Ich habe hier im Blog ja schon viele Bücher rezensiert, darunter auch das eine oder andere Comicbuch. Ein “Lustiges Taschenbuch” war bis jetzt allerdings noch nicht darunter. Dabei waren es genau diese Bücher, die mich damals überhaupt zum Lesen gebracht haben. Als ich mit 7 Jahren einen schweren Fahrradunfall hatte und den ganzen Sommer im Bett gelegen bin, habe ich mich durch alle verfügbaren LTBs gelesen und ich habe die Geschichten um Donald Duck und Mickey Maus wirklich geliebt! (Ich behaupte sogar, dass ich aus diesen Büchern viel gelernt habe – da gab es jede Menge literarische Anspielungen – an das LTB 66 erinnere ich mich zum Beispiel heute noch genau; daraus stammt im wesentlichen mein ganzes Wissen über den “Ring der Nibelungen” von Wagner). Irgendwann, so um 1990 herum hab ich dann aber aufgehört, die Bücher zu lesen. Aber vor einigen Tagen habe ich dann doch wieder zugegriffen. Denn das Lustige Taschenbuch Nummer 434 trägt den Titel “Das Orakel der Maya” und wenn selbst in Entenhausen über den Weltuntergang 2012 diskutiert wird, dann muss ich mir das mal näher ansehen.
Ich weiß ja nicht ob es an der Nostalgie liegt, oder ob die LTBs früher wirklich besser waren. Das LTB 434 war zwar nicht unbedingt schlecht. Die Geschichten waren ok und die Dracula-Parodie ganz originell. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Geschichten früher anspruchsvoller waren. Zu meiner Zeit gab es noch eine durchgehende Rahmenhandlung mit “Vorgeschichte” und kleinen Zwischenstories (Wie lange gibt es denn die schon nicht mehr? Ok, meine Bücher sind wirklich alt, die sind teilweise noch auf nur jeder zweiten Seite farbig). Die Enten- und die Mäuse-Welt wurden nie vermischt. Und die Geschichten hatten mehr Tiefgang und waren länger – kommt mir jedenfalls so vor. Ich war ja immer ein großer Fan von Phantomias – und von der Geschichte “Maskierte Kontrahenten” im LTB 434 ziemlich enttäuscht. Da fehlte die Originalität und die witzigen Gadgets aus den alten Geschichten (Ehrlich, gegen die Geschichte “Die Verwandlung” im LTB 41 können sich “Batman Begins” und ähnliche Stories nur verstecken).
Aber egal – es geht ja um den Weltuntergang. Die Geschichte ist die letzte im LTB 434 und heißt “Das Orakel der Maya”. Autor ist Fausto Vitaliano und die Bilder stammen von Giorgio Cavazzano. In Entenhausen herrscht Weltuntergangsstimmung. Die Medien sind voll mit Katastrophen, die angeblich im Dezember 2012 passieren sollen. Nur einer glaubt nicht daran und hat seine eigenen Pläne: Dagobert Duck nutzt die Gelegenheit natürlich, um Geld zu verdienen. Er dreht Kinofilme über den Weltuntergang, bringt Computerspiele heraus und hat sogar einen eigenen Fernsehsender, in dem diverse “Wissenschaftler” ihre Katastrophenszenarien unters Volk bringen dürfen. Und so wie ihre realen Gegenstücke wollen die natürlich auch hauptsächlich ihr Zeug verkaufen und reagieren verstimmt, wenn man sie kritisiert:
So weit ist die Geschichte noch witzig und eine nette Parodie auf die tatsächlichen Weltuntergangsspinner. Dann aber kommt Genius Primus von Quack und meint, eine alte Maya-Inschrift entziffert zu haben, laut der ein Komet auf Kollisionskurs mit der Erde sei. Mit einem von Daniel Düsentrieb erfundenen “Asteroidenannullator” macht man sich auf den Weg nach Mexiko, um die Welt zu retten (natürlich auf Rechnung, sonst würde Dagobert Duck ja nicht mit machen). In Mexiko, bei einem genaueren Studium der Inschriften entdeckt man aber dann, dass der Komet kein Komet ist, sondern ein Bruchstück des Planeten “Minverva”. Der befand sich früher zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter, war von den “Nabuu” bewohnt, die ihn aber schlecht behandelten, bis er vor lauter Umweltverschmutzung explodierte und so den Asteroidengürtel bildete. Ein paar Nabuu flohen zur Erde, lehrten dort die Maya und brachten ihnen alles über Astronomie et al. bei und versteckten sich bis heute auf der Erde. Das Bruchstück des Planeten kommt nun vorbei, um sie wieder einzusammeln. Was dann auch passiert. Dagobert stellt die Rettung der Welt trotzdem in Rechnung und damit der Erde das Schicksal von Minerva erspart bleibt, wird aus dem Katastrophen-Fernsehsender ein Ökokanal, auf dem der Umweltschutz beworben wird.
Naja. Wie ich schon sagte. Ich hab das Gefühl, dass die Geschichten früher besser waren. Der ganze Teil mit Minvera, dem Asteroidengürtel und den Aliens, die die Menschen unterrichten ist nur eine Nacherzählung diverser pseudowissenschaftlichen Thesen (es sind VIEL zu wenig Asteroiden im Gürtel, um da einen Planeten basteln zu können) der die Originalität und die intelligente Verfremdung fehlt, die in früheren LTB-Parodie zu finden waren – zum Beispiel die literarischen Parodien aus LTB 58 (“Donald, Prinz von Duckenmark” oder “Im Kielwasser der Schönen Leokadia”) oder das LTB 119 mit dem Marco-Polo-Mehrteiler, einer meiner Lieblingsgeschichten.
Ich weiß nicht, wer heutzutage eigentlich die Zielgrupper der Lustigen Taschenbücher ist. Aber ich hoffe, dass die jüngeren Leserinnen und Leser die Geschichte über den Weltuntergang als das sehen, was sie ist und sich von der reißerischen Aufmachung des Buchs (Rückentext: “Warning: 2012 droht der Weltuntergang! Sagen die Mayas. (…) 8 Geschichten vor dem Weltuntergang. Schnell lesen, bevor es zu spät ist”) nicht irritieren lassen. Wer regelmäßig Bücher liest – selbst wenn es “nur” LTBs sind – sollte eigentlich in der Lage sein, solche Sachen richtig einzuordnen.
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