Wenn ich bei Vorträgen vor Kindern über die Himmelskörper spreche, dann kennen viele von ihnen schon die Namen der Planeten. Bei der erst vor wenigen Jahren neu geschaffenen Klasse der Zwergplaneten ist das anders. Von denen gibt es zwar momentan nur fünf, aber wenn, dann ist höchstens Pluto bekannt. Wenn ich dann aber von den anderen drei erzähle, ist der Liebling der Kinder immer sofort der Zwergplanet Makemake. Diesen Namen finden sie jedes Mal höchst amüsant.
Ursprünglich trug das Objekt mal die Bezeichnung 2005 FY9 (damals wurde es noch wie ein Asteroid klassifiziert). Die Entdecker selbst nannten ihn aber “Easterbunny”, also Osterhase, weil er am 31. März 2005 entdeckt wurde, also kurz nach Ostern. Als der Zwergplanet dann im Jahr 2008 offiziell benannt wurde, wollte man diese Beziehung zu Ostern aufrecht erhalten und entschied sich für den Namen einer Gottheit von der Osterinsel: eben Makemake.
Bei den Zwergplaneten steht ja vor allem immer der Konflikt zwischen Pluto und Eris im Vordergrund. Ist Eris größer als Pluto? Ist Pluto größer als Eris? Sind beide ungefähr gleich groß? Dabei sind Ranglisten dieser Art nicht sonderlich wichtig. Viel interessanter ist die Beschaffenheit dieser Himmelskörper. Ihr innerer Aufbau, ihre Oberfläche, ihre Atmosphäre, und so weiter. Denn über die kleinen Eisplaneten am Rand des Sonnensystems wissen wir immer noch sehr wenig. Außer unscharfen Lichtpunkten haben wir keine Bilder dieser fernen Objekte und es wird noch bis 2015 dauern, bevor die Raumsonde New Horizons an Pluto vorüber fliegt und die ersten echten Aufnahmen seiner Oberfläche machen wird. Und bis man die viel weiter entfernten anderen Zwergplaneten sehen wird können, wird noch viel mehr Zeit vergehen (vor allem, weil New Horizons nicht zu ihnen fliegen wird).
Trotzdem geben sich die Wissenschaftler Mühe. Durch ausgeklügelte Modelle und lange Beobachtungen fand man zum Beispiel einen dunklen Fleck auf der Oberfläche des Zwergplaneten Haumea. Besonders hilfreich für die Charakterisierung dieser fernen Himmelskörper sind aber die Sterne. Wenn ein Zwergplanet vor einem Hintergrundstern vorüberzieht, dann verdunkelt er für kurze Zeit dessen Licht. Es gibt eine Mini-“Sternenfinsternis” und aus der Art und Weise wie sie abläuft, können die Astronomen viel lernen. 1988 beobachteten Wissenschaftler, wie Pluto einen Stern bedeckte. Das Licht des Sterns verschwand nicht abrupt, sondern wurde graduell dunkler und dann wieder heller. Das bedeutet, dass Pluto eine Atmosphäre haben muss, durch die das Licht des Sterns langsam abgeschwächt wird, bevor sich Pluto komplett vor den Stern schiebt. Ähnliche Beobachtungen zeigten, dass Eris keine Atmosphäre besitzt. Hier verschwand das Licht sofort. Auch die Größe eines Planeten lässt sich bei einer Bedeckung sehr genau messen.
Die Astronomen waren also erfreut als sie merkten, dass auch Makemake vor einem Stern vorüber ziehen würde. Falls es jemanden interessiert: Der fragliche Stern heißt NOMAD 1181- 0235723 und hat eine Helligkeit von 18 Magnituden. So sieht es aus, wenn sein Schatten über die Erde wandert:
Es geschah am 23. April 2011 und kürzlich wurden die ausgewerteten Daten veröffentlicht. So sahen die Lichtkurven aus, die verschiedene Teleskope für die Bedeckung gemessen hatten:
Man erkennt deutlich, wie die Helligkeit des Sterns zum Zeitpunkt der Entdeckung übergangslos kleiner wird (Da die Teleskope sich an verschiedenen Orten befanden, fand die Bedeckung zu unterschiedlichen Zeitpunkten statt – darum sind die Kurven im Bild nicht alle exakt übereinander). Makemake hat also keine Atmosphäre! Dabei wäre das durchaus möglich gewesen. Pluto hat ja immerhin eine, wenn sie auch sehr dünn ist. Eris ist viel weiter draußen und viel kälter; zu kalt für eine Atmosphäre. Seine Gase liegen alle gefroren als Eis auf der Oberfläche und das ist auch der Grund, warum er so viel Licht reflektiert und vergleichsweise hell ist. Makemake liegt zwischen den Bahnen von Pluto und Eris. Von der Temperatur her könnte es für eine Atmosphäre ausreichen – aber das hängt immer von der Art der Gase ab. Wenn es auf Makemake viel Stickstoff-Eis gäbe, dann könnte ein Teil des Stickstoffes sublimieren und eine Atmosphäre bilden. Aber offensichtlich gibt es kein Stickstoff-Eis auf Makemake… Es bestünde auch die Möglichkeit, dass Makemake keine globale Atmosphäre hat, sondern nur lokale “Atmosphärenblasen” in der Nähe von Regionen an seiner Oberfläche an denen es ein bisschen wärmer ist. Das lässt sich mit den bisherigen Daten nicht ausschließen.
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