpolitik zu betätigen (bei uns zumindest) und ernsthafte Arbeit reinzustecken um etwas zu verbessern – aber frei machen und protestieren weil alles Scheiße ist, das geht immer.

  16. #16 Florian Freistetter
    20. April 2012

    @Martin: “Besetzungen sind die einzig sinnvolle Maßnahme um der zunehmenden Enteignung der an sich öffentlichen Universitäten durch einen braunen Sumpf entgegenzusteuern.”

    Es geht hier nicht um irgendwelche Enteignungen oder einen “brauen Sumpf”. Es geht um bildungspolitische Probleme und Möglichkeiten, darauf aufmerksam zu machen und Veränderungen zu erreichen.

    “Vielmehr richten sie sich gegen das Rektorat, daher wurde auch dieses besetzt, weil dieses zuwenig gegen die braunen Machenschaften an anderer Stelle unternimmt.”

    Komisch, und ich dachte es geht um die Einstellung des IE-Bachelorstudiums…

    “Ich habe größtes Verständnis für diese Aktion. Und große Sorge vor dem braunen Sumpf an den untergeordneten Schaltstellen. .”

    Ich habe auch Verständnis für die Studenten. Ich denke halt nur, dass sie so nichts erreichen. Und hör mit deinem “braunen Sumpf” auf, das hat nichts mit dem Thema zu tun.

  17. #17 Florian Freistetter
    20. April 2012

    @A.Schaffar: “) Ich war 96 beim Streik aktiv und hab als Lehrende in den letzten 10 Jahren so einige erlebt. “

    Ja, 1996 war auch meine erste Demo; gleich im ersten Semester… Tja – am Sparpaket hat das nichts geändert und die Studiengebühren sind später trotzdem gekommen…

  18. #18 noch'n Flo
    20. April 2012

    @ FF:

    das Bild des faulen Studenten, der erst Mittags auf der Uni auftaucht

    Wer hat Dir gesteckt, wie ich mein Studium verbracht habe?!? 😉

  19. #19 noch'n Flo
    20. April 2012

    @ Martin:

    WTF?!?

  20. #20 Grüse
    20. April 2012

    Grundsätzlich ist es natürlich sinnvoll, sich gegen Mißstände zu wehren. Problematisch finde ich aber eine Grundstimmung “Ich habe ein Recht auf dies oder jenes” – diesen “sense of entitlement”.

    Ich bin auch kein Freund des Karrierestudiums in 6 Semestern und dann Porsche fahren, genausowenig wie ich ein Freund von 300 Leuten in einem viel zu kleinen Hörsaal bin. Aber man kann als Student auch nicht erwarten, nichts zu bezahlen (während man im Prinzip von den gesellschaftlich Unterprivilegierten, z.B. Handwerkergesellen, finanziert wird) und dann auch noch die Hochschule als reinen Dienstleister zu sehen, der gefälligst für die eigene Ausbildung zu sorgen hat. Das hat nichts mit einem Recht auf Bildung zu tun, und mit so einer Grundeinstellung ist es generell im Leben schwierig.

  21. #21 maxfoxim
    20. April 2012

    “Ich bin auch kein Freund des Karrierestudiums in 6 Semestern und dann Porsche fahren”

    Bei welchem Studium kann man denn nach dem 6 Semester Porsche fahren? Dann schreibe ich mich nämlich noch um 😉

    Gebe dir aber bei dem was du geschrieben hast, vollkommen recht. Man möchte möglichst das Beste haben, aber Geld dafür bezahlen ist nicht drin. Diese Einstellung führt leider auf kurz oder lang ins verderben…

  22. #22 roteswasser
    20. April 2012

    “Das hat nichts mit einem Recht auf Bildung zu tun, und mit so einer Grundeinstellung ist es generell im Leben schwierig.”

    Gleiches empfinde ich bei Kindern. Auch diese haben den sense of entitlement. Das Kinderarbeit nicht mehr vorhanden ist, liegt nur an den verlotterten Werten. Um 1800 herum gab es sie noch. Das sollte man wieder einführen. Warum sollte sich der Staat auch um die Bildung seiner Bürger kümmern?

    Also: Schulgebühren einführen und Kinder ans Band. Das fördert den Wettbewerb, sichert Arbeitsplätze und ist somit gut für uns alle.

  23. #23 Grüse
    20. April 2012

    “Ich bin auch kein Freund des Karrierestudiums in 6 Semestern und dann Porsche fahren”

    Bei welchem Studium kann man denn nach dem 6 Semester Porsche fahren? Dann schreibe ich mich nämlich noch um 😉

    Ich gebe zu, dass das in 6 Semestern wahrscheinlich selbst bei BWLern in den seltensten Fällen klappen dürfte 🙂

    Was ich natürlich meinte war der stereotypische Karrierestudent, der nach seinem mittelmäßigen BWL-Studium dank Papas Beziehungen mit 24 als Juniormanager in einem Rüstungskonzern einsteigt, jegliche Moral über Bord wirft, mit 30 mehrfacher Millionär und dreimal geschieden ist und nach fünf Burnouts mit 45 in Rente geht. Mit 60 wird er dann entweder in einer heruntergekommenen Prostituiertenwohnung tot aufgefunden oder ist Politiker (oder Börsenspekulant mit Koksproblem).

    DAS war gemeint 🙂

  24. #24 Grüse
    20. April 2012

    “Das hat nichts mit einem Recht auf Bildung zu tun, und mit so einer Grundeinstellung ist es generell im Leben schwierig.”

    Gleiches empfinde ich bei Kindern. Auch diese haben den sense of entitlement. Das Kinderarbeit nicht mehr vorhanden ist, liegt nur an den verlotterten Werten. Um 1800 herum gab es sie noch. Das sollte man wieder einführen. Warum sollte sich der Staat auch um die Bildung seiner Bürger kümmern?

    Also: Schulgebühren einführen und Kinder ans Band. Das fördert den Wettbewerb, sichert Arbeitsplätze und ist somit gut für uns alle.

    Genau das wollte ich damit sagen, Du hast mich absolut richtig verstanden.

  25. #25 maxfoxim
    20. April 2012

    @ Grüse
    du hast es echt schwer, ständig verstehen dich alle falsch 😉

    Bei deiner Aufzählung hast du noch was vergessen. Er hat auch zeitweise für die GEMA gearbeitet. DANN würde es perfekt passen 😛

  26. #26 BK
    20. April 2012

    Sorry, aber ich kann dem Artikel nicht zustimmen. Klar ist die Besetzung von Hörsälen nicht besonders kreativ. Trotzdem habe ich das so kennengelernt, dass die Besetzung immer nur ein Aspekt des Protests war. Der AStA hat bei uns auch immer massiv Öffentlichkeitsarbeit gemacht. Die Besetzung der Hörsäle war auch eher nach innen gerichtet, sprich gegen die Universitätsleitung, die massive Probleme einfach schulterzuckend in die Schublade gesteckt haben.
    Ich kann mich noch gut daran erinnern, als unser Unikanzler die Bildungsministerin Doris Ahnen eingeladen hatte..gerade zur Hochphase der Proteste. Aber nicht etwa deswegen, sondern zur Eröffnung eines Sonderforschungsbereiches. Und sich öffentlich hinstellte und behauptete, unsere Uni hätte keine Probleme und die Proteste seien ungerechtfertigt. Dass er uns da nicht als Studentenpack bezeichnet hat war auch gerade alles. Es ist natürlich kein Problem, 16000 Studenten an einer Universität zu haben, die bautechnisch auf knapp 10000 ausgelegt ist.
    Danach gab es massive Proteste seitens der Studierenden inkl. Hörsaalbesetzungen..und erst danach wurde die Universitätsleitung aktiv.
    Manchmal haben Studenten halt auch universitätsintern keine Lobby…und da halte ich solche Streiks für ein probates Mittel.

    Im Übrigen wurden ja beim letzten Bildungsstreik nicht nur Hörsäle besetzt, sondern es gab auch Öffentlichkeitsarbeit in Form von Publikationen und Streuartikeln, nicht zu vergessen die Großdemonstrationen.

    Die Frage ist halt auch, wie man der Öffentlichkeit diese Probleme an den Unis bewusst macht. Stellt man sich in die Fußgängerzone und verteilt Flyer? Das interessiert nun wirklich niemanden.

  27. #27 Florian Freistetter
    20. April 2012

    @BK: “Die Frage ist halt auch, wie man der Öffentlichkeit diese Probleme an den Unis bewusst macht. Stellt man sich in die Fußgängerzone und verteilt Flyer? Das interessiert nun wirklich niemanden. “

    Flyer sind genauso unoriginell wie Demos oder Besetzungen. Aber die Fußgängerzone ist schon der richtige Ort! Denn da ist “die Öffentlichkeit” wesentlich öfter anzutreffen als in Hörsälen. Man muss sich halt ein paar originelle Aktionen überlegen…

  28. #28 roteswasser
    20. April 2012

    @Grüse:

    Na, dann erklären sie doch mal, was sie meinen.

    Der Staat hat aus meiner Sicht dafür zu sorgen, dass seine Menschen gut ausgebildet sind, und jeder ohne finanzielle Unterstützung dies auch erreichen kann. Er hat auch ein Interesse daran (sozialer Frieden, funktionale Teilung der Arbeit…). Wie oft betonen denn die Politiker den achsotollen Wissenschaftsstandort?

    Ich sehe da nicht ihr Problem, mit dem “Recht auf Bildung”. In gewissem Sinne hat man als Staatsbürger Recht auf alles, aber auch Recht auf nichts. So manch Libertärer sagt ja, der Bürger solle nur Abgaben für militärischen Grenzschutz zahlen, für alles andere kann der Bürger ja einzeln Versicherungen abschließen usw. – ich bin ganz sicher kein Kommunist, aber mir fallen spontan nicht viele negative Auswirkungen einer gut gebildeten Gesellschaft ein. (ok, Uni ungleich gute Bildung). Es hat doch eher positive Effekte des Staates, wenn er seine Bürger gut ausbildet. Stimmen sie mir da zu?

  29. #29 maxfoxim
    20. April 2012

    “Es ist natürlich kein Problem, 16000 Studenten an einer Universität zu haben, die bautechnisch auf knapp 10000 ausgelegt ist.”

    Nur ne Frage: Warum hast du da studiert, bzw die 6000 anderen, obwohl sie wussten es ist überfüllt? Ich kenne ja nicht die ganze Geschichte aber für mich klingt das jetzt so als wenn du sagst, ich gehe in die Höhle des Löwen, aber gefressen werden will ich nicht :/

    Womit ich nicht sagen möchte, dass Unis fehlerfrei sind!!!

  30. #30 Chris
    20. April 2012

    Meine Erfahrung sagt mir, dass man selbst mit “orginellen” Aktionen wenig erreicht – Inhalte sind schwer zu vermitteln. Bildungspolitik ist kein zu einfaches Feld – und das da etwas im Argen liegt ist vielen bewusst. Denjenigen, denen das nicht bewusst ist, bringt man es auch nicht mit Theater, Kunst, Märkten, Zeitungsartikeln, Podiumsdiskussionen oder ähnliches bei.
    Das wichtigste an einer Hörsaalbesetzung ist meiner Meinung nach die Schaffung eines allgemein zugänglichen Freiraums für alle Studenten (was gerade bei nicht-Campusunis wichtig ist) und ein Katalysatoreffekt für den Protest. An meiner Uni haben sich vor ein paar Jahren etliche hochschulpolitische Gruppen gebildet, auch einige andere Gruppen wie die Amnesty-Hochschulgruppe hatte etwas Zulauf.

    Neben allgemeinem Wissenschaftsanalphabetismus ist noch ein ganz anderes Problem ist immer noch unser Ständesystem im Handwerk. “Wenn ich für meinen Meister zahle, dann können auch Studenten zahlen” ist eine weit verbreitete Ansicht – dass es sich dabei um ein abgekartetes Spiel zwischen Handwerksverband/-lobbismus und Politik handelt, wird dabei gar nicht bedacht oder ist nicht bekannt.

    Alles in allem ist Bildungspolitik für den Alltag des Bürgers ein zu kleines, unbedeutendes und entferntes Feld, um erfolgreich viele Bürger einbinden zu können. Es ist schon schwer genug, mehr als 15-20% der Studierenden dazu zu bringen, sich aktiv zu beteiligen, obwohl sie für ein paar Jahre direkt betroffen sind.

  31. #31 Martin
    20. April 2012

    @Florian Freistetter
    Ich habe mir ernsthat auch immer die Frage gestellt was Astronomen eingentlich dazu beitragen , dass es den zukünftigen Generationen besser geht? Vielleicht kannst Du die Artikel ja vermehrt darauf konzentieren?

    Das Unwissen über die geschichtlichen Ereignisse (Hitlers Geburtstag 20.4.), die alljährlichen Aktionen der jungen SS gegen Studenten am Vorabend (Räumung 19.4. 22 Uhr) kann man ja verzeihen, allerdings versteht niemand warum dieses Datum überhaupt keine Rolle spielen soll. Den Verweis darauf habe ich ja gepostet, Du hast ihn offensichtlich nicht verstanden. Deshalb muss er aber nicht gleich gelöscht werden. Immerhin haben im gleichen Zeitraum die Umbenennung der Universitätsadresse im selben antisemitischen Hintergrund, das Outing von Professoren als Holocaust-Leugner und eine Lagerbildung, die an das Dritte Reich erinnern.

    Viel direkter ist jedoch der Inhalt dieses Studiums, das dem braunen Sumpf ganz sicherlich entgegensteht. Ein Schelm wer daran im Zusammenhang mit der plötzlichen Auflösung dieses Studiums denkt.

    Es ist klar, dass die Aktion vom 20. April zeitlich von den Studenten ausgelöst wurde, man hätte auch an einem anderen Tag in der gleichen Weise protestieren können. Wer allerdings von unorinellen Massnahmen spricht ist sich dessen vielleicht überhaupt nicht bewusst gewesen.

    Es geht in keiner Weise um orginelles Verhalten. Hier werden Existenzen zerstört.

  32. #32 Martin
    20. April 2012

    @maxfoxim:
    Ich muss zugeben, dass ich einen roten Porsche fahre. Allerdings habe ich auch viel länger als 6 Semenster studiert.

  33. #33 Radicchio
    20. April 2012

    hörsäle zu besetzen klingt ja beinahe noch sinnvoll im verleich zu heutigen protestfomen: camping gegen banking (occupy).

  34. #34 Grüse
    20. April 2012

    @roteswasser: Oha, jetzt wird es ernst, man siezt mich 🙂 SIE können mich ruhig duzen, wir stehen uns ja hier nicht vor Gericht gegenüber.

    Zunächst einmal: Ja, ich stimme Ihnen zu, gut ausgebildete Bürger sind im Interesse jedes Staates. Dass mehr investierte Steuergelder (über einer gewissen Grundversorgung) nicht unbedingt zu besseren Ergebnissen führen, hat Florian vor einigen Wochen bereits in einem Artikel beschrieben, bin gerade zu faul ihn rauszusuchen – aber sei’s drum, der Bildungspolitik sollte in jedem zukunftsorientierten Land eine hohe (auch finanziell hohe) Priorität zugedacht werden, ich denke da sind wir d’accord.

    Hier ging es aber nie um Schulbildung und Kinder, wie Sie es mit polemischer Sarkastik ausgedrückt haben, sondern eben um Hochschulbildung. Und an einer Hochschule sind die Studenten nun einmal Menschen im arbeitsfähigen Alter, die auf Kosten der (z.B. bereits seit dem 16. Lebensjahr) arbeitenden Bevölkerung eine Ausbildung genießen. Eine Ausbildung, die ihnen später erlaubt, Jobs zu übernehmen die erheblich besser bezahlt werden, als die Jobs derjenigen, von denen die Ausbildung zumindest teilweise finanziert wurde. Finden Sie es in diesem Licht fair, dass das Studieren in Deutschland (zumindest bei uns in NRW) kostenlos ist? Und selbst wenn ja: Was darf man als Student denn dann verlangen von der Uni? Hochmoderne Labore? 1 Professor auf 10 Studenten?

    Ich habe nicht gesagt, dass wir Studiengebühren wie in den USA einführen sollten, oder dass man sich nicht beschweren darf, wenn an der Uni was falsch läuft, Gelder versanden o.ä. – mein Problem ist nur eben diese Einstellung “Ich habe ein Recht auf die persönliche Betreuung durch einen Professor, und zwar sofort!”, verbunden mit der gleichzeitigen Weigerung, auch nur einen Cent des zweifellos hart ersparten eigenen Geldes für die Bildung auszugeben.

    Eine Hochschulbildung ist in meinen Augen ein Privileg, das natürlich möglichst jedem gewährt werden sollte wenn möglich, aber so sollte man es dann auch betrachten. Von Werten habe ich übrigens nie gesprochen, das müssen Sie in meinen Beitrag hineininterpretiert haben.

  35. #35 Florian Freistetter
    20. April 2012

    @Martin: “Du hast ihn offensichtlich nicht verstanden. Deshalb muss er aber nicht gleich gelöscht werden”

    Ich hab das deswegen gelöscht, weil Hitlers Geburtstag NICHTS mit dem Thema zu tun hat. Mag sein das du da irgendwelche Verschwörungstheorien bastelst, von Universitätsnazis die gegen wackere IE-Studenten kämpfen. Aber mach das bitte woanders.

  36. #36 Martin
    20. April 2012

    “Und an einer Hochschule sind die Studenten nun einmal Menschen im arbeitsfähigen Alter, die auf Kosten der (z.B. bereits seit dem 16. Lebensjahr) arbeitenden Bevölkerung eine Ausbildung genießen. Eine Ausbildung, die ihnen später erlaubt, Jobs zu übernehmen die erheblich besser bezahlt werden, als die Jobs derjenigen, von denen die Ausbildung zumindest teilweise finanziert wurde.”

    Studenten sind arbeitende Sklaven, die seit ihrem 16. Lebensjahr ganz ohne Gehalt Ideenlieferanten für die etablierten Eltie-Angestellten an den Wiener Universitäten sind. Natürlich werden sie schamlos ausgenutzt. Wer nicht bis zum Ende mitspielt erreicht nicht einmal einen Abschluss. Monarchistische Träume und die Nähe vieler Universitätsbediensteter zur rechten Szene sind das Rückgrat dieser Methodik. Korruption ist ein anderes.

  37. #37 Florian Freistetter
    20. April 2012

    @Martin: “Monarchistische Träume und die Nähe vieler Universitätsbediensteter zur rechten Szene sind das Rückgrat dieser Methodik. Korruption ist ein anderes. “

    Kannst du auch was anderes, als die Leute an der Uni als korrupte Nazis zu beschimpfen? Führ deinen privaten Feldzug woanders, aber nicht in meinem Blog! (Diese Anschuldigungen die nichts mit dem Thema zu tun haben sind mir schon im “Publikationszwang”-Artikel negativ aufgefallen). Reiß dich zusammen, oder du fliegst raus.

  38. #38 Martin
    20. April 2012

    @Floria Freistetter
    Das bestätigt ja nur meine Annahme, dass Du das ganz falsch verstanden hast. Der Tag ist von den Studenten gewählt worden und das bestimmt nicht zufällig. Sie werden damit gerechnet haben, dass ein nicht ganz kluger Rektor sofort die Polizei ruft und parallel zur traurigen Vergangenheit auch gleich Zwangsmaßnahmen setzt.
    Auch die Botschaft der Studenten erscheint mir verständlich. Ebenso wie die Inhalte dieses Studiums, das ja nun nicht mehr existieren soll.
    Im Übrigen ist das ganze sehr gut gelungen. Wenn man die braune Tendenz direkt anspricht, dann sieht man ja, was dabei herauskommt.

  39. #39 Florian Freistetter
    20. April 2012

    @Martin: “Das bestätigt ja nur meine Annahme, dass Du das ganz falsch verstanden hast. “

    Ich habe verstanden, dass du nicht anders kannst, als ständig die Universitätsmitarbeiter als braun und korrupt zu bezeichnen. Ohne irgendwelche Belege. Mach das woanders. Tschüß.

  40. #40 roteswasser
    20. April 2012

    @Grüse:

    Dann entschuldige ich mich für die Polemik.

    “Eine Ausbildung, die ihnen später erlaubt, Jobs zu übernehmen die erheblich besser bezahlt werden, als die Jobs derjenigen, von denen die Ausbildung zumindest teilweise finanziert wurde. Finden Sie es in diesem Licht fair, dass das Studieren in Deutschland (zumindest bei uns in NRW) kostenlos ist? Und selbst wenn ja: Was darf man als Student denn dann verlangen von der Uni? Hochmoderne Labore? 1 Professor auf 10 Studenten? ”

    Ja, sicher. Wobei ich da eher der Meinung bin, die Gelder nicht während der Ausbildung zahlen zu müssen. Das klingt nun auch wieder so böse, aber “Nebenjobs” für 400 Euro sollten Niedrig-Gebildeten “vorbehalten” bleiben. Das meinte ich zu Beginn mit funktionaler Arbeitsteilung. Es gibt genug Menschen in diesem Staat, denen ein Job hinter der Bar/an der Supermarktkasse ihr Leben lang glücklich macht. Diese Jobs werden aber belegt von Studierenden die (wenn das Studium kostenfrei wär) sich auf eben dieses auch konzentrieren könnten.

    Bzgl der Kosten bin ich der Meinung, dass man die Ausbildung eher im Nachhinein bezahlen sollte, z.B. in Form einer Hochschulabschlusssteuer” meinetwegen, die dann in Kraft tritt, wenn der Absolvent ein Einkommen hat. Ich selbst würde die auch gerne zahlen. Mir als Studierender gehts dabei auch weniger um das Mantra “alles kostenfrei und möglichst gut”, sondern darum die finanziellen Belastungen im Lebenslauf anders zu verteilen.

  41. #41 roteswasser
    20. April 2012

    Dazu sei gesagt, dass es mir schwer fällt bei dem Thema nicht zu polemisieren, da es für mich ein emotionales Thema ist, stamme selbst aus der Unterschicht und stand kurz davor nicht zu studieren wenn mich freunde nicht motiviert hätten doch die 20k schulden zu riskieren, ich will keinen wünsch-dir-was-staat, aber es ist schlichtweg verschwendetes potenzial wenn ich so meine heutigen wissenschaftlichen arbeiten ansehe 😉

  42. #42 Wurgl
    20. April 2012

    @roteswasser: Deine “Hochschulabschlusssteuer” ist nett. Aber wie besteuert man jemanden der sich seine Brötchen außerhalb des Hoheitsgebietes des Staates verdient? Und es ist egal ob das sehr wenige sind oder sehr viele, die dann Österreich verlassen. Du schaffst mit so einer Regelung eine neue Ungerechtigkeit.

    @Martin: Schau dir mal hier an, wie die politischen Strömungen verteilt sind. https://medienportal.univie.ac.at/uniview/studium-lehre/detailansicht/artikel/ergebnisse-der-oeh-wahlen-2011/

  43. #43 Grüse
    20. April 2012

    @roteswasser (Ich wähle jetzt doch das Du, setze mal dreist voraus, dass Du nichts dagegen hast.):

    Ich stimme Dir bei der zeitlichen Verteilung der Ausbildungskosten zu, finde das Modell mit der “Hochschulabschlusssteuer” tatsächlich ziemlich sinnvoll, vorausgesetzt man verhindert extreme Formen des Langzeitstudiums.

    Das mit den Niedriglohnjobs ist allerdings schwer umzusetzen – wie willst Du es Studenten verbieten, sich Geld dazuzuverdienen? Man muss ja auch dann sein Leben finanzieren, wenn der familiäre Hintergrund die Rücklagen für die Studienzeit nicht hergibt.

    Ich fürchte allerdings, dass wir inzwischen etwas Off Topic sind, es ging ja eigentlich um sinnvolle Formen der Studentenproteste, nicht um deren Inhalte.

  44. #44 s.s.t.
    20. April 2012

    @Grüse

    Und an einer Hochschule sind die Studenten nun einmal Menschen im arbeitsfähigen Alter, die auf Kosten der (z.B. bereits seit dem 16. Lebensjahr) arbeitenden Bevölkerung eine Ausbildung genießen. Eine Ausbildung, die ihnen später erlaubt, Jobs zu übernehmen die erheblich besser bezahlt werden, als die Jobs derjenigen, von denen die Ausbildung zumindest teilweise finanziert wurde. Finden Sie es in diesem Licht fair, dass das Studieren in Deutschland (zumindest bei uns in NRW) kostenlos ist?

    Nun ja, die verdienen mit 16 halt schon Geld, während man in den NaWis z.B. erst rund 12 Jahre später damit anfängt, abgesehen davon, dass man dann auch keine Garantie für einen gut bezahlten Job hat. Rechne mal aus, wie lange man braucht, bis man einen solchen 16 jährigen eingeholt hat.

    Kostenlos ist ein Studium schon gar nicht, der Materialbedarf ist in einigen Fächern nicht gerade gering, wohnen und essen muss man auch noch. Praktika laufen häufig in den Ferien, da wird es mit einem Zuverdienst ebenfalls eng. Stellen an den Unis sind rar und nicht selten mit einem großen Zeitaufwand verbunden; eine Vorbereitung für eine Grundvorlesung (NaWi) nimmt beispielsweise mehrere Stunden täglich in Anspruch. Arbeitet man experimentell, ist ein 8 Stunden Arbeitstag im Labor eher selten, auch an den WE ist man ggf. gefordert.

    Und selbst wenn ja: Was darf man als Student denn dann verlangen von der Uni? Hochmoderne Labore? 1 Professor auf 10 Studenten?

    Zu Beginn meines Studium zahlte ich noch Studiengebühren, die wurden zu der damaligen Zeit auf Basis der belegten Vorlesungen etc. abgerechnet. Zum Ausgleich fiel der Putz von der Decke und im Winter wurde mit Bunsenbrennern geheizt.

    Ein Studium ist ein ziemlicher Reisberg und keineswegs jeder kann sich zum ‘Schlaraffenland’ durchbeißen, aus diversen Gründen. Ich kenne niemanden aus verschiedenstens Fächern, für den es ein Spaziergang war; in den NaWis ist es auf keinen Fall einer.

    Über die Rendite für die Gesellschaft (inklusive für die “16 Jährigen Malocher”), die das Akademiker-Potenial darstellt, brauchen wir uns wohl nicht unterhalten, Du würdest das eh nicht verstehen.

  45. #45 Spoing
    20. April 2012

    Also ich muss sagen, dass die Studenten im allgemeinen extrem in meinen Ansehen gefallen sind seitdem ich selber studiere. Ich habe mir in der Schule abgewöhnt Klischees zu glauben und auch immer von vielen Gedacht es wären nur Vorurteile, aber bei manchen Studiengängen treffen die entsprechenden Vorurteile zu mehr als 50% zu.

    Die Besetzung unseres Audimaxes war an Klischeehaftigkeit nicht zu übertreffen. Vorne konnte man für 0,50€ Halbe Öttinger kaufen der ganze Gebäudekomlpex hat heftigst nach Gras gestunken und überall wurde Party gemacht. An der Tafel stand erst mal richtig groß ACAB.
    Einige Aktionen unserer ASTA (von Einzelmitgliedern gestartet, also zum Glück nicht von allen Getragen) gehen so weit, dass diese strafrechtliche Konsequenzen haben (Gewaltaufrufe etc.) woraufhin diese danach anonym mit Hilfe der Antifa verteilt werden.
    Zudem ist im Sommer der Unipark andauernd zugemüllt weil viele der grillenden Studenten ihren Müll einfach liegen lassen.

    Ich hatte ursprünglich auch vor mich aktiv bei den Protesten zu beteiligen, da ich auch sehr unzufrieden mit dem Bolongna-Prozess bin. Aber nach sehr kurzer Zeit war mir das zu wieder weil es für viele einfach nur ein persönliches Woodstock ist gepaart mit einer Moralkeule um sich dann auch noch für moralisch überlegen zu halten.

    Es gab auch vernünftige Aktionen keine Frage, aber die Besetzungen sind für Außenstehende definitiv abschreckend wenn sie in dieser Form durchgeführt werden.

  46. #46 Spoing
    20. April 2012

    @Roteswasser
    “Bzgl der Kosten bin ich der Meinung, dass man die Ausbildung eher im Nachhinein bezahlen sollte, z.B. in Form einer Hochschulabschlusssteuer” meinetwegen, die dann in Kraft tritt, wenn der Absolvent ein Einkommen hat.”

    In wie fern unterscheidet sich das vom Bafög? Außer das dabei noch strikte Leistungsnachweise zu erbringen sind.
    (Für NaWis mit Durchfallqouten in manchen Fächern von über 80% teilweise nur sehr schwer erfüllbar)

  47. #47 Grüse
    20. April 2012

    Über die Rendite für die Gesellschaft (inklusive für die “16 Jährigen Malocher”), die das Akademiker-Potenial darstellt, brauchen wir uns wohl nicht unterhalten, Du würdest das eh nicht verstehen.

    Danke für das Vertrauen in meine Intelligenz.

    Ich möchte ja nicht zu sehr off topic abdriften. Aber das kotzt mich doch jetzt ziemlich an. Mal ehrlich: Mit einem Studium in den Naturwissenschaften verdient man erst mit 28 Geld? Lass mich mal gerade rechnen: Abi nach 12 Jahren mit 18, kein Wehrdienst mehr, Studienabschluss dann 10 Jahre später = 20 Semester Studium? Ist das jetzt auf Bachelor? Will ja nicht provozieren, aber das ist schon ein ziemlich langes Studium wenn Du mich fragst.

    Was die 16-jährigen Malocher verdienen, und wie lange es dauert, die einzuholen, können wir leicht nachrechnen, am Beispiel Maler / Lackierer:
    Lehrzeit:
    (https://www.gutefrage.net/frage/wieviel-verdient-ein-maler-und-lackierer-lehrling)
    1. Ausbildungsjahr: € 333 bis € 362
    2. Ausbildungsjahr: € 362 bis € 393
    3. Ausbildungsjahr: € 468 bis € 508
    Macht € 15.156 maximal für die ersten drei Jahre.

    Weiter geht’s:
    (https://www.gehaltsvergleich.com/gehalt/Maler-Lackierer-Malerin-Lackiererin-Maler-Malerin.html)
    NRW Min: 1.046€ Max: 3.500€ Durchschn.: 2.035€
    Ich rechne mal mit dem Durchschnitt
    9 x 12 x 2035 = 219.780€, plus 15.156€ macht 234.936€ (Brutto versteht sich) für die ersten zwölf Jahre – angenommen, die Person hat immer einen Job, was in dem Bereich nicht selbstverständlich ist.

    Weitere 10 Jahre später, wir nehmen für den 20-Semester Bachelorstudenten ein Einstiegsgehalt von 30k an, das sich nach 10 Jahren bis auf 50k gesteigert hat. Rechnen wir also mal mit 40k durchschnittlichem Jahresgehalt, sind wir bei 400k gegenüber den zusätzlichen sagen wir mal 280k für den Malergesellen, der inzwischen seit 22 Jahren arbeitet. Und wir gehen hier davon aus, dass der Student während seiner Ausbildung keinen Cent verdient, oder jeden verdienten Cent für die ganzen iBooks ausgibt, die er natürlich als Material für sein Studium unbedingt braucht.

    Und übrigens: Dass man nach 10 Jahren Studium mit 30k Jahresgehalt anfängt, ist schon ziemlich pessimistisch. Nebenbei sind die Jobchancen für Akademiker immer noch deutlich besser als für Handwerker, auch da liegt also der Vorteil bei den Studierten. Dazu kommt das höhere gesellschaftliche Ansehen etwa eines Doktortitels, den man dann aber wohl erst nach 40 Semestern erlangt. Willst Du mir ernsthaft erzählen, dass der Maler / Lackierer da an irgendeinem Punkt in der besseren Position ist?

    Zu Beginn meines Studium zahlte ich noch Studiengebühren, die wurden zu der damaligen Zeit auf Basis der belegten Vorlesungen etc. abgerechnet. Zum Ausgleich fiel der Putz von der Decke und im Winter wurde mit Bunsenbrennern geheizt.

    Ist das ein Argument? Oder ist es nur eine Anekdote? Nur weil mal ein paar Jahren Studiengebühren eingeführt wurden (und dann wieder abgeschafft), soll auf einmal alles rosig, neu und renoviert sein?

    Ich habe außerdem nie argumentiert, dass ein Studium ein Spaziergang ist, oder die Rendite der Hochschulbildung für die Gesellschaft angezweifelt, da legst Du mir Behauptungen in den Mund. Aber da ich davon ja eh nichts verstehe, halte ich denselben wohl lieber ganz. Wäre ja noch schöner wenn jeder mitdiskutieren dürfte, von dem Du nicht mal weißt, ob er (eine Naturwissenschaft) studiert hat oder nicht.

  48. #48 fatmike182
    20. April 2012

    Dass die Proteste gestern doch maximal-mögliche Wirkung gezeigt haben, zeigt, dass es zumindest zu einer breiten Diskussion mit dem Rektorat kommen wird. Dieser artikuliert mittlerweile schon aus der Opferrolle: will das Studium eh behalten, aber es fehlt an Geld. Es gab gestern noch 2 parlamentarische Anfragen an den Wissenschaftsminister, woran es denn konkret scheitert, dass ein Bak abgedreht wird (die Kosten für die Weiterführung belaufen sich auf ca 500.000-1Mio€; die Anfragen kamen btw vom BZÖ & FPÖ — so viel also zur Hitler-Verschwörung).

    Die Protestform ist fad — stimmt. Geplant war ja deswegen auch kurzfristig — im Affekt auf das bevorstehende Abdrehen des Bak-Studiengangs — die Besetzung des Rektorats. Dass das Studium Sinn macht & es nicht sein kann, dass so ein beliebtes Fach plötzlich weg soll, darf nicht an 1Mio€ liegen & davon die Bevölkerung zu überzeugen ginge leicht, aber dann hat man noch immer kein Druckmittel in der Hand.
    Bei einer guten Protestaktion hat man hingegen sofort ein Medienecho & die Erklärungsnot der Verursacher. In dieser Erklärungsnot befindet sich zzt auch der Rektor,
    der die Uni heute noch geschlossen hält, obwohl seit gestern 22h kein einziger Protestierender drinnen war.

    @ roteswasser, Wurgl
    Das wäre das australische System & wäre tatsächlcih bisschen sinnvoller als pauschale Studiengebühren. Im Normalfall fallen beim austral. System Gebühren im Nachhinein zinsenfrei ab einer Gehaltsgrenze an.
    Im Ausland Studierende fallen da raus & es ist mit hohem Aufwand verbunden, das Geld einzutreiben. Tw sind die Verwaltungskosten in Ö schon ein beträchtlicher Anteil der Uni-Beiträge.

  49. #49 s.s.t.
    20. April 2012

    @Grüse

    Mal ehrlich: Mit einem Studium in den Naturwissenschaften verdient man erst mit 28 Geld? Lass mich mal gerade rechnen: Abi nach 12 Jahren mit 18, kein Wehrdienst mehr, Studienabschluss dann 10 Jahre später = 20 Semester Studium? Ist das jetzt auf Bachelor? Will ja nicht provozieren, aber das ist schon ein ziemlich langes Studium wenn Du mich fragst.

    Ja, das Studium ist schon recht lang (oder war, der Bachelor et. al. ist nicht mein Thema) und alles bezieht sich auf die NaWis. Wenn es flott geht/ging: 10 Semester Studium, 2-3 Semester Diplomarbeit, 6-10 Semester oder mehr Promotion. Und es gibt genug Profs., die für ein paar mehr Veröffentlichungen ihre Leute gut abhängen lassen: “Noch den Versuch, vielleicht auch diesen, das wäre auch noch interessant etc.” Ich kenne auch zweibändige Diplomarbeiten. Ohne diese zwei Buchstaben hat man hier in Dt. wenig Aussicht auf gute Stellen. Einfach mal nach durchschnittlichen Studiendauern googlen.

    Ohne Dir nahe zu treten wollen (der letzte Satz in meinem Post war vorsätzlich polemisch, aber da schenkst Du mir ja auch nichts), ein Studium hast Du nicht absolviert. Ein Studium, das ist eine schöne Zeit, aber kein Zuckerschlecken, schön, weil man gefordert wird, bitter, weil man so leicht scheitert, und das nicht nur an der eigenen Dummheit.

  50. #50 A. Schaffar
    20. April 2012

    @Florian Freistätter
    ” Ja, 1996 war auch meine erste Demo; gleich im ersten Semester… Tja – am Sparpaket hat das nichts geändert und die Studiengebühren sind später trotzdem gekommen…”

    Das Problem ist einfach, dass die Regierenden damals wie heute mit der nicht vorhandenen Solidarisierung kalkulieren. Was natürlich auch mit der nicht vorhandenen Wertigkeit von Bildung in Ö zu tun hat und der Unfähigkeit zu öffentlichen Diskursen. Zur Qualität der Berichterstattung brauch ich ja nix sagen. Ich war 96 an der ÖH Uni Wien im Vorsitz, war damals im.Parlament, hatte das Vergnügen mit Khol und Kostelka, ersterer war sich der Ungerechtigkeiten mehr als bewusst, meinte, dass das für uns Studis zwar blöd sei, aber bei der Bevölkerung ginge das halt durch. (Seit damals bin ich davon überzeugt, dass die ÖVP auch deshalb an der Zementierung des bildungspolitischen Status Quo arbeitet. Macht diese Art der Politik einfach wesentlich leichter durchsetzbar. Gebildete sind einfach unbequemer, meinte Khol damals.) Kostelka von der SPÖ hat allen.ernstes versucht das Sparpaket schön zu reden – da ist mir die Ehrlichkeit hinter verschlossenen Türen noch lieber. 😉 Moral aus der Geschichte für mich: Solange sie damit durchkommen, werden sie so.weitermachen.
    Die ÖVP scharrt seit den 70ern mit den Hufen, um die Kreisky/Firnberg-Reformen rückgängig zu machen. Demokratische Unis sind und waren ihnen ein Gräuel, die Konsequenz ist das autokratische System von heute, systematisch durchgesetzt seit den 80er (87 war der erste große Streik an der Uni, weil Sozialleistungen gekürzt wurden.) Der Zeitgeist – alles muss effizient sein und sich rechnen – tat sein übriges. Auf die Rolle der Wissenschaft hatte das imho einen riesen Einfluss, Fächer wie meines Leiden darunter enorm. Wird zwar niemand bestreiten, dass fundierte Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Rolle von Medien wichtig ist, aber als sinnvolles Studium erachtet das kaum wer. Dito zu IE: Globalisierungsphänomene sind stark im öffentlichen Diskurs vorhanden, aber ein Studium dazu? “Unendlich” Fragt sich nur warum? Hat schon auch was angenehmes diese “lästigen, kritischen” (Copyright Westenthaler in den 90ern) außen vorzuhalten. Macht das Macht erhalten und Bewahren von Strukturen leichter.

    Und dass der Rektor, letzte Mail kam grad eben, die Studis einfach ausschließt – morgen auch noch!!! – zeigt wie weit es gekommen ist. Und.derweil beschäftigen sich die Studis grad gegenseitig und zerfleischen sich (die Braven die jaulen weil LVs ausfallen gegen die die sich übers System ärgern und was tun wollen). Super Strategie im.Sinne des Systems eigentlich. Oder?

    Ich bin gespannt. Sollte das nächste Woche auch noch so sein, hock ich mich mit meinen Studis ins AAKH und mach halt eine öffentliche Vorlesung.

    (Und weil oben so eine Meldung war bzgl. den Inhalten der IE: Ja man kann sich mit sowas beschäftigen^^ Ist genauso eine Disziplin wie andere auch. Hat halt nur erkenntnistheoretisch gesehen andere Grundsätze, so ein bisserl Wissenschaftstheorie und Erkenntniskonstruktion zu rezipieren kann Wunder wirken. ;))

  51. #51 Florian Freistetter
    20. April 2012

    @fatmike182: “. Bei einer guten Protestaktion hat man hingegen sofort ein Medienecho & die Erklärungsnot der Verursacher.”

    Ok, wenn es darum geht schnell und akut Aufmerksamkeit zu erregen, sind solche Aktionen sicher nicht schlecht. Aber oft geht es bei den Protesten ja um grundlegende Änderungen in der Bildungspolitik. Und da braucht es mMn längerfristiges und kontinuierliches Engagement und keine singulären Protestaktionen die ein paar Tage später schon wieder vergessen und vor allem aus den Medien sind.

  52. #52 Niels
    20. April 2012

    MartinB· 20.04.12 · 13:37 Uhr

    “Aber ich bezweifle stark, dass dadurch irgendwas verändert werden kann.”
    Zumindest hier in Niedersachsen wurden wegen der Studi-Proteste einige Regeln für Bachelor-Master-Studiengänge geändert und einige sehr starre Vorschriften gelockert

    Und hier in Baden Württemberg wurden die Studiengebühren wieder abgeschafft.
    Ich bezweifle, dass Rot-Grün auf diese Einnahmequelle verzichtet hätte, wenn sie nicht aufgrund der häufigen Proteste zu der Überzeugung gekommen wären, dass sie damit ne Menge Wählerstimmen gewinnen können.
    Um diese Aufmerksamkeit zu wecken waren häufige Zeitungserwähnung meiner Meinung nach schon ziemlich wichtig. Da ist es eigentlich egal, ob Aktionen, über die geschrieben wurde, sonderlich originell waren oder eben nicht.

  53. #53 Grüse
    20. April 2012

    @s.s.t.:

    Ja, das Studium ist schon recht lang (oder war, der Bachelor et. al. ist nicht mein Thema) und alles bezieht sich auf die NaWis. Wenn es flott geht/ging: 10 Semester Studium, 2-3 Semester Diplomarbeit, 6-10 Semester oder mehr Promotion.

    Nach einer Promotion dürfte das Einstiegsgehalt deutlich über 30k im Jahr liegen, und während der Promotion wird man im Regelfall ebenfalls bezahlt (wenn auch nicht besonders gut), aber darum ging es mir bei der Rechnung gar nicht. Ich habe auch gar kein Problem damit, dass Studenten in hohem Maße von der Gesellschaft finanziert werden, habe ich jetzt mehrmals gesagt. Ich lasse mich hier nicht in die wissenschafts- oder studentenfeindliche Ecke drängen, nur weil ich auf den gesellschaftlichen Kontext der Hochschulfinanzierung (sehr oberflächlich) eingegangen bin und dem kostenfreien Studium aus diesen Gründen kritisch gegenüberstehe.

    Mir ging es einzig und allein um das Anspruchsdenken, das man beobachten kann – von einigen Vertretern der Studentenschaft, sicher nicht von allen.

    Ohne Dir nahe zu treten wollen (der letzte Satz in meinem Post war vorsätzlich polemisch, aber da schenkst Du mir ja auch nichts), ein Studium hast Du nicht absolviert. Ein Studium, das ist eine schöne Zeit, aber kein Zuckerschlecken, schön, weil man gefordert wird, bitter, weil man so leicht scheitert, und das nicht nur an der eigenen Dummheit.

    Ich habe Informatik studiert, das kannst Du meinetwegen nicht als Naturwissenschaft anerkennen, aber ein Studium ist es allemal. Ich weiß auch überhaupt nicht, was Deine Argumentation vom hohen Ross runter soll – Du erzählst mir väterlich, was für eine schöne Zeit das Studium ist, und dass es schwer und bitter ist. Was hat das mit der Diskussion zu tun? Es tut mir leid wenn ich Dich jetzt damit beleidige, aber diesen Ton kann ich nicht leiden, finde ich in diesem Zusammenhang auch unnötig.

    Ich möchte das ehrlich gesagt aber an einem Freitag Abend auch nicht vertiefen, bin im Übrigen eigentlich längst losgeworden, was ich loswerden wollte. Wenn Du mir noch antwortest, lese ich die Antwort natürlich. Ansonsten wünsche ich Dir (und allen anderen) einen schönen Abend und ein schönes WE.

  54. #54 A. Schaffar
    20. April 2012

    Zu meinem letzten Kommentar: Sry für die Tippfehler – Handyautokorrektur macht das Leben manchmal mühsam. 😉

  55. #55 A. Schaffar
    20. April 2012

    Diese ökonomischen Argumentationen über Verwertbarkeiten einzelner Studienrichtungen – kenn ich von der TU, wo ich übrigens lang als Nicht-Technikerin gearbeitet hab ;), zur Genüge – sind doch absurd. Das stützt doch genau diese Effizienzdebatten die zum derzeitigen Elend geführt haben.

    Wissen hat – für mich – einen Wert an sich, Wissenschaft eine gesellschaftliche Rolle und Aufgabe, so wie auch die Universitäten sich imho mehr an ihren ursprünglichen Idealen orientieren sollten und ein gesellschaftliches Gegengewicht zu diversen anderen Polen bilden sollten.

    Die Wissenschaft und die Unis in diesen ökonomischen Verwertungsdiskurs einzuklinken, hat doch genau zu diesen dümmlichen halbseidenen Studien geführt, die mit Bildung und Wissenschaft nix mehr zu tun hat. Siehe WU-Studien oder auch wie viele junge Physikstudis argumentieren. Von meinem Fach gar ned zu reden. Wie sollen Leute jemals in interdisziplinären Feldern arbeiten, wenn sie im Studium in der immergleichen Suppe schwimmen?

    Was sind gewisse Wissenschaften wert? Wo ich – um bei diesem Blog hier zu bleiben – der Wert des Astronomie-Studiums? Welchen Wert hat das für uni-ferne Menschen? Wahrscheinlich kaum einen und doch schauens dann ganz begeistert Sternedokus. 😉 Schräge Welt.

  56. #56 doublemoth
    20. April 2012

    @Grüse:
    Du hast da eine echte Milchmädchenrechnung aufgestellt. Es fehlen die Zinsen, die Inflation, die jeweiligen Opportunitätskosten, der zeitliche Aufwand im Jahr, der jeweils auch noch monetär bewertet werden muss, das Risiko des jeweiligen Ausfalls, Steuern, die unterschiedlich sind, usw.

  57. #57 Atav1st
    21. April 2012

    @ Spoing

    “Also ich muss sagen, dass die Studenten im allgemeinen extrem in meinen Ansehen gefallen sind seitdem ich selber studiere. Ich habe mir in der Schule abgewöhnt Klischees zu glauben und auch immer von vielen Gedacht es wären nur Vorurteile, aber bei manchen Studiengängen treffen die entsprechenden Vorurteile zu mehr als 50% zu.”
    “Ich hatte ursprünglich auch vor mich aktiv bei den Protesten zu beteiligen, da ich auch sehr unzufrieden mit dem Bolongna-Prozess bin. Aber nach sehr kurzer Zeit war mir das zu wieder weil es für viele einfach nur ein persönliches Woodstock ist gepaart mit einer Moralkeule um sich dann auch noch für moralisch überlegen zu halten.”

    Sie sprechen mir wahrlich aus tiefster Seele. Mir ist es haargenau so ergangen.

  58. #58 ulfi
    21. April 2012

    Ich muss Florian zustimmen. Gebäude zu besetzen ist absolut unproduktiv. Es verärgert das Rektorat (im besten Fall) und nach außen hin bringt es nichts. Außer natürlich, dass es engagierte aktive praktisch einsperrt. Bei uns haben die Linken immer mal wieder traditionell das Audimax besetzt. Dem Rektorat war das ziemlich egal, so egal dass das Einzige was an den Protest erinnerte die Transparente der Studenten im inneren war. Pünktlich vor Konzerten rückte dann aber immer die Polizei an und wischte das Gebäude gründlich aus. Denn das Konzert war Öffentlichkeitswirksam und da darf nichts stören.

    Als mein Studiengang eingeschläfert werden sollte, hat deswegen unsere Fachschaft direkt die Lokalpresse eingeschaltet. Es war auch bei uns eine besondere Situation: Ein Studiengang, der von der Wirtschaft gewollt ist und bei dem nahezu alle Studenten später einen Job gekriegt haben sollte abgeschafft werden. Warum? Es gab keine explizite Forschung dahinter. Zwar haben insgesamt 6 Fakultäten von den Studenten profitiert, aber es gab niemanden der explizit Forschung in der Fachrichtung machte. Und die Uni ist knapp bei Kasse. Und alles was die Uni nicht exzellent macht, soll weg. Und so sollte die Informatik an der Uni Bochum verschwinden.

    Tja, nach 2 Berichten in der Zeitung hat das Rektorat auf einmal Kooperationsbedürfnis gezeigt. Wie lange hätten wir wohl dafür das Audimax besetzen können…

  59. #59 Humanist
    21. April 2012

    Ich nehme an, “Martin” bezieht sich auf Dinge wie den Geschichtsprofessor H. dessen FPÖ-nähe bekannt ist.

  60. #60 Luquas Artig
    21. April 2012

    Beim Lesen des Artikels und der Kommentare wurde mir klar, wie wichtig die Besetzung doch war:

    Öffentliche Vorlesungen, Gespräche mit dem Rektorat, Öffentlichkeitsarbeit, Workshops, Flashmobs, Artikel und Kommentare in Zeitungen und auf Blogs, all das hat es gegeben. Da haben sich einige Arbeitsgruppen ganz schön was einfallen lassen.

    NUR: Anscheinend hat das fast NIEMAND mitbekommen. Sogar das Publikum dieser Seite, dass diesen Thematiken wohl zugeneigter ist, als Othilie Normalverbraucherin, hat davon wenig mitbekommen.

    Es braucht also nach wie vor drastische Methoden um unsere Anliegen ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu bekommen!

    True story, sad story.

  61. #61 Florian Freistetter
    21. April 2012

    @Luquas Artig: “Es braucht also nach wie vor drastische Methoden um unsere Anliegen ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu bekommen! True story, sad story. “

    Ebenfalls true und sad ist es aber auch, dass diese Aktionen bei vielen in der Öffentlichkeit eben ein negatives Bild erzeugen. Und das die immer gleichen Aktionen schnell wieder vergessen werden. Die Audimax-Besetzung ist ja im wesentlich auch langsam aus dem Bewusstsein der Menschen gedriftet, ohne grundlegend was zu ändern.

  62. #62 Andrea Schaffar
    21. April 2012

    Solang die öffentliche Meinung grundsätzlich gegen Studierende (und auch gegen Bildung) steht, ists (leider) fast unmöglich das Ruder rumzureißen. Paradox, wenn man weiß, wie ‘Normalos’ meist reagieren, wenn man dann einen Titel hat. Eigentlich ist das deprimierende, dass es fast egal ist was genau gemacht wird. Nix davon hält länger als die Zeitdauer, die der Neuigkeitswert zugeschrieben bekommt.

    Aber ich finds schonmal beachtlich, dass es unibrennt seit 2009 gibt und dass da erstmals Studi-Generationen übergreifend daran arbeiten.

  63. #63 Andrea Schaffar
    21. April 2012

    Solang die öffentliche Meinung grundsätzlich gegen Studierende (und auch gegen Bildung) steht, ists (leider) fast unmöglich das Ruder rumzureißen. Paradox, wenn man weiß, wie ‘Normalos’ meist reagieren, wenn man dann einen Titel hat. Eigentlich ist das Deprimierende, dass es fast egal ist was genau gemacht wird. Nix davon hält länger als die Zeitdauer, die der Neuigkeitswert von JournalistInnen zugeschrieben bekommt. Dann wird zuerst medial gemotzt und dann tot geschwiegen.

    Aber ich finds schonmal beachtlich, dass es unibrennt seit 2009 gibt und dass da erstmals Studi-Generationen übergreifend daran arbeiten.

  64. #64 Andrea Schaffar
    21. April 2012

    Sry für Doppelpost – zickiges, mobiles Inet hier in Salzburg am Land. 😉

  65. #65 HT
    21. April 2012

    “Wenn die Lokführer, die Fluglotsen oder die Müllabfuhr streikt, dann merkt das jeder. Dann ist jeder betroffen und jeder muss sich dann auch eine Meinung zu der Thematik bilden. Streikende Studenten sind dem Großteil der Bevölkerung völlig egal.”

    Schön gesagt. Was viele Leute aus dem universitären Umfeld vergessen ist die Tatsache, dass für einige Menschen die Uni einfach nur ein Arbeitsplatz ist: Ich mache dort das was ich kann und bekomme mein Geld. Studenten besetzen den Hörsaal? Also habe ich heute zwei Stunden weniger zu lehren . Stark!

    Andererseits muss man sagen: Der Trend beim Kundtun seines Missfallens geht heute von den Demos eher in Richtung “Ich trete bei den sozialen Netzwerken einer Anti-Irgendwas-Gruppe” bei. Mit etwas Glück erscheint dann sogar auf der Spiegel-Homepage eine Erwähnung dieser Gruppe, was als Erfolg gewertet wird.

  66. #66 A. Schaffar
    21. April 2012

    Wer bei dieser Bezahlung, den permanenten Befristungen und den Arbeitsbedingungen die Uni einfach nur als Arbeitsplatz sieht, muss aber schon einen ziemlichen Poscher haben, wie wir in Wien sagen. 😉 Vielleicht mag das aufs Verwaltungspersonal und einige Alteingesessene zutreffen, aber die meisten Lehrenden, Forschenden und Assis machen das aus Interesse, weils inhaltlich eine schöne und fordernde Arbeit ist usw..

  67. #67 zzz
    21. April 2012

    Die Besetzung von Hörsälen kann nur der erste Schritt sein, um an den Universitäten weitere Mitstreiter zu gewinnen – die latente Unzufriedenheit unter den Studierenden ist stetig im Steigen begriffen. 2009 ging dieses Konzept voll auf, allerdings wurde dann darauf vergessen, nach Erreichung dieses Zieles die Besetzung auch wieder zu beenden und den Kampf anders fortzusetzen. Das monatelange Halten des Hörsaals führte zum völligen Zusammenbruch der Protestbewegung; umgesetzt wurde von der Regierung nur das Gegenteil der damaligen Forderungen.

    Für eine Besetzung des AudiMax der Universität Wien braucht man (während einer halbwegs geeigneten Vorlesung, also z.B.: nicht Jus) ein paar hundert Leute. Ein paar hundert Leute, die irgendwo in Wien irgendwelche kreativen Aktionen (wie z.B.: eine Vorlesung im Park) abhalten, werden den Medien höchstens ein paar Zeilen am Rande wert sein – ein paar hundert Leute, die das AudiMax besetzen landen dagegen auf der Titelseite und bekommen einen eigenen ZIB-Beitrag. Darin liegt der einzige Grund, weshalb die Besetzung von Hörsälen, insbesondere von diesem einen Hörsaal, Sinn macht…

  68. #68 Florian Freistetter
    22. April 2012

    @zzz: “Die Besetzung von Hörsälen kann nur der erste Schritt sein, um an den Universitäten weitere Mitstreiter zu gewinnen -“

    Richtig. Mitstreiter an den Universitäten. Aber man bräuchte auch Mitstreiter außerhalb der Unis… Man darf sich nicht nur auf ein Ding beschränken.

  69. #69 Sebastian T.
    2. Mai 2012

    Lieber Florian!

    Stell dir mal vor, an der Technischen Universität Wien (um die stehts ja finanziell gerade sehr schlecht) gibts nächste Woche die erste “street lecture”, die auf die finanzielle Notlage aufmerksame machen und gleichzeitig Öffentlichkeitsarbeit betreiben soll.

    Dann sind wir mal gespannt, wie sowas ankommt. 😉

  70. #70 Florian Freistetter
    2. Mai 2012

    @Sebastian: “Stell dir mal vor, an der Technischen Universität Wien (um die stehts ja finanziell gerade sehr schlecht) gibts nächste Woche die erste “street lecture”, die auf die finanzielle Notlage aufmerksame machen und gleichzeitig Öffentlichkeitsarbeit betreiben soll.”

    Sehr schön!

    “Dann sind wir mal gespannt, wie sowas ankommt. ;-)”

    Das hängt wohl auch davon ab, wie gut ihr seid und wie interessant eure lecture ist 😉 Ich wünsch euch viel Erfolg!