Einen Teil meiner noch andauernden Auszeit habe ich in Mölln verbracht. Mölln ist eine wirklich schöne Stadt und unter anderem als der Ort bekannt, an dem angeblich Till Eulenspiegel gestorben ist, nachdem er dort den üblichen Unsinn angestellt hatte. Diese Woche beginnen dort die Eulenspiegel-Festspiele. Von 9. bis 18. August wird dort das Theaterstück “Zwischen Himmel und Hölle” aufgeführt. Damit ich das Schreiben nicht komplett verlerne (und aus nepotistischen Gründen; meine Tante ist bei dem Stück die Regieassistentin), wollte ich ein wenig davon erzählen. Außerdem geht es darin um den Weltuntergang…
Bei der Ausgangssituation für die Handlung des Stücks hat sich der Autor Marcus Born beim Film “Dogma” inspirieren lassen. Nach seinem Tod ist Eulenspiegel natürlich in die Hölle gekommen. Der Teufel hat Gott allerdings zu einer Wette überreden können: Gott soll es schaffen, Eulenspiegel innerhalb einer Woche zu einem frommen Mensch zu machen. Also begibt sich Till in den Himmel und macht dort nur Unsinn und keine Anstalten, fromm zu werden. Verliert Gott nun aber die Wette, dann ist das ein Beweis dafür, dass er nicht unfehlbar ist und die Welt geht unter. Abgesehen davon geht Till Gott enorm auf die Nerven. Die Erzengel schlagen vor, ihn für eine Woche auf die Erde zu schicken. Dann hat Gott seine Ruhe und Eulenspiegel kann dort unter Aufsicht der Engel versuchen, wieder ein frommer Mensch zu werden. Till Eulenspiegel erwacht also (in seinem berühmten vertikalen Sarg) wieder zum Leben und kehrt zurück nach Mölln. Dort muss er sich mit einem korrupten Bürgermeister, einem hinterhältigen Pfarrer und einem einem verliebten aber talentlosen Poeten herumschlagen.
Ich habe nicht viel Ahnung vom Theater (das letzte Theaterstück muss ich wohl vor ungefähr 20 Jahren in der Schule gesehen haben). Irgendwie hab ich mich dafür nie begeistern können (obwohl ich die Stücke von Goethe, Schiller, Shakespeare & Co immer gerne gelesen habe). Ich kann daher keine wirklich kompetente Theaterkritik abliefern. Aber bei diesem Stück geht es ja auch nicht um hohe Literatur, sondern um Unterhaltung. Und unterhaltsam war “Zwischen Himmel und Hölle” auf jeden Fall.
Schon die Kulisse ist eindrucksvoll. Es handelt sich um keine klassische Theaterbühne. Gespielt wird am Möllner Marktplatz, dessen mittelalterliche Häuser schon ganz ohne Theater sehenswert sind. Wenn sie dann aber auch noch in die Aufführung eingebunden werden, dann wirkt das besonders gut. Es ist auch nicht einfach “nur” Theater. Die (zumindest in der Szene) bekannte Folkband Horch unterstützt die Aufführung und ihre Lieder werden in das Stück eingebaut. Ebenfalls Teil des Stücks ist eine tolle Feuershow von Musical-Sängerin Sabrina Wolfram, die die Hexe spielt. Neben Wolfram sind auch noch andere professionelle Schauspieler dabei, z.B. Urs-Alexander Schleiff, Heidelinde Helene Schuster und Rudi Lenk. Till Eulenspiegel selbst wird vom “offiziellen” Möllner Eugenspiegel gespielt und obwohl Mario Schäfer kein hauptberuflicher Schauspieler ist, habe ich in seiner Perfomance keinen großen Unterschied zu den professionellen Kollegen erkannt.
Mölln, vom Wasserturm aus gesehen (der übrigens ein nettes kleines naturwissenschaftliches Museum beherbergt)
Mölln ist wahrscheinlich für die meisten meiner Leserinnen und Leser ein wenig zu weit weg. Aber wenn ihr in Schleswig-Holstein oder Hamburg wohnt, dann kann ich euch nur empfehlen, zu den Eulenspiegel-Festspielen zu kommen – und das nicht nur aus den schon oben erwähnten nepotistischen Gründen. Mölln an sich ist schon eine wunderbare Stadt in der es viel zu sehen gibt. Die Möllner Seen eignen sich hervorragend zum Baden und die Landschaft rund herum ist auch super – und übrigens voll mit interessanten Geocaches, falls ihr so etwas gerne macht (Und Nein, zur Möllner Tourismusbehörde habe ich keine Kontakte, ich finde die Stadt wirklich äußerst nett). Wenn das Wetter mitspielt, dann sind die Eulenspiegel-Festspiele ein guter Anlass, um sich die Stadt mal anzusehen und “Zwischen Himmel und Hölle” ein Stück guter Unterhaltung für einen Sommerabend. Wenn ihr euch tatsächlich entschließt, es euch anzusehen, dann würde ich mich über Feedback freuen. Das fertige Stück habe ich ja noch nicht gesehen; ich war nur bei den verschiedenen Proben anwesend.
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