Bettina ist eine Lehrerin aus Oberösterreich. Zur Zeit nimmt sie an einer dreiwöchigen Fortbildung am Kernforschungszentrum CERN teil. In einer Serie von Gastbeiträgen berichtet sie hier im Blog über ihre Erlebnisse. Die bisher erschienenen Artikel findet ihr hier.
Das Wochenende wurde für Ausflüge genutzt. Samstag hatten wir zur freien Verfügung. Einige gingen wandern, andere fuhren nach Lausanne. Fünf von uns fuhren mit dem Zug nach Bern und besichtigten die Stadt. Das Paul Klee Zentrum war wirklich einzig artig. Sehr zu empfehlen. Dann spazierten wir durch die Stadt und aßen das relativ beste Eis.
Am Sonntag fand nachmittags die Genfer Schnitzeljagd für die HST2012 Teilnehmer statt. Von 13 bis 19 Uhr mussten die vier Gruppen diverse Aufgaben erfüllen. Das heißt: Fragen beantworten und Orte besichtigen. Eine etwas andere Art, eine Stadt kennen zu lernen, aber sehr interessant. Details werde ich hier nicht preisgeben, damit zukünftige Teilnehmer nichts verraten wird. Als Belohnung gab es immerhin Fondue für alle!
Ganz vergessen habe ich im letzten Beitrag, dass wir im Zuge der LINAC Besichtigung auch LEIR (=Low Energy Ion Ring) sehen konnten. In diesem Ringbeschleuniger werden Bleiionen gesammelt. In diesem Beschleuniger wurde 1995 erstmals Antiwasserstoff erzeugt (diese Tatsache wurde in Dan Browns Buch „Iluminati” – etwas abgeändert – verwendet). Laut Mick Storr gibt es allerdings im Kernbereich tatsächlich einen Irisscanner (wie auch im Film). Dass aber CERN kein „Geheimprojekt” ist wird immer wieder betont. Man kann zum Beispiel die Vorgänge in den einzelnen Beschleuniger online mitverfolgen.
Am Montag durften wir den ganzen Tag mit Greg Dick und Dave Fish vom Perimeter Institute verbringen. Dieses Institut wurde von Mike Lazaridis, dem Erfinder von BlackBerrys und anderer Technologie, gegründet. Er spendete über 100 Millionen Dollar, um ein Institut zu gründen, dass sich mit Grundlagenforschung beschäftigt. Er ist der Meinung, dass er ohne Grundlagenforschung nie seine Entwicklungen machen hätte können. Ein Schwerpunkt dieses Institutes ist auch die Bildung. Es werden am Institut viele Materialien für den Unterricht entwickelt. Einiges davon durften wir ausprobieren. Sofort im Unterricht umsetzen würde ich zum Beispiel das Kartenspiel über das Standardmodell. Man versucht mit einigen Karten ein System zu entwickeln um die einzelnen Teilchen nach ihren Eigenschaften (Masse, Spin, Ladung,…) einzuteilen und stellt sofort fest, dass ein Teilchen fehlt.
Man kann sogar die Eigenschaften dieses unbekannten Teilchens vorhersagen. Genau diesen Denkprozesse machten die Physiker als sie das Omega-Minus Teilchen postulieren. Dafür gab es 1969 den Nobelpreis für Murray Gell-Mann. Die anderen Materialien kann man sich auf der Homepage des Institutes anschauen. Sehr toll sind auch die einminütigen „Bob-und-Alice” Videos auf Youtube.
Übrigens, falls dies interessierte Geldgeber lesen: es werden finanzielle Mittel gesucht, um die ganzen (wirklich tollen) Unterrichtsmaterialien ins Deutsche zu übersetzen!
Simone Gilardoni hielt dann den ersten Vortrag über Beschleuniger und Manjit Dosanjh erzählte uns die Anwendungen der Grundlagenforschung hier im CERN im medizinischen Bereich (zum Beispiel zur Krebsbehandlung). Die Präsentationen sind wie immer online verfügbar. In Österreich wird zum Beispiel gerade ein neuer Teilchenbeschleuniger für die Medizin gebaut.
Neben diesen ganzen Vorträgen und anderen Aktivitäten beschäftigen wir uns auch in Arbeitsgruppen. Aber dazu nächstes Mal mehr.
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