Der Venustransit rückt immer näher! Mittwoch morgen ist es soweit. Dann können wir das letzte Mal in diesem Jahrhundert die Venus vor der Sonnenscheibe vorüber ziehen sehen. Ich habe in meiner kleinen Serie zum Ereignis schon erklärt, warum es überhaupt zu Transits kommt und wie man den Transit am besten beobachtet. Ich hab über den pseudowissenschaftlichen Unsinn gesprochen, den sich Menschen angesichts des Transits ausdenken und darüber, welche große Bedeutung für die Wissenschaft der Transit früher hatte. Aber auch heute ist der Venustransit für die Wissenschaft noch wichtig!
Im 18. Jahrhundert bot der Transit das erste Mal die Möglichkeit, den tatsächlichen Abstand zwischen Erde und Sonne zu messen. Der Transit ermöglichte es den Wissenschaftlern, herauszufinden, wie groß das Sonnensystem ist. Heute haben wir andere und genauere Methoden, um Abstände zwischen Himmelskörpern zu messen (wir können zum Beispiel Radarsignale aussenden und die Zeit messen, bis sie vom anderen Himmelskörper reflektiert werden). Trotzdem werden auch dieses Mal die Wissenschaftler den Transit ganz genau beobachten – und das nicht nur, weil es ein sehr seltenes und beeindruckendes Ereignis ist!
Man möchte den Transit nutzen, um die Atmosphäre der Venus zu untersuchen. Dass die Venus eine Atmosphäre hat, entdeckte man 1761 – während eines Transits! Als die Venus sich damals vor die Sonne schob, sah der russische Wissenschaftler Michail Lomonossov einen schmalen leuchtenden Ring, der sie umgab. Eigentlich sollte die Venus ja nur eine schwarze Scheibe sein. Sie steht ja genau zwischen uns und der Sonne; da sollte kein Sonnenlicht von ihr zu uns reflektiert werden. Es sei denn, sie hat eine Atmosphäre in der das Licht ein wenig gebrochen wird und so doch noch in unsere Richtung gelenkt wird!
Wenn die Venus sich vor die Sonne schiebt beziehungsweise ihre Position vor der Sonne wieder verlässt, dann gibt es einen kurzen Moment, in dem das Licht der Sonne genau durch die Atmosphäre der Venus zu uns gelangt. Die verschiedenen chemischen Bestandteile der Atmosphäre filtern dabei ganz bestimmte Anteile des Lichts heraus. Eine Messung dieses Licht erlaubt es uns daher, herauszufinden, aus welchen Elementen die Venusatmosphäre besteht. Natürlich wissen wir das eigentlich schon längst! Die Venus wurde schon von einigen Raumsonden besucht; einige sind sogar auf ihr gelandet. Die Zusammensetzung der Atmosphäre ist bekannt (sie besteht zu 96 Prozent aus CO2).
Aber es gibt andere Planeten deren Atmosphäre wir nicht kennen. Und bei denen wir ebenfalls einen Transit beobachten. Es sind die extrasolaren Planeten, die andere Sterne umkreisen. Hier können wir keine Raumsonden hinschicken und die Planeten auch nicht im Detail beobachten – sie sind einfach zu weit weg. Aber mit etwas Anstrengung können wir das Sternenlicht sehen, das sie reflektieren. Und mit noch mehr Anstrengung und viel Glück sehen wir auch, wie der Planet vor dem Stern vorüber zieht und wie während dieses Transits ein wenig Licht durch die Planetenatmosphäre strahlt. Dann können wir herausfinden, wie diese ferne Atmosphäre zusammengesetzt ist. Damit das optimal funktioniert und wir wissen, wie man die Daten interpretieren muss, ist es gut, wenn wir vorher schon mal ein wenig üben. Der Venustransit erlaubt es uns, die Methoden zu testen und die Instrumente zu kalibrieren (ich habe darüber früher schon einmal ausführlicher geschrieben).
Am Mittwoch werden daher nicht nur die Hobbyastronomen mit ihren Teleskopen die Venus beobachten. Auch die professionellen Teleskop der Berufsastronomen werden den Transit beobachten. Darunter auch das Hubble-Weltraumteleskop. Es kann allerdings nicht direkt auf die Sonne gerichtet werden. Die ist zu hell für Hubble und würde die Sensoren ruinieren. Hubble schaut daher zum Mond. Der leuchtet ja auch nicht von selbst, sondern reflektiert nur das Licht der Sonne. Hubble möchte also das Licht der Sonne, das durch die Atmosphäre der Venus gestrahlt ist und dann vom Mond reflektiert wurde, sehen. Eine knifflige Aufgabe. Der Unterschied in der Helligkeit zwischen dem normalen Licht, das vom Mond reflektiert wird und dem Licht, das durch die Venusatmosphäre gegangen ist, beträgt nur etwa ein Millionstel aus! Das ist hart an der Messgenauigkeit von Hubble und es wird spannend zu sehen, ob die Wissenschaftler hier erfolgreich sind.
Wenn ihr vorhabt, den Transit zu beobachten, dann wünsche ich euch viel Spaß dabei! Hier könnt ihr euch ganz exakt anzeigen lassen, wann der Transit an einem bestimmten Ort zu sehen ist. Und achtet darauf, eure Augen und Instrumente zu schützen! Nicht das auch noch euer Teleskop zu qualmen beginnt!
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