Kometen interessieren uns meistens dann, wenn sie in der Nähe der Erde vorbei fliegen. Denn wenn sie groß genug sind, besteht die Chance, dass sie einen beeindruckenden Kometenschweif entwickeln den wir dann oft auch ganz ohne Teleskop sehen können. Aber was macht der Komet, wenn er seinen Besuch bei der Erde beendet hat? Wo geht er hin, wenn sein Trip in die Nähe der Sonne vorbei ist? Dann geht er dorthin zurück, wo er her kommt. Zurück in das äußerste Sonnensystem. Das ist für uns dann nicht mehr sehr spektakulär weil wir ihn nicht mehr sehen können. Der Komet selbst allerdings kann durch diese Reise verändert werden. Zumindest dann, wenn es sich um einen großen Kometen handelt. Einen großen Kometen wie Hale-Bopp.
Ein Komet sieht die meiste Zeit über gar nicht so spektaktulär aus, wie wir uns das immer vorstellen. Meistens ist er einfach nur ein großer oder kleiner Felsbrocken. Ein Felsbrocken aber, der jeder Menge Eis enthält. Und sollte er in die Nähe der Sonne gelangen, dann wird es warm genug, damit dieses Eis verdampfen kann. Es reißt dann jede Menge Staub von seiner Oberfläche mit sich und und der Komet hüllt sich eine Koma. Diese Staubhülle kann viel größer werden als der Komet selbst und im Sonnenlicht hell leuchten. Der Sonnenwind, also die von der Sonne ausgehende Teilchenstrahlung, bläst einen Teil der Koma davon und erzeugt so den beeindruckenden Schweif des Kometen.
Wenn der Komet sich dann wieder auf den Rückweg ins äußere Sonnensystem macht, dann hört diese Aktivität auf und er wird wieder ein simpler Felsbrocken. Bei der Beobachtung des Kometen Hale-Bopp haben Astronomen nun aber sehr interessante Veränderungen gefunden.
Hale-Bopp wurde 1995 entdeckt und kam 1997 an der Erde vorbei. Damals war er am Himmel auch mit bloßem Auge zu sehen und entsprechend spektakulär. Seit damals ist er wieder auf dem Weg, zum fernsten Punkt seiner Bahn der 370 Mal weiter von der Sonne entfernt liegt als die Erde. Erst in knapp 2500 Jahren wird er wieder in die Nähe unseres Planeten kommen.
Momentan befindet er sich knapp hinter der Bahn des Planeten Neptun, bei einer Entfernung von 32 Astronomischen Einheiten. Er hat also schon alle Planeten hinter sich gelassen und ist unterwegs in Richtung Kuiper-Asteroidengürtel. Astronomen aus Ungarn und den Niederlanden haben ihn auf seiner Rückreise verfolgt und Bilder von ihm gemacht. Gyula Szabó von der Konkoly-Sternwarte und seine Kollegen mussten dazu allerdings das Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte ESO benutzen, in normalen Teleskopen war der Komet schon lange nicht mehr gut zu sehen. Aber auch im Großteleskop ist Hale-Bopp nur noch ein kleiner Lichtpunkt, so wie hier auf dieser Aufnahme die Szabo und seine Kollegen im Oktober 2011 gemacht haben:
Szabo und seine Kollegen haben die Helligkeit des Kometen während seines ganzen Wegs von der Erde zurück ins äußere Sonnensystem verfolgt. Dabei haben sie festgestellt, dass er natürlich immer dunkler wurde. Sie sahen aber auch, dass dieser Abfall nicht ganz so gleichmäßig war, wie erwartet. Und das Hale Bopp immer noch heller ist, als andere Kometen. Hier sind die Messungen:
Auf der x-Achse ist die Entfernung von der Sonne aufgetragen, auf der y-Achse die Helligkeit, wie in der Astronomie üblich in der Einheit “Magnitude” (je größer die Magnitude, desto geringer die Helligkeit). War Hale-Bopp anfangs noch ein Objekt mit einer Magnitude knapp unter Null (und damit so hell wie hellsten Sterne am Himmel), liegt seine Helligkeit nun bei etwa 24 Magnituden. Es ist schon erstaunlich genug, dass man die Helligkeit von Hale-Bopp über diese Spanne von 25 Magnituden verfolgen konnte. Das entspricht in etwa dem Unterschied zwischen hellem Tag und dunkler Nacht!
Man sieht außerdem dass der Komet etwa auf der Höhe der Saturnbahn – bei circa 10 astronomischen Einheiten – nochmal einen kleinen Aktivitätsausbruch hatte. Normalerweise erwartet man ein Ende der kometaren Aktivität schon viel früher, bei etwa 3-5 AE. Hale-Bopp war aber deutlich länger aktiv. Die Astronomen führen das auf die andauernde Ausgasung von Kohlenmonoxid aus dem Kometenkern zurück (im Bild ist der dadurch erwartet Abfall der Helligkeit in Blau eingezeichnet). Bei circa 30 AE wurde Hale-Bopp aber deutlich dunkler, die Aktivität hat nun endgültig aufgehört. Allerdings erst viel weiter draußen, als man bisher angenommen hatte. Zum Vergleich haben die Astronomen auch noch die Helligkeiten anderer Kometen (schwarze Symbole) in das Diagramm eingezeichnet. Sie liegen alle unter der von Hale-Bopp.
Hale-Bopp ist also immer noch viel heller als all die anderen Kometen. Die Astronomen nehmen an, dass er sich auf dem Weg nach draußen eine glänzende Schicht aus Eis zugelegt hat. Normalerweise wird der ganze Staub und das ganze Eis ja ins All geblasen. Hale-Bopp ist aber ein großer Brocken. Er durchmisst knapp 30 Kilometer und hat deswegen auch eine nicht zu vernachlässigende Anziehungskraft (zumindest auch der Sicht von winzigen Staub- und Eisteilchen). Die Geschwindigkeit mit der die Eisteilchen durch das Ausströmende Gas ins All geblasen werden ist ungefähr so groß wie die Fluchtgeschwindigkeit an der Kometenoberfläche. Im Mittel zumindest, in der Realität finden sich immer genügen Teilchen, die langsamer sind und vom Kometen festgehalten werden. Hale-Bopp ist also noch einmal schön überfroren und diese Eisschicht reflektiert das Licht stärker als es der nackte Fels tun würde.
Kometen gehören zu den beeindruckensten Himmelskörpern, die wir mit freiem Auge sehen können. Und vielleicht haben wir 2013 Glück und können wieder einen sehen. Aber selbst wenn das große Spektakel vorbei ist und der Komet wieder auf dem Rückweg in sein dunkles und fernes Zuhause ist, lohnt es sich, ihn zu beobachten!
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