Während meiner Auszeit erscheinen hier einige Gastbeiträge von anderen Bloggern. Wenn ihr auch Lust habt, euer Blog (euren Podcast, euer Videoblog, etc) hier vorzustellen oder einfach nur mal einen Artikel schreiben wollt, dann macht mit!
Heute gibt es einen Artikel von Bruno Steininger alias Lapideus. Er wurde 1977 in Wien geboren, ist ausgebildeter Astronom und arbeitet in der IT. Er ist verheiratet und Vater zweier Söhne. Wenn er nicht gerade Zeit mit seiner Familie verbringt, arbeitet oder zum zweiundneunzigsten Mal HHGTTG liest, verfasst er Kurzgeschichten und andere Texte. Darüber hinaus publiziert er in seinem Blog lapideus.at Beiträge zum Thema Schreiben.
Ich mag es, anderen vorzulesen. Hab ich schon in der Schule gern getan. Das Vorlesen von Texten war eine der wenigen Aufgaben im Deutschunterricht, zu denen ich mich immer freiwillig gemeldet habe.
Meine Mitschüler waren allerdings kein besonders gutes Publikum (Sorry, Leute!). Meine beiden Söhne sind da schon um einiges dankbarer. Mein Großer liebt seine Bilderbücher über alles und kann sie gar nicht oft genug vorgelesen bekommen. Einige von diesen Büchern werde ich wohl noch in ein paar Jahren fehlerlos rezitieren können.
Ich verrate Ihnen ein kleines Geheimnis: Auch meiner Frau lese ich vor. Jeden Abend, schon seit vielen Jahren. Ich weiß nicht, wie viele Bücher ich ihr bereits vorgetragen habe. Es müssen wohl einige Dutzend gewesen sein.
Aber wie gesagt: Ich tu es gern. Es macht mir Spaß.
Textmelodie
Doch warum macht es mir Spaß?
Einerseits natürlich, weil es eine wunderbare soziale Interaktion ist. Ohne Zweifel.
Aber das ist nicht der einzige Grund. Es geht mir auch um die Melodie eines Textes. Um seinen Rhythmus. Beides kommt durch das laute Vorlesen erst so richtig zur Geltung. Der Text wird dadurch zu einem viel intensiveren Erlebnis.
Wie ein Schauspieler spricht man Dialoge mit einem Mal so, als würde man auf der Bühne stehen oder vor einer Kamera. Die Figuren werden lebendiger, das Buch erhält eine völlig neue Dimension.
Eigene Texte verbessern
Vorlesen macht aber nicht nur Spaß, es ist auch nützlich. Es kann dazu dienen, die Qualität der eigenen Texte zu steigern.
Falls Sie diese Methode noch nicht kennen, schlage ich Ihnen ein Experiment vor: Schreiben Sie einen Text. Überarbeiten Sie ihn, bis er Ihnen stimmig erscheint, und dann lesen Sie ihn. Lesen Sie ihn gründlich.
Zufrieden damit? Gut!
Und jetzt lesen Sie ihn sich selbst laut vor.
Fertig? Dann mal ehrlich: Wie oft sind Sie irgendwo gestolpert, als ob der Text an dieser Stelle ein Schlagloch hätte? Wie oft hatten Sie das Gefühl, dass zwei Sätze sich in ihrem Rhythmus, in ihrer Melodie zu ähnlich sind? Wie oft hatten Sie das Gefühl, dass ein Absatz plötzlich nicht mehr homogen wirkt?
Öfter, als Sie es für möglich gehalten hätten, oder?
Ein wichtiges Werkzeug
Das laute Vorlesen meiner eigenen Texte ist für mich ein unverzichtbares Werkzeug geworden. Ich bin jedes Mal aufs Neue erstaunt, wie viele Fehler/Schlaglöcher/hässliche Melodien ich finde, obwohl ich bereits der festen Überzeugung war, dass der Text in Ordnung sei.
Die Methode lässt sich übrigens auf jede Art von Text anwenden. Es ist völlig egal, ob es sich um eine Kurzgeschichte, einen Zeitungsartikel oder eine wissenschaftliche Publikation handelt.
Oder um ein Posting wie dieses hier.
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